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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0259

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Kunstliteratur. — Nekrolog. — Kunstgeschichtliches. - Kuustvereine. — Vermischte Nachrichten.

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508

Kiiilstlilrratiir.

44 ,,Hoavsarlx melaiiAss ä'arvveolo^i«." ltnter diesem
Titel giebt P. Ch. Cahier soeben (bei Firmin Didot iu Paris)
einen ueueu (snnften) Band scines bekannten Sannnelwerkes
zur mittelalterlichen Archäologie heraus. Derselbe enthält vor-
zugsweise Gegenstände der detorativen Kunst, besonders der
Jnnendekoration von Kirchen, Glasgemälde, Chorstühle^ Leuchter
n. s. w., sowie auch cinen Abschnitt über die geistliche Tracht.
Behandlung und Ausstattnng stimnien im Wesentlichen mit
den srüheren Bänden überein.

« Das Prachtwcrk iibcr dic k. Ncsidcuz in Münchcn

von G. F. Seidel (Leipzig, E. A. Seemann) ist jetzt bis
zur dritten Lieserung vorgeschritten. Dieselbe enthält einige
der nach Gegenstand nnd künstlerischer Wiedergabe schönsten
Blätter der Publikation: zwci Sttche von Ed. Obermayer und
cine Chromolithographie von Winckelmann und Söhne in
Berlin, welche sich den vorzüglichsten derartigen Ausnahmen
an die Seite stellcn. Ein wirkliches Prachtstück an Stiltreue
und malerischer Wirkung ist insbesondere das letztere Blatt,
welchcs die Kaminwand im Schlafkabinet der reichen Zimmer
darstcllt.

n e k l o l o y

P. Kocrlc P. Dic Augsb. Allg. Zcitg. bcrichtct aus
Mnnchen: „Der in der Nacht vom 22. auf 23. April in Mün-
chen verstorbene Gcnremaler P. Koerle, einer der tüchtigsten
Künstlcr seines Faches, war am 21. Okt. 1823 in München
geboren, erhielt an Volks- nnd Lateinschule den Ublichcn Vor-
nnterricht, wendete sich aber schon in seinem 15. Lebensjahr
der Kunst zu, indem er, nnd zwar aegen den Willen seines
Vaters, eine Privatzeichenschnle besuchte, aus welcher er zu
Äsifang der 40er Jahre an die damals unter der Leitung von
Cornelins stchende Kunstakademic Ubertrat, wo cr bald raschc,
seinem Talent entsprechende Fortschritte machte. Dann ein
Schüler des bekannten Porträtmalers Bernhard, that er stch
dnrch Ersassen der Charaktere rühmlich hervor, und lebte hierans
ein paar Jahre lang als Porträtmaler in Wien, sich durch
eifriges Studium in den dortigen Sammlungen weiterbildend.
Ueber Dresden nach München zurückgekehrt, widmete er sich
von 1848 an dcr Genremalerei. Nach längerem Schwanken
fand er endlich dcn Weg, auf dem er zu glänzenden Erfolgen
gelangte, indem er Kostümbilder aus der Zeit Ludwig's XV.
malte: sein empsundene Schilderungen ans dem Leben der
vornehmen Welt jener Tage, reiche prächtige Jnterieurs mit
Figuren voll innerer Wahrheit. Jn der Darstellung zarter
Frauengestalten in änmuthigen Situationen wurde Koerle von
wenigen crreicht, kaum von Einem übcrtrofsen. Er hatte sich
in den Geist jener üppigen und leichtsertigen Zeit vollkommen
cingelebt und charakterisirte sie mit seinstem Gesühl für das
Schickliche und ausgebildetem Schönheitsstnn. Seine zahl-
reichcn Bilder sind weit verbreitet und nberall hochgeschätzt.
Sein Tod trat unerwartet ein, ihm gingen nur einige Stunden
Unwohlseins voraus."

Lmistgklchichtlichrs.

Jn Pompeji hat man kürzlich ein Gemälde entdeckt,
welches man sür das bedeutendste hält, das man bis jetzt an
daS Tageslicht gebracht hat. Dasselbe stellt Laokoon nach der
Schilderung Virgil's dar. Der Opferstier ist dabei. Der gute
Zustand, in welchem sich die Farben erhalten haben, läßt
hoffen, daß dieses Gemälde in das Museum geschafft werden
kann.

Lmisllirl'riiir.

4V. Vercin für Kiinst des Mittelalters in Berlin. Jn
der April-Sitzung sprach Or. Dohme über den Einfluß der
französischen Renaissance im 10. Jahrhundert auf die Bau-
weise in den sächsischen Provinzen; der Redner sand diese Be-
einflussung bereits in der Anlage des Grnndrisses, indem an
Stclle des gothischen Giebelhauses das Langhaus mit einem
Portal in der Mitte und mit Erkern an den Ecken, die reich
mit Skulpturen bedeckl stnd, gclreten ist. Ein zweites cha-

rakteristisches Zeichen dieser von Frankreich beeinflußten Re-
naissance-Bauweise ist der Wendelslein in dcr Mitte der Hos'
seite, der stets mit dem ersten Stockwerk beginnt. Als Bew
spiele wurden Torgau und das Berliner Schloß angeführ0
das letztere in einer Kopic nach dem Aquarell des Malcrs
Striedbeck (17. Jahrh.) vorgelegt. Chronologisch solgen siw
folgende Bauten der erwähnten Richtung: 1530 das GeorgeN'-
thor zu Dresden, 1532 das Torgauer 'Lchloß, 1531, 1532 das
Dessauer, 1538 das Berliner, 1549 das Altcnbnrger Schlvo
und 1575 das Fürstenhaus in Leipzig. Von den Baumeistern
dieser Bauwerke sind uns nnr drei Namen erhalten gebliebeiU
Kaspar Theiß in Berlin, si 1571; Konrad Krebs in Torga»,
si 1540; und Hans Dehn von Rothfelser in Dresden-
Prof. Weiß besprach dann die Bemalnng der Faxaden dtt
Häuser im Mittelalter und legte die von Braun photographisch
reproducirten Entwürfe Holbei n's d. I. zu den bekannten
(bereits zerstörten) Malereien am Hause ,,zum Tanz" in Bastl
vor. Die Original-Zeichnungen bewahrt bekanntlich Basel!
ste stellen einen Bauerntanz vor. Die linke HLlfce diests
Tanzes befindet stch, gleichsalls als Holbein's Originalarbeit,
im Berlincr Muscuni. Ein Vergleich dersclben mit der Brann'
schen Photographie war sehr interessant, denn wir haben hstt
keine sklavische Wiederholung, sondern eine durchdachte Baria^
tion desselben Gegenstandes. Auch enthält die Berliner Zeüst
nung nicht allein den Bauerntanz, sondern die ganze Fayade-
Sie istmit derFeder umrissen und mit Aquarellsarben in Wirkung
gesetzt. Das Wasserzeichen des Papiers stellt einen schreitenden
Bär vor, wie er aus Schweizer Papieren des 16. Jahrhuin
derts vorkommt. Jedenfalls ist die Zeichnung eine Perle des
Berliuer Kabinets. — vr. Fischer theille dann einc vol»
Verein sür die Geschichte Berlins veranstaltete Publikation des
rlten Todtentanzes in der Marienkirche zu Bertin mit.

Vrrmischtc Nachrichteil.

Wicncr Preismedaillen. Die Genossenschaft der bildenden
Künstler Wiens hat nnter Zustimmung ihres Protektors, des
Herrn Erzherzogs Karl Ludwig, die von demselben gestiftete
goldene Preismedaille folgenden Werkeu zuerkannt: 'Nr. 1?
„Siesta am Hofe der Medicäer" von Hans Makart in Wien;
Nr. 201: Büste der Hofburgschanspielerin Fräulein Wolter
von Liktor Tilgner in Wien, und Nr. 25: Porträl des Baro»
Lipharl von Franz Lenb ach in München. Jn der Motiviruttg
dieses Urtheils der Jury heißt es: „Unter den ausgestelltcn
Werken ausländischer Künstler nimmt das Porträt des Baron
Liphart durch seine lebensvolle Tharäkteristik, die wahrhast künst'
lerische Aufsassung und Darstellung in Form und Farbe eineN
so hervorragenden Rang ein, daß die Jury alle Stimmen anl
dieses Werk Lenbach's vereinigte. Eine schwierigere Ausgabe
war es, unter den vielen hervorragenden Leistungen vatew
ländischer Kiinstler eine Entscheidung zu treffen. Jndem die
Jury sich sür das Bild „«iesta am Hofe der Liedicäer" vo»
Haus Makart und die Büste des Fräuleins Wolter von Viktot
Tilgner entschied, will sie die im ersteren Werke in so hoheiN
Grade auftretende Begabung, das reiche Leben der Farbe in
sein empsundenen Darstellungen zur Erscheinung zu bringen,
in letztcrem die bei aller Lebensfrische und Trcue doch maß'
und stilvolle Auffassung und Wiedergabe geistig belebter ForincN
auszeichnend anerkennen." (Vergl. Kuust-Chronik, Nr. 30,
Sp. 467.)

Aus dem Haag erhalten wir folgende interessante
theilung: Den Besuchern der Galerie des Haag, welche etiva
in einem Vierteljahr wieder hierher kommen, steht eiue große
Ueberraschnng bevor. Der jetzige, seit Knrzem erst ernannti
Direktor der Sammlung hat auf dem Speicher des Museuinb
107 alte Bilder entdeckt, welche seit etwa 1817 daselbst dep^
nirt waren, ohne daß Jemand etwaS davon wußte. Daruntei'
befinden sich ein Franenkopf von Tizian, Gemälde von Stoop,
zwanzig Porträls von Ravenstcin, ferner sind die Nanien
Cornelis v. Haarlem, Martin Heemskerk, Honthorsi
u. A. verrreten. Das Kirriositätenkabinet im Parterregeschvb
des Gebäudes der Galerie wird translocirt nnd daselbst solleN
diese Bilder aufgestellt werden. Sobald es möglich ist, werdeN
wir weitere Mittheilungen nber dieselben bringen.

4. Erlangen. Am 5. Mai wurde hier unter den enst
spiechenden Feierlichkeiten das Denkmal des als Arzt, Gelehrtei'
 
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