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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Das Schicksal der Kunstwerke Unteritaliens
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Verschiedenes und Inserat
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0042

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Rekrolog. — Kunstgeschichtliches.

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Alaimigfaltigkeit wie das letztere, natürlich nnter
'^cheidencrcn Vcrhältnisscn.

Das Atrium des Museums von Capua erinnert
^ Barghello in Florenz. Hicr fallen zunächst schöne
^ eliefstücke von der Marmorbekleidung des antiken Amphi-
^eaters auf. Ferner eine Anzahl alter Sarkophage,
^unter auch ein sehr merkwürdiger aus der Zeit Con-
Auf der flachreliesirten Vorderseite desselben

^uulin's.

^alten zmei schwebende Tritonen eincn Diskus, welchen
"" Kreuz mit dem Monogramm Christi durchschneidet.
^ueben steht der Hexameter:

Domini siAno inoritur uk ko8to inuii^no,
^uis^nis in lloo tunrnlo sudrocxuiosoit koino:
"Durch dies Zejchen des Herrn wird Schutz vor mißgünstigem
Zn Feinde,

elchxx Mensch auch dereinst in dieses Grab wird gelegt."

^Nan reihen sich mittelalterlichc Grabdenkmäler, hoch-
dei^!^^ Ritterbildnisse mit dem Hunde, dcm Sinnbilde
llehnstrcue, zu den Füßcn; dann solche aus dem
^/Uguecento. Hier hat man auch den traurigen Rest
wev sjj^. deutsche Geschichtc besonders wichtigen
^ uuniiientes aufgestellt, den Torso der in Deutschland
reits verschollen gcglaubten, von den Capuanern dem
^Üen Kaiser Friedrich II. errichteten Statue. Der-
Elbe war auf dem Thronc sitzend dargestcllt; doch ist die
ulpturarbeit nur als mittelmäßig zu bezeichnen. Jhre
'storischx Bedeutung übertrifft bei weitem die künst-
^usche. Leider fehlt der Kopf des Kaisers, dagegen
Uden wir hier noch die charaktervollen Köpfe der mit
^ui Kaiser einst zusammen aufgestellten kaiserlichen Räthc
^lsaddäus von Suessa und Petrus de Vineis. Ersterer,
berühmte Rechtsgelehrte sciner Zeit, war der beredte
uivalt seines Herrn vor Jnnoeenz IV. und 140 Prä-
EU, pjx zu Lyon über den Kaiser ohne gesetzmäßige
b urni pxx Vorladung den Fluch der Kirche aussprachcn,
dessen Vernehmen ThaddLus, welcher bereits an den
Ptigen Papst und an ein künftiges allgemeines Concil

kiir
^ K^


ige, Fürsten und Prälaten appellirt hatde, voll

erzweiflung an seine Brust schlug und die Versamm-
"Ug verließ. Er starb auf dem Schlachtfelde von Parma,
irueni unheilvollen zweiten Tage von Legnano, dcr selbst
b>r kaiserliche Kronc in die Hände des Pöbels fallen
Tragischer ist der Untcrgang des Petrus be Vineis,
e>ues Bürgers von Capua, der sich durch sein Genie
^us dem Staubc zum ersten Staatsmanne seiner Zeit
rmpvrgearbeitet hatte. Dicser genialste Minister und
vreiind des Kaisers fiel, wenn nicht durch cigene Schuld,
tr dvch Argwohn seines Hcrrn. Ein glänzender
'Oeweis der Lauterkeit und Hochhcrzigkeit ghibellinischcr
^rsinnung ift aber die der Stadt Capua ewig zum
^uhnie gereichende That, daß sie den großen Kaiscr an
^r Seite ihres unglücklichen Milbürgers, beide so im
^ude versöhnend, verherrlichte, eine That, die dcn Ruf

Capua's in der Römerzeit für uns Deutsche in den
Hintergrund zu stdllen verdient.

Die Jnnenräume des Museums enthalten eine sehr
reiche Sammlung oskischer und anderer archaischer Terra-
kotten, besonders Votivstatuetten von Gottheiten, im
Charakter vielfach von den etruskischen abweichend. Die
Sammlung altgriechischer Vasen enthält zwar keine her-
vorragende Exemplare, zeichnet sich aber durch eine
ziemliche Reichhaltigkeit aus. Sie ist iu dem Haupt-
saal aufgestellt, woselbst sich auch eine Sammlung
alter Waffen vorfindet. Jn der Sammlung antiker
Münzen sind besonders die Stäbte Tarent und Neapel
vertrcten. Wenig bedcutend ist die Gcmäldcsammlung.
Eine größere Anzahl Bilder werden dem Solimena
zugcschrieben.

Volle Ancrkennung vcrdient endlich die Stellung,
wclche in der neuen Aera Jtalicns die Benediktiner zu
Wissenschaft und Kunst einnehmen. Bei den drei wich-
tigsten Klöstern Unteritaliens, Subiaco, Monte Casino
und la Cava ist um deswillen die praktische Anwendimg
des Gesetzes, welche die Aufhebung der Klöster vor-
schreibt, noch beanstandct worden. Eine große Anzahl
von Codices mit Miniaturen, von der kunsthistorischen
Forschung noch nicht gehobene Schätze, sind in den-
selben noch erhalten. Die Bereitwilligkeit, mit welcher
dort für das Studium derselben dem Fremden freie
Hand gelassen wird, ist nicht genug anzuerkennen.

ck. U. L.

Nekrolog

8. Heinrich Philippi, Maler in Düsseldorf, starb da-
setbst den 16. Seplember nach langen Leiden im Alter Vvn
sechsunddreißig Jahren. Er war in Cleve geboren, absolvirte das
Gymnasium in Elberfeld, wo sein Vater Landgerichtspräsident
ist, und bildete sich in Düsseldorf, München und Rom zum
Künstler aus. Die Feldzüge von 1866, 1870 und 71 machte er
als Landwehroffizier nnt. Bei Königgrätz wurde er am Fuße
vcrwundel, und im letzten Kriege, wo er zur Bewachung der
sranzösischen Gesangenen nach Wesel kommandirt wurde, ent-
wickelten sich die Keime der Krankheit, von der er nicht ge-
nesen sollte. Philippi war ein vielseitig gebildeter Künstler,
der mit Ernst und Eifer nach hohen Zielen strebte. Von
seinen Bildern war in Komposition und Größe eine „Thus-
nelda im Triumphzuge des Germanicus" das Bedentendste,
doch wurde dasselbe in Farbe und Ausführung von seinen
spätern kleinen Darstellungen aus dem Leben der alten Römer
und Pompejaner weit übertrossen. Es ist sehr zu beklagen,
daß ein so frühzeitiger Tod seinem hofinungsvollen Schaffen
ein zu schnellcs Ziel gesetzt hat.

Luiistgcschichtliches.

Jan Iocst, der „Meistcr vom Todc Mariä". Unter
diesem Titel enthält die Augsb. Allg. Ztg. vom 28. Oktober
eincn Aussatz aus der Feder vr. O. Eisenmann's, welcher
darlegt, daß der bis jetzt vergeblich gesuchte Name des Meisters,
der bisher nach seinem bedeülendslen Bilde in der Münchener
Pinalothek der „Meister vom Tode Mariä" hieß, endlich
gefunden ist. Cisenmann schreibt: „Als ich vor eiiügen Wochen
auf einer längeren >Ltudienreise zum Zweck einer Neubearbei-
tung des Waagen'schen Handbuches der deutschen und nieder-
 
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