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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1904)
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Schattmann, Alfred: Ueber das Wesen der Oper
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Dresdner, Albert: Das Kaiser Friedrich-Museum und seine Kritiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0401

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Hoffen wir, Laß es gelinge, hier zu handeln. Die Tat
beweife und wirke alles. Freilich heißt's da noch vielfach mit alten
lieben Gewohnheiten und Bequemlichkeiten ehrlich und rücksichtslos
Abrechnung halten. Manches ist ja in dieser Hinsicht bereits seit
Wagner getan, viel, ja das meiste bleibt aber noch zu tun. Schreitet
man ernst aus solcher als richtig erkannter Bahn vorwärts —
Wagner, wenn er noch lebte, wäre er stehen geblieben? —, dann ist
das schönste, höchste Ziel unserer Kunstgattung einmal zu erhosfen:
die wahrhaftige, stilreine, in sich wesens-einheitlich abgeschlossene
und keinerlei bequemem, gedankenlosem Kompromiß zugängliche, dar-
um aber auch ideale Oper. Alsred Schattmann

vas Raiser frieclrick-^useum uncl seine Rriliker

Eine merkwürdige Erscheinung ist die kühle, ja teilweise geradezu
unfreundliche Aufnahme, die das neueröffnete Kaiser Friedrich-Museum
in Berlin bei einem großen Teile der Kritik gefunden hat und fort-
gesetzt noch findet. Jch nenne diese Erscheinung merkwürdig im Hin-
blick aus die bedeutende Leistung, die die neue Anstalt darstellt, Mf
die großen Fortschritte, die sie verwirklicht, und auf die vielseitige
Bereicherung, die sie den Künstlern und Kunstfreunden in Aussicht
stellt und auch bereits gegenwärtig bietet. Unter den großen Museen,
die ich kenne, ist das Kaiser Friedrich-Museum das bestgeordnete. Die
Anordnung geht aus von dem Grundsatze der Darstellung der Kunst-
werke in geschichtlicher Folge, nimmt aber überall die gebotenen künst-
lerischen Rücksichten in acht. Die Wände sind im allgemeinen mit
nicht zu vielen Werken behängt; es ist darauf hingearbeitet worden,
sie so anzuordnen, daß sie in ästhetischer Hinsicht gute Nachbarschaft
halten, und wichtigen Hauptwerken sind geräumige Ehrenplätze an-
gewiesen, an denen ihre Bedeutung sogleich kenntlich wird; einige
besonders dekorative Werke sind auch in geschickter Weise zur Herstel-
lung von Veduten benutzt worden, die schon von weitem den Blick
des Besuchers in gesälliger Weise leiten. Bei einer aus so verschieden-
fachen Bestandteilen zusammengesetzten Sammlung war es ja nicht
zu erreichen, daß jedes Kunstwerk gleich günstig zur Geltung komme.
So werden z. B. die beiden köstlichen Dürer-Bildnisse, das des Holz-
schuher und das des Muffel, durch die zwischen ihnen hängende, sehr
farbige und sehr lebendige venezianische Madonna des Meisters
einigermaßen in Schatten gestellt, und auf den schönen, erst vor einiger
Zeit erworbenen van der Goes drückt ein über ihm hängendes mäch-
tiges Breitbild. Auch gelangt das Schasfen Ruysdaels nicht ganz
zu seinem Rechte, da sich seine Arbeiten leider nicht vereinigen
ließen. Es ist aber erreicht, daß die meisten Säle, ganz ab-
gesehen von dem Werte der einzelnen Kunstwerke, einen schönen und
harmonischen Eindruck machen. Die Anordnung des Saales mit den
Gobelins nach Rafsael ist mustergültig und ich wüßte ihr in dieser
Art nichts Gleiches zur Seite zu stellen. Der schöne Rubens-Saal
ist voller Glanz und heiterer Lebensfülle. Rembrandts berühmter
Mennonitenprediger kommt in guter Beleuchtung zu bester Wirkung.
Die gut angeordnete Gruppe der Süle der Malerei des italienischen

y Dezemberheft ftzOH 36 f
 
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