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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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29 Kunstunterricht und Kunstpflege. — Kunstgeschichtliches. — Personalnachrichten. — Sammlungen. — Bermischtes. 30

^ordveutschlands uusicher, ziellos, schivaukeiid; die 3ie-
sultate sind Stückwerk!

Der langen Rede kurzer Sinn ist eine bescheidene
Tlwhrheit, die wir Deutschen uns scheuen anzuerkeiinen,
oft sie in der letzten Zeit auch schon ausgesprochen
nämlich, daß wir trotz unscrer Siegc und unserer
^illiarden, unserer Dichter und unserer philosophischeu
^hsteine eine wahre und volle Kultur noch nicht
loben, so lange die Kunst nicht ein Lebenselement unseres
^vlkes, sondern etwas Zufälliges, Nebenherbetriebenes,
Aschenbrödel unter den andern geistigcn Kindern
Deutschlands ist. L.

Lllnstuiitcrricht und Kunstpflege.

8. Düffeldorf. Mit dem Wintersemester ist der Land-
Hastsmaler Eugen Dücker als Lehrer der Landschastsklassc
uiperer Akademie mit dcm Titel Professor angestellt worden,
svoriiber wir uns um so mehr freuen, als wir den Riicktritt
°uses ausgezeichneten Künstlers von der provisorischen Leitung
verselben im Herbste vorigen Jahres lebhaft bedauerten. Die
Awischen eingetretene gllnstige Wendnng zu einer sorgsameren
Mege aller Kunstangetegenheiten in Preußcn hal auch zu
Mer schönen Erfnllung allseitiger Wiinsche geführt, und Herrn
TsUcker bewogen, die Stellung endgültig wieder zu überneh-
we„, welche ihm vor einein Jahre nnter Bedingungen ange-
vvten wurde, die ihn damals zu einer Ablehnung veran-
'll>ßten.

^ ^ Das k. Kupferstich- und Handzeichnungskabinet in
^cünchen wurde von der Unterordnung unter den Direktor
ver Centralgemäldegalerie befreit uud direkt dem Kultus-
»Unisterium nnterstellt. Zngleich gründete man eine zweite
Mservatorenstelle und übertrug dieselbe dem durch seine
Mtwirkung an der Redaktion des Allgemeinen Kiinstler-
sspikons und zahlreiche kleine kunstwisseuschaftliche Arbeiten
rnhnilich bekannten 1)r. Wilhelm Schmidt. Hoffentlich darf
>u diesem Borgange ein Beweis dafür erblickt werden, daß !
Uun auch in die Verwaltung der öfsentlichen Kunstsammlungen ^
^cünchens cin anderer Geist eingezogen ist.

üiliiflgrschichtliches.

« Zn der reformirten Kirche zu Horgen in der Schweiz
wnrden am II. Oktober zwei Freskogemälde enthüllt, welche
vfr Gemeindcpräsident Herr Julius Stapfer in die Kirche
lUslete. Dieselben sind von Cataneo Barzaghi ausgeführt
Und stellen die Gesetzgebung Mosis und Christi Bcrgpredigt
dar. Die Ausschmückung ei'ner resormirten Kirche mit Fresko-
bildern ist ein völlig neues Unternehmen, das natürlich gegen
große Vorurtheile änzukämpfen hat, das aber, wenn es Nach-
uhmung finden follte, gewiß nur von wohlthuendem Einfluß ^
aus die Entwicklung der erusten Kunst werden kann.

persoiiaiilachrichicli.

vr. Max Jordan ist von Leipzig nach Berlin überge-
Üedelt und hat sein Amt als Direktor der Nationalgalerie
uugetreten.

Professor L. Knaus siedelt nächste Ostern definitiv nach
'Oerlin über.

Sammliiiigeil iiild Äilgstellungeii.

-ir Berliner Bau-Ausstellung. Aus Anlaß des in den
Utzten Septembertagen in Berlin abgchaltenen Kongresses
veiitscher Architekten und Jngenieure sand dort vom 13. bis
v. M. eine Ausstellung statt, welche das Gesamnitgebiet
oes Bau- und Jngenieurwesens nebst den dazu gehörigen
vekorativen Küusten und bauwissenschaftlichen Publikationen

umfaßte. Der Gedanke war aus der Jnitiative des Berliner
Architektenvereins hervorgegangen und mit lebhafter Mner-
stützung der Bauindustriellen und Fabrikanten von einem nm-
sichtigen nnd rührigen Kvmite rasch und glücktich durchgcsnhrt.
Die Ausstellung sand iu dem großen lichteu Saale dcs Exer-
cierhauses des 2. Garde - Regiments (Karlstraßc 12) und in
dem dazu gehörigen Gaiten statt, welcher dec Aufstcllung von
Maschinen, größereu Gebändetheilen und einer Restanraiion
frenndlichen Rauin bot. Die Aussteller waren meistens Ber-
liner; nnr cinige wenige noiddeutsche Städte waren außerdem,
jedoch ziemtich spartich, veitreten. Der in 2c> Gruppcn eingc-
thcilte Katalog zählt im Ganzen 505 Nummern. Die An-
ordnung war derartig, daß in der Mitte, an dcr durchgezogenen
Langwand und in den durch rechtwinklig aus dieselbe stoßendc
Qnerwände gcbildeteu Kompaitimenlcn die eigentliche Archi-
tektur ihreu Platz gefunden hatte: in Entwürsen, Plänen,
Aquarelleu, Photographien und Modellen wurde uns hier
alles Wichtige und Neue aus dem Bauleben speeicll Berlins
übersichtlich vorgesührt. An den Fensterwäuden und an den
beiden Schmalseitcn der Hallc enthielten Reihen von weiteren
Koinpartiineuten die Erzeugnisse der dckorativen Künste nnd
der banwissenschasllichen Literatur. Zwischen Fahnen und Ban-
nern hingcn zahlrcichc Metall- nnd Krystallkronlcuchter aus
den berühintesten uorddcutschen Werkstätten von der Decke
herab. Das Ganze machte cinen ebenso reichen wie durch die
leichtc Ucbcisichtltchkcit dcr Anordnung wohllhuendcn Eindrnck.
Die kritische Würdigung der ausgestellten Objekte müssen wir
den Fachblättecn für dic Bau- ünd Jngenieur-Wisseuschaften
überlassen. Hier nur so viel, daß die Ausstellung besonders
von dem rührigen Streben, das gegenwärtig in den architek-
tonischen Kreisen Berlins herrscht, ein überraschendes Bild
darbot. Jst dieses Bild auch nicht in allen Pnnkten ein er-
freuliches und entfernt sich der herrschende Charakler der archi-
tektonischen Physiognonne Berlins auch mehr und mehr von
der klassischen Einfachheit, oft freilich Nüchternheit, früherer
Perioden, so ist doch der Drang nach energischem Fortschritt
im wellstädtischen Sinne unverkennbar, und namentlich im
Gebiete der Privatarchitektur eine Fülle schöner Erfolge zu
begrüßen.

Drnnischtr tlachrichtc».

Ileber Adolf Hildebrand's Ndam machl uns ein
Freund, der das Wachsmodell gesehen, einige nähere Mit-
theilungen. Der Künstler faßte Adam im Sinne Raffael's
als die Blüthe der Menschheit, als den Jdealmcnschen auf;
in jugendlicher Schönheit — der leichte Bart deutet das Alter
an, in welchem der Jüngling eben zum Manne heranreift —
stcht dic edle Gestalt da, das sinnende Haupt anf den Apfel
gerichtet, den die hohle rechte Hand hält. Ausdruck und Hal-
tung athmen das gänzliche Bersunkensein in sich selbst; die
Gestalt ist ersüllt von jener tiefen plastischen Ruhe, welche den
klassischen Gebilden der Alten eigcn ist. Aber auch hier wieder
— wie bei Hildebrand's ersten Werken — haben wir es keines-
wegs mit der Wiederholung eines bestimmten Motivs der Antike
zu rhun. Er empfindet, wie dieAllen und das macht seine
Schöpsungen den ihrigen ebenbürtig. Die Statne wird
lebensgroß in Marmor ausgesührt, wie wir bereits gemeldet
haben, für das Leipziger Museum. Jn einem Jahr etwa
dürfte fie vollendet sein. — Die Leser wird es serner
interessiren, zu ersahren, daß der Künstler sich in Florenz sein
Heim gegründet hat nnd zwar aus originelle Weise. Er
kaufte uämlich das alte, längst aufgehobene Franziskaner-
kloster, welches vor Porta S. Frediano anf dem Wege nach
Bellosguardo liegt nnd vom Magistrat von Florenz letzten
Winter versteigert wurde, um den Preis von 29,000 Francs
an und richtete in dem wcitlänfigen Gebäude für sich nnd
einen Freund Ateliers ein. Das frühere Resektorium, ein
Saal von 60 Fuß Länge, dient unserm jungen Meister als
Werkstatt.

« Der Neubau dcr Wiener Akademie ist in den lctzten
Wochen schnell vorgeschritten. Die Hauptmasie des Gebäudes
hat bereits den Dachkranz erreicht; nur die vier Eckthürme
fehlen noch und anch diese glaubt Meister Hansen noch in
diesem Herbst unter Dach bnngen zu können. Für die male-
lische Ausschmückung des Gebäudes werden gegenwärtig Ent-
würfe ausgearbeitet und auch der Plastische Schmuck ist zum
großen Theil in der Ausführung begriffen.
 
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