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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Kunstvcreuic. — Sammluugen und AuSstcllungeu.

362

36,

2^ Extraordiuarium für Kuiist- uud wissenschaftliche
En ^ und Errichtung von Deiikmälerii geforderlcu
sj. ^'wcn wurde» sämmtlich bcwilligt, auch dic für das Reiter-
der Friedrich Wilhelm's IV., wclches auf der Freitreppe
^ij,.^ationalaalerie errichtet wcrdeu soll. Es wurden der Kom-
l Moii pjx Pjjjnc über dic künstige Ausstattmig der Umge-
a. der Nationalgalcric vorgclcgt. Jm Auschluß an die
- Uchschließcnde Säulcuhallc sollcu auch die Räume sür die

tz.,/""Mmlung augelegt werden. Einc längcre Diskussion
U.^^aßte das Projekt der Regieruug, aus dcm heutigen
,»I"tbstück der Akadcmie, welches durch Aiikauf der daran
-i,I'°uelidcn Kascrne vergrößert werdcu soll, ein Gebäude her-
^Uellcu, wclches der Akademie der Künstc, der Akadcmic dcr
i»»i>°uschaftcii uiid den Kuiistausstcllllligcii zum Domicil dicneu
beii, ^chuders vie Zweckmäßigkcit diescs letzlercu wurde vielfach
dj,.s sktt, übcrhaupt aber der Raum zu becugt gefuuden, um
»>,i ' drcifacheu Zwecke zugleich zu genügeu. Ein uäheres
PjMeil belüclt man sich his zur Borlegnug des ausführlichen
-»s"tks v»», Die Erwerbung dcs Kaseriiciigruudstücks wurdc j
» sMehcißcu. Bcdcutende Summcn werdcu für Dllsseldorf
^ Wrdert, im Gauzen I,62lt,UÜN Mk. zum Ncubaii dcs abge-
sj^Miten Akademiegebäudes sv wie zur Abfinduiig der Stadt

-die Bauplätzc der Akademie uud eines Kniistgewerbemu
, unis, Die erstc Rate im Bctrage von 300,000 Mk. wurd
»willigt.


Lmislvrrruir.

s ll. ?. It Französisches Znstitut in Nom. Nachdem sei-
ar!E- dcutschen Reichsregicruiig iu Athen ein Jnstitiit für
,'chuvlogjsche Koirespondenz, wic cin solchcs bereits in Rom
. ueht, gegründet wordcu ist, hat die frauzösische Regierung,
^s^che j„ Athen schou früher cine vcrwaudtc Anstalt eingc-
j,jchtst hatte, nuii auch eine solche iu Rom gegrllndet. An
i>itze derselben wurde der verdieustvolle Herr Dumont
s. uellt. iimer desseu Leilung nicht alleiu die Kunstwerke der
«chsischeu Zeit, sonderu auch die der mittclaltcrlich-christlichen
jc, tst, für deren kritische Erforschung uoch so wenig geschehen
"> genaueren Uiitersilchungen untersteüt wcrden.

habe

Sammlmigtn iiilti Änsstrllnngrn.

^ Mimchcner Kunstvercin. Aus deu letzten Wochen
E, ich vor Allcm Rudolf Hirth's „Allerseelentag" als
uen ersrculichen Beweis seiner Rückkehr zum Guten zu
^uuen Fjjr die von Thoma vcrfolgte Richtuug absoluter
. aturwirklichkeit schwärmend, hatte sich der reich begabte junge
unstler vor einiger Zeit völlig verrannt. Nun aber war es
2 allzu frllh verstorbcneu Ramberg's Verdienst, ihn auf den
»usien Weg zurückzusühren. -lber'Hirth hat uoch Mauches
» " dem ahzulcge», was ihm ciue Zeit laug das Höchste schien,
d»»»», „löchte ich Walter Shirlaiv's, eiues andcru

QT.,

d-chulers vou Ramberg. cbenso origincll crfuudeue als har-
, °Nisch durchgeführte „Glockenprobe" höher stellen. v. Cha-
^°^«ki ist sehr sorgsältig und seinfühlend in der Wahl seiner

-. .wffe und bewies daS auch diesmal. „Hamlet und die Schau-
meler" jst keiu Stoff, den man mit Theatergarderobe abihut,
es j„ unseren Tagen Mode geworden. Je weniger äußere
i»^sgung in der ganzeu Scene verwerthet werden kauu, um
s. tsiuigender ist der Künstler darauf angewicsen, seine Per-
cn ^U zu charakterisiren. Hamlet, Polonius, Gllldenstern und
»"siukranz und die Schauspieler selbst sind keine Dutzend-
- Euschen, wie sie der Garderobeschueider ebeuso gut machen
j 'sit und vielleicht noch besser als der Maler. Der Prinz hat
Hintergrunde des Zimmers Platz aenommen, und hat eben
s»E Stelle von der Ermordung dcs Priamus deklamirt. Nun
sie der Schauspieler - zu Ende. Der Prinz folgt dem
d°^rage mit seiuer ganzen Seele, er hat seine Farbe'vcrän-
-. V, Thränen in den Augen, so daß Polonius den Schau-
w fwr biitet, abzubrechen. Er ist der Einzige, der für den
^rinzeu Augen gehabt, die beidcu Hosherren sind dem Vor-
-vM mit Ausmerksamkeit, die übrigen Schauspieler mit dem
L'wtesse des Kollegen gefolgt. v. Chachorski hat gewiffeuhaftc
uidien gemacht, aber Kostüme und Geräthe verständig unter-
j i°tonet. Sein Erfolg wäre sicher ciu größcrer gewesen, hätte
trä» "'ch' stber cin halbes Diitzend Lenbach'sche Por-
von ganz wunderbarer Schönheit zum Gegenüber gehabt,

eiuc Nachbarschaft. wie sie sich gefährlicher nicht dcukcn läßt.
Ein Theil derselben gehört der vou dem Künstier begonueiicii
Bilduißgalerie berühmter Zeitgcnosseu an: da siud Moltke,
Doelliuger und Gladstonc, aber uicht blos berühmtc Mänuer,
auch schöne Frauen, wie die Gräfin Lori Wittgenstein nnd Frau
Minghetti-Äcton, die Gemahlin des italienischeu Ministerprä-
sidcnten. Es ist nicht der wahrhaft bezauberndc Farbenrciz
allein, der diesen Bilderu einen so unwiderstehlicheu Rciz iiud
eineu so eminenten Werth verleiht, es ist die bis iu's tiesste
Jnuerste des Seelenlebens hinabgreifende geistvolle Ailffassling
dcs Mcisters, die iiu« durch das mit wunderbarer Freiheit
uud uicht minder staunenswerther Sorgfalt behandelte Auge
hinabschauen läßt in die Werkstätte geistigen Schaffeus, inuigen
Empfiiideiis. Lenbach hat sich in der letztcu Zcit eiue Technik
geschaffen, die an jene Rembrandt's erinuert, ohue ihr sklavisch
iiachzuahmen. Er läßt wie jener die Züge hell aus dilnklcm
Hintergrunde hervortreten, gibt deu Schatteupartien desFleischcs
sclbst eiueu tiesen Ton, der hiu nnd wieder ait ein nachge-
dunkeltes Bild erinnert, aber von dcr frühercu Flüchtigkcit
dcr Bebaudlung ist keine Spur übrig geblicbcn. Durch dic
mit theilweise spitzem Pinsel ausgetragene düune Farbe scheint
dort und da der Malgruud durch, oder man glaubt ihu doch
durchscheinen zu sehen, nnd mit erstaunlicher Genialität sind
bloße Zusälligkeiten desselben zu den merkwürdigsteu Wirkungeii
benützt. Lenbach malt seiue Bilduisse bald auf Leiuwand,
bald auf schwach grundirtes Taunenholz, sog. ResouanzbLdeu,
ja selbst auf blos geölteu uugrundirten Pappendcckel, uuv ielbst
da bedient er sich nur ganz dünner Farbe, wie seiu jiingstes
Kinderporträt bewcist. Auch vou Neal, cinem Schülcr Pi-
loty's, bekamen wir ein geistvoll aufgefaßtes, mit viel Bravour
durchgeführtes Frauenbilduiß zu sehen, das seinem Lehrer alle
Ehrc machen würde und uameutlich viel mehr fcinen Siun
sür Farbe verräth, als Piloth eigeu. Vou deu zahlreichen
Geurebildern wären zu iienuen: Hiinteii in Düsieldorf „Das
erste prcußische Gardedragoncr Rcgimcut bei Mars la Tvur",
in lvclchem dic charakteristischeu Eigcnthümlichkeitcu deulscher
uud frauzösischer Natioualität mit großer Schärfe zum Aiisdruck
gebracht sind; Litowschauski „Ein riissischer Falkonier aus
dem 17. Jahrhundert", der beweist, wie wenig klar maüche
Künstler sich in der Wahl der Maßverhältniffe ihrer Bilder
sind. Der rothröckige Bursche in voller Lebensgröße mit über-
reicher Zugabe vou Architektur macht eine geradezu komische
Wirkung. L. v. Hagu's „Jnneres eines Bauernhauses in
Tirol", dariu der Künstler znvörderst nach feiner malerischer
Wirkungstrebte, Hugo Kaiifsmann „Der kranke Hühnerhiind",
ein Bild voll feiner Naturbeobachtung, trefflicher Zeichnung uud
schöncrharmonischer Farbe, Lndw. Korn „HäuslicheScene auS
dem 17. Jahrhundert" und Roegge „Am Chiemsee". Unter
deu Laildschaften nahmen Llug. Hoerter's poetisch aufgesaßte
und solid durchgebildete Wasserfälle, Aug. Seidel's Ebene,
Phil. Raeth's feiu empfundeue, trefflich gezeichnete und har-
mouisch d urchgebildete holläudische Laudschast und ueben diesem
Wcuglein's großgcdachter Chiemsee mit seiuer impoilireiidell
Wolkeubildung hervorrageude Stellungen eiu. — Die Zeich
nung war durch Jlle's deutsche Märchen: Rothkäppchen, Dorn
röschen, Froschkönig und den eisernen Heinrich, welche durch die
Duncker'sche Verlagshandlung in Berlin vervielfältigt werdeu
sollen, vertreten.. — Werke der Plastik kamen nur sebr wenige
zur Ausstelluug, darunter einc sehr lebendige Büste v. d. Taun's
vou Spieß und eine energisch behandelle Fraueiibüste von
Echteler, dessen imgewöhnliche Begabung immer mehr zu
Tage tritt. — Bei dieser Gelegcnheit möchte ich auch eiucr
reizvollen Gruppe, Amor raubt der Veuus den Gürtel, die
Bersch eben aus der Drehscheibe stehen hat und die sehr viel
verspricht, erwähnen. Vou demselben Künstler sah man iu
der letzten Lokalkunstausstellung eine prächtige in Marmor aus-
geführle badende Nymphe von durchaus idealer Gestaltung.

L. Düsseidorf. Jn der Permauenten Kuust-Ausstellung
von Bismeyer und Kraus wareu kürzlich viele höchst interessante
Zeichuungen des allzu frllh gestorbenen Alfred Rethel aus-
gestellt, welche einen Ueberblick seines ganzen Entwicklungs-
ganges gewährten. Von biblischen Komposiliouen seiner frühesten
Zeit, die sich in Auffassung nud sorgsältiger Ausführung uicht
wesentlich von den Arbeiten Anderer nnterschieden, bis zu den
ersten großartigen Entwürfen der Aachener Freskeu aus der
Geschichte Karl's des Großeu, den Zeichiiungen zum Todten-
tanz und andern eigenartigen Schöpfungen seiner letzten Pe-
 
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