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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 8 (2. Januarheft 1905)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0621

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öttgs-

nieinei'e-;

— wie's alten Leuten wohl begegnet —, zünd' ich

das Licht an, les euch vor — wenn ihr es wollt —

und wollt ihr's nicht, erzähl' ich, schweige, horche

euch zu — wie ihr's nur wollt, und wollt ihr's, lösch' ich

das Licht, im Dunkel kaner' ich am Boden

und lehn' an eures Bettes Rand die Wange,

und schweigend halt' ich eure Hand in meiner,

damit ihr's fühlt: ihr seid im Dunkel nicht

allein, es fühlt bis in den Traum hinein,

daß etwas bei euch wacht, euch hält, euch liebt-

Laßt, Herr, mich euern Diener sein — ich bitt' euch!

Präsident: Steht auf! (Leise) Nicht Diener, aber wenn ihr wollt,
mein Sohn! Denn dies ist meine Tochter.

(Er weist hinauf zur Galerie. Desirse hat sich erhoben, hinter ihr hat
der Diener das Fenster geöfsnet, sie steht in blendendem Sonnenlicht.)
Charolais (halb ihr zugewendet): Romont!

(Geblendet von den jäh einfallenden Strahlen hat er die Augen ge-
schlossen; an Romont sich lehnend, leise):

Dies ist ein Traum! Romont! Nicht wahr, wir reiten
durch Felder in der Nacht zur Stadt, ich hab'
geträumt, im Sattel bin ich eingeschlasen.

Schlaftrunken bin ich noch, ich fühl' die Zügel
in meinen Händen nicht. (Unwillig) So halt' mich doch,
sonst fall' ich — es ist Nacht — nicht wahr, wir reiten
an einem Dorf vorbei? Horch' nur, die Turmuhr,

wie stark! Sei still und laß mich zählen: eins-

Präsident: Jhr träumt nicht.

Charolais:-drei —

Präsident (zu Romont): So sagt ihm's-

Charolais:-füns —

Präsident: Jhr wacht.

Romont: So mach' die Augen auf! Du träumst nicht!

Charolais: — — elf,

und zwölf-

Romont: Sieh hin!

Charolais: So ist es Mitternacht?

Desirse: Nein, Mittag, Gras-

Charolais (die Augen aufschlagend): Es spricht!

Desirse (nach rückwärts weisend): Seht dort die Sonne!

Charolais (jetzt ihr ganz zugewandt): Jch seh'! ich seh'!

^Die Katholiken und unser
„Ratgeber"

Der Kunstwart hat in seinem
letzten Ratgeber die religiöse Lite-
ratur von drei Standpunkten aus
besprechen lassen, von seinem eigenen

und dann vom Protestantisch-Positiven
und vom streng katholischen aus.
Warum, ist in der Vorbemerkung
gesagt, ob mit Recht, darüber läßt
sich selbstverständlich streiten. Wollten
wir's aber einmal tun, so gebot

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Runstwart XVIII, 8
 
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