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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 3 (1. Novemberheft 1904)
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Unsere Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0199

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zeug des Gottes, den er nach dem Worte der Alten „letdet". Klinger nicht
für andre, Klinger nur mit seinem Werke zusammen.

Seine neue Schöpfung, „D a s Dram a", die fertig als Marmor
zum ersten Mal auf der diesjahrigen Dresdner Ausstellung zu fehen war,
hat nach ihrem verfpäteten Eintreffen dort fogleich eine Menge von Kom-
mentaren veranlaßt. Unfrer Meinuug nach bedarf fie so wenig wie irgeud
ein anderes bedeutendes Kunstwerk der Keuntnis eines literarischen Stoffes,
einer Novelle oder auch nur Anekdote zu ihrer Erklärung. Ein Weib ist
gebrochen worden, das Mitleid kommt und tröstet, die Kraft aber wuchtet,
den Blick fest auf dem Frevler, entfchlossen vom Baume die Keule zur Rache
ab. Den Entwurf follen Gefühle beim Burenkrieg angeregt haben, gleichviel,
ob dem fo oder anders ist. Dem Plastiker fetzen sich die drei Seelenzustände
in drei Körper um, die in Linie und Gestalt zueinander in Beziehung
treten. Eine Ahnung geben unsre zwei Bilder wohl schon, aber Plastik
ist eben die Kunft, die sich nur als Schatten auf den Raum projizieren
läßt. Nur das Werk felber kann ganz zeigen, wie hier Eines aus dem
Audern uud wie alles zusammenwebt, um mit dem Stein von den Leiden
der Menfcheuseele zu sprechen, währeud es von der Schönheit des Menschen-
leibes spricht. —

Von demselben Dresden, in dem Klingers „Drama" jetzt auf der
Ausftellung und fpäter im Mufeum zu fehen ist, zeigt uns die Aufuahme
dcs Photographen Martin Müller in Blafewitz ein fehr andersartiges Bild
„Z u r ästhetifchen Ku l t ur". Hier „Lauolin mit dem Pfeilring!",
hier „allerfeinsten Sauerbrunn!", hier „Zigarren von Max Kelle!", so
fchreit es im Sommer von den Badeanstalten den Wanderer aus der Unter-
welt her an, der von der alten Elbbrücke aus das weltberühmte Stadtbild
dort genießen will. Was 'Sempers Theater, Neues 'Museum, Hofkirche,
Schloßkirche — zunächst heißt's nun: Zigarren von Kelle und Lanolin-Seife
mit dem Pfeilring! Soll das nächstes Jahr wieder so werden?

Unsere Notenbeilage bringt ein Lied von Richard Wetz, das in seiner
Einfachheit keiner weiteren Erklürung bedarf.

Verantwortlich: der Herausgeber Ferdinand Avenarius in Dresden-Blasewitz — Mit-
leitende für Musik: vr. Ri chard B atka in Prag-Weinberge, für bildende Kunst: Prof. Paul
S chultz e-Na umb urg in Saaleck bei Kösen in Thüringen — Sendungen für den Text an,
den Herausgeber; über Musik an vr. Batka — Verlag von Georg D. W. Callwey,
Druck von Kastner L Callwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — Bestellungen
Anzeigen und Geldsendungen an den Verlag Georg D. W. Callwey in München

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