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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Karl Schnaase
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Der neue Katalog der Suermondt'schen Sammlung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0263

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515

Der nmc Katalog der Suermondt'schen Sammlung.

516

Gesundheit leben zu können. Nach verschiedenen kürzeren
Reisen in Jtalien lebte er 1865—66 in Rom und
siedelte 1867 nach Wiesbaden über, wo er seildem fast
ununterbrochen sich aufhielt. Abgesehcn von der Voll-
endung seines Hauptwerkes, dessen zweite Auflage
(1866—75) bis zur 1. Hälfte des 7. Bandcs gedieheu
ist, war Schnaase in zahlreichen wissenschaftlichen Jour-
nalen unablässig thätig. Mit seinen Freunden Grün-
eisen, Schnorr und Pfannschmidt gab er seit 1858 das
„Christliche Kunstblatt", ein speziell für das Kunstbcdürfniß
protestautischer Gemeinden berechnetes Zournal, heraus.
Das „Deutsche Kunstblatt", die „Mittheilungen der
k. k. Centralkommission", die „Recensioucn" und endlich
unsere Zeitschrift verdanken seiner geistvollen Feder eine
Reihe ihrer gediegensten Aufsätze. Bon seinen übrigen
kleineren Arbeiten sei hier uur noch der schöne Aufsatz
über die Kirche zu Ramersdorf in G. Kinkel's Jahrbuch
„Vom Nhein" (1847) als eine wahre Perle kuustge-
schichtlicher Darstellung hervorgehoben.

Wenn wir eine Andeutung in Schnaase's oben
citirtem Briefe richtig deuten, so liegt sein Manuskript
zum 8. Bande der Kunstgeschichte (der Darstellung dcr
Renaissance) bis auf die Schlußredaktion vollendet vor.
Möge sich diese Vermuthung bewahrheiten und eine be-
freundete Hand uns balv mit diesem kostbaren Vermächt-
nisse des Meisters beschenken! 0. v. 1-.

Der neue Katalüg der Suermondt'schen
Sammlung.*)

Jm üouruul äss Lsuux-^rts vom >5. April ist
Folgendes zu lesen: „Man wird sich vielleicht entsinnen,
daß wir bei der Ausstellung der Sammlung Suermondt
in Brüssel mit unserem Lobe sehr zurückhaltend waren
und keinen Aufsatz über das unserer Meinung zufolge
außerordentlich überschätzte Ganze gebracht haben. Und
was hat sich uun creignet! Einer unserer Mitarbeiter,
Herr Meyer**) und Herr Bod e, von der Preußischen
Rcgicrung, welchc die Sammlung kürzlich erworbeu,
mit ciner Prüfung derselben beauftragt, haben sehr viele
Benennungen derselben geäudert." — Hier folgen die
Beispiele. —- „Kurz, elwa dreißig Meisterwcrke habeu
ihre früheren Namen eingebüßt, und diese Arbeit ist
noch nicht beeudigt." — Dieser hämischcn Stelle schciut
der kurze thatsächliche Bericht in Nr. 24 der Kuust-

*) Köiiigliche Musem. Verzeichniß der ausgestellten Ge-
mälde und Handzeichnungm aus den im Jahre 1874 erwor-
deucu Sammlungen dcs Herrn Banhold Suermondt. Lon
Dr. Julius Meher, Direktor, und vr. Withelm Bode, Di-
rcktorialassistent der königlichen Gemäldegalerie. Zwcite vcr-
besserte Auflage. Berlin 1875. 8.

'*) Wohl eine Verwechselung von Jnlius Meyer mit Brniio
Meyer.

Chronik zu Grunde zu liegen, den Herr Siret nickfl
völlig verstanden hat und nun in einer Weise excerpirt,
als vb Berlin sich nach seinem Ankauf enttäuscht findc,
und unter großen Namen unwürdige Bilder angekaust
seien.

Aber es läßt sich nicht leugnen, daß der Anstoß
zu solchen Bemerkungeu von Berliu selbst gegeben worden
ist durch die vielfach zu weit getriebene Kritik, welche
^ Direktor Julius Meyer uud ür. Wilhelm Bode
in dem neuen Kataloge der Suermondt-Sammlung
haben walten lassen. Der Galeriedirektor alten Schlages,
etwa irgend ein Künstler, der eine solche Stelle als
Sinecure inne hat, sieht jeden Zweifel an den bestehenden
Benennungen der Bilder als Berrath und boshaften
Angriff an und betrachtet die wissenschaftliche Prüfung
der Kunstwerke als Vermessenheit und Frevel. Dieser
Auffassung setzen I. Meyer und Bode das umgekehrte
Verfahren entgegen; als Objekte der wissenschaftlichen
Kritik werden die einzelnen Kunstwerke behandelt. Sie
sehen als ihre Aufgabe an, gerade die Sammluug, der
sie selbst vorstehen, auf das schärfste und nachsichtsloseste
zu prüfeu. Jm Großen und Ganzen ist dies cin Vor-
gehen, das volle Anerkennung verdient, im Einzelnen
aber ist, unserer Ansicht uach, durch zu großen Eifer
vielfach über das Ziel hinausgeschossen worden. Bei
dem Uebergange einer solchen Sammlung aus einer
Hand in die audere, bei der Nörhigung, jedes eiuzelne
Stück derselben genau zu untersucheu, bei der Möglich-
keit, dies in voller Bequemlichkeit zu thun, können neue
Resultate sich leicht ergeben. Da findet sich z. B., daß
ein bestimmtes Monogramm aus N. A), nicht aus N. N.,
zusammengesetzt ist; Pieter Nolpe, nichl Pieter
Molyn, ist der Meister der kleinen Landschaft, die es
trägt, Einer übrigens so gut wie der Andere aus der
Schule van Goyen's. Da erweist sich bei Untersuchung
mit chemischen Mitteln eine Bezeichnung des van der
Helst als gefälscht, und die Frage, ob nun nicht an
der Benennung überhaupt zu zweifeln sei, liegt nahe.
Die Verfasscr glauben hier die Hand vou Jan van
Wyckersloot zu erkennen, dessen Spuren Bode schou
früher uachgegangen; sein Urtheil verdient Beachtung,
obwohl wir ihm hier nicht mit eigenem Wissen zu
folgen im Stande siud. Abcr in andern Fällen siuv
die Zweifel, wie wir meinen, nicht berechtigt. So bci
dcm kleinen Bilde des Prinzen Thomas von Carignan
von van Dyck, das ebenso geistvoll und lebendig wie
meisterhaft ist. „Von P. Pontius in dcrselben Größe
gcstvchen, für welcheirSlich dies Bild gemalk sein könnte."
Ganz richtig; aber spricht das auch im mindesteii gegen
van Dyck's Urheberschaft? Wissen wir nicht, daß er
häufig derartige Vorbilder für die Stecher malte?

Ein noch entschiedenerer Mißgrifs ist cs, dem Frans
Hals das „lustige Klceblatt" abzustreiten uud in dicsem
 
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