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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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571

Berichte vom Kunstmarkt.

572

spiel mag die „Heuwiese" angeführt werden, ein sel-
tenes, David Core's Meisterschaft in reiner Farben-
gebung und durchsichtiger Atmosphäre bekundendes Stück,
das dem Künstler zuerst für 52 ^ abgekauft worden und
Mr. Quilter späterhin für 500 ^ erstanden hatte. Als
dies auserlesene Stück am zweiten Tage 'zum Verkauf
kam, wurde es mit lautem Beifall begrüßt; das zuerst
abgegebene Gebot war 1600 F, ein lebhafter Streit
erfolgte darauf und schließlich wurde das Bild zu 2950 ^
zugeschlagen. Fortuny fand ebenfalls lebhafte Nach-
frage. „Das Jnnere eines marokkanischen Teppichmaga-
zins" wurde mit 1650 bezahlt. Auch Mr. Lewis,
ein noch lebendes Mitglied der Londoner Akademie und
der berühmteste unter den naturalistischen Malern morgen-
ländischer Scenen, erfreute sich großer Gunst. Die als
Meisterstück geschätzte „Schule von Kairo" wurde zu
520 ^ ausgesctzt und schließlich auf 1239 ^ gebracht.
Man sagt, daß Mr. Quilter für diese trefflichste Lei-
stung des Künstlers nur 420 ^ gegeben habe. Copley ^
Fielding, ein berühmter Landschafter dieses Jahr-
hnnderts, erhielt sclbst nur 40 für „Ravaulx Abbey",
welches nun 997 einbrachte. Auch Hunt arbeitete
gern für 30 oder 40 Seinen herrlichcn Frucht- und
Blumenstücken kam gleichfalls die erstaunliche Preisstei-
gerung zu Gute. Ueberhaupt zeigte es sich, daß man
in England in nichts besser sein Geld anzulegen vermag,
als in Gemälden beliebter Aquarellmaler. Jn einem
Falle erhielt Mr. Quilter nicht weniger als den 55fachen
Betrag der aufgewendeten Kosten zurück. Noch sei des
peinlichen Eindrucks erwähnt, den das allerdings ver-
dächtige Faktum verursachte, daß der Himmel auf einem
der de Wint'schen Bilder neu gemalt worden. Als Ent-
schuldigung wurde zwar angeführt, daß die Farbe ver-
blaßt gewesen wäre, indeß ging die Meinung allgemein
dahin, daß es anständiger gewesen, wenn man gelegentlich
des Verkaufs die Restaurirung freimüthig eingestanden
hätte. Das Vertrauen des Publikums ist durch diesen
Mangel an Aufrichtigkeit erschüttert worden.

Auch der Vcrkauf der Manley Hall Gallcry,
die aus Meisterwerken englischer Schulen besteht, lockte
neulich eine Menge Kauflustiger in die Christie'schen
Auktionssäle. Die für diese Oelgemälde erzielten Preise
gingen noch höher als die oben erwähnten Summen
für Aquarellbilder. Den durchschlagendsten Erfolg hatte
„Dcr große Kanal zu Venedig", von Turner. Dies
zuletzt um 2450 F verkaufte Stück erzielte jetzt einen
Preis von 7300 F. Mr. Millais, R. A., nun-
mehr das Haupt der englischen Schule, errang gleichfalls
hohe Preise. „Jephta und seine Tochter" wurde für
nahezu 4000 ^ und die berühmte Landschaft „Oktober-
schauer" für mehr als 3000 F zugeschlagen. Auch die
engtischen Genremaler hatten Glück. „Die venetianische
Dame aus dem XVI. Jahrhundert" von Leighton

wurde für 1000 F, „Vor dem Mittagsessen" von Frith,
R. A., für 4150 F verkauft. Ward, R. A., war
nicht so glücklich. „Der letzte Schlaf Argyle's" und
die „Letzte Scene in dem Leben Montrose's" erzielten
jedes nur 825 Der Gesammterlös belief sich auf
nahezu 100,000 sF.

Die Anfangs Mai verkaufte Bredel'sche Samw-
lung unterschied sich von der vorhergehenden dadurch,
daß sie fast ausschließlich aus alten Meistcrn bestand-
Bredel war ein wohlbekannter enthusiastischer Kunstlieb-
haber, und die erzielten hohen Preise bezeugen, wie sehr'
er mit Geschmack einzukaufkn verstand. Da diese SamM-
lung auf dem Kontinente, in Folge ihrer Erwähnung
in Smith's OntnloAUö ruisonns und in des verstE
benen vr. Waagen's Schriften, zur Genüge bekannt
war, so stellten sich die meisten Agenten großer fest-
ländischer Galerien, bei der Versteigerung derselben eim
Einzelne Resultate verzeichnen wir in folgenden NotizeM
Le Nain, „Jnterieur mit zwei Knaben und eineM
Mädchen" 493 F; Watteau, „Bauern vor eimn'
Kneipe lanzend", 262 F und ein „Ländlicher Tanz^
von demselben Künstler, 525 F; Berchem „Eine Fra»
mit einer Kunkel in einer Landschaft", 945 F"; JaU
Both „Eine Landschaft", 1732 Albert Cuyp,
„Holländische Flußlandschaft", 325 ^ und „Maas-
landschaft", 1152 F; Hobbema, „Flußlandschaft",
3250 Nikolas Maas „Jnterieur", 1785 F'
Franz M ieris, „Der verliebte Kavalier", 4300 Fi
Adrian van Ostade, „Die trio-truo-Spieler", 700 F',
Rubens, „Christus über Sünde und Tod triumph^
rend", eine wunderschöne Skizze, 430 F; JakobRuys-
dael, „Die Ruine", 2310 Jan Steen, „Eiu
Jnterieur", 661 Aart van der Neer, „Winter'
in Holland", 581 F; Willem van de Velde, „Holl
ländische Küstenlandschaft", 787 F; Adrian van de
Velde, „Eine Schäfcrscene", Landschaft mit Figurem
ein auserlesenes Stück, 4515 Philipp Wouver^
man, „Ein holländischer Kanal", Winterlandschast,
1218 F; desgleichen „Eine Flußlandschaft", 630
„Der Aufbruch zur Falkenjagd", 609 F; Wynants,
„Ein Hirte mit Vieh", 367 F; desgleichen „Ein aM
gelnder Knabe", 1890 — An demsclben Tagc wurdc

auch aus der Sammlung des Mr. Lucy eine LanM
schaft von Gainsborough für 3465 F verkaust,
desgleichen eine Landschaft von Jan und Andreas Both,
ein in Smith's Katalog erwähntes Stück von wundew
barer Schönheit, für die Summe von 4725 Der'
Gesanuntbetrag der Auktion dieses Tages wics die
Summe von 48,393 ^ auf, von welcher nicht wemg^
als 32,402 ^ auf die Sammlung Bredel kamen.

Die obigen Preise mögen zur Widerlegung de»'
Meinung dienen, daß die alten Meister in Englaud
in der Gunst des Publikums gesunken seien. Unzweifeb
 
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