Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

DOI Heft:
Heft 4 (2. Novemberheft 1904)
DOI Artikel:
Avenarius, Ferdinand: Literarischer Ratgeber des Kunstwart für 1905, [11]: Länder- und Völkerkunde
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0334

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kün6sr- un6 Völlrerkun6e

An zusammenfassenden geographischen Handbüchern hat dies Jahr be-
merkenswerte Neuerscheinungen nicht gebracht. Noch immer steht an erster
Stelle Hermann Wagners „Lehrbuch der Geographie" (Bd. I), in dem
die allgemeine Erdkunde in ihrem gesamten Umfange in der für den Ver-
fasser charakteristischen, meisterhaft klaren Darstellung behandelt wird. Be-
dauerlicherweise ist von dem zweiten Bande, der die Länderkunde behandeln
soll, bisher noch nichts erschienen. Neben diesem Lehrbuche behaupten ihren
Platz „Grundzüge der physischen Erdkunde" von Alexander Supan und
„Die Erde und das Leben" von Friedrich Ratzel. Das letzte Werk
führt am besten in Ratzels Gedankenwelt ein. Die meisten anderen Arbeiten
von ihm, namentlich die jetzt in zweiter Auflage vorliegende „Politische
Geographie", sind wegen ihres eigentümlichen Stiles schwer lesbar. An
das Lehrbuch Hermann Wagners schlreßr sich der „Methodische Schulatlas"
von Sydow-Wagner an. Von den größeren Atlanten sind besonders
bemerkenswert Debes' „Neuer Kandatlas" und der ^eit lHOs in 9. Aus-
gabe erscheinende S ti e l e r sche'Handatlas. Einzelne Abschnitte der all-
gemeinen Erdkunde behandeln in klarer Form u. a. Otto Krümmel
in seinem Buche „Der Ozean", Fritz Machacek in seiner „Gletscher-
kunde", Kirchhoff in „Mensch und Erde".

Die Reihe der Einzeldarstellungen aus der Länderkunde ist
im letzten Jahre um einige wertvolle Erscheinungen vermehrt worden. Be-
ginnen wir mit Europa und zwar zunächst mit Deutschland, so müssen hier
zunächst eine Reihe älterer Werke wieder genannt werden. Friedrich
Ratzel hat in seinem Buche „Deutschland" eine ausgezeichnete kleine
Landeskunde geliesert, die in jedermanns Händen sein sollte. Als wichtigste
Veröfsentlichung dieses Jahres ist hier anzuschließen das neueste Werk von
I. Partsch, „M i t t e l e u r 0 P a". Partsch hat dem Begriffe Mitteleuropa
hier eine ungewöhnliche Ausdehnung gegeben, indem er Rumänien, Bul-
garien, Serbien, Montenegro und Bosnien mit hineinbezieht. Von emp-
fehlenswerten Schilderungen einzelner Landesteile Deutschlands sind zu
nennen: Greinz „Von Jnnsbruck nach Kufstein", H 0 ffmann „Der Harz",
Jensen „Der 'Schwarzwald", Kollbach „Wanderungen durch die deut-
schen Gebirge", Zweck „Litauen und Masuren". K. Hassert gab in ge-
drängter Fassung eine Landeskunde von Württemberg. Fontanes „Wan-
derungen durch die Mark Brandenburg" werden ja allgemein bekannt sein.
Aus der von A. Scobel herausgegebenen Serie von Monographieen „Land
und Leute" können nicht alle einzelnen Werke hier angeführt werden, es
sei daher hier nur hingewiesen auf Sophus Ruge „Dresden und die
sächsische Schweiz", G. Wegener „Die Ostseeküste", Neumann „Der
Schwarzwald", A. Scobel „Thüringen", F. v. Zobeltitz „Mack Bran-
denburg". Hier ist vielleicht auch am besten das von Hans Meyer her-
ausgegebene Werk „D a s deutsche Volkstum" anzuschließen, das jetzt
in zweiter Auflage erschienen ist. Auch die außerdeutschen Länder Europas
haben zum Teil neue Bearbeiter gefunden, die sich mit Geschick ihrer Aufgabe
entledigt haben. Richard Neuse gab eine im ganzen recht tüchtige Landes-
kunde der Britischen Jnseln. A. Philippson schildert „Das Mittelmeer-
gebiet, seine geographische und kulturelle Eigenart". Von F. Kanitz' Werk
„Das Königreich Serbien und das Serbenvolk von der Römerzeit bis zur
Gegenwart" erschien der erste Band kurz nach des Verfassers Tode, die beiden
andern sind druckfertig und werden bald folgen. Eine kurz gefaßte, sehr
empfehlenswerte Monographie des Alpengebiets wurde bereits vor vier Jahren
von Rwbert Sieger veröffentlicht.

Für Afrika liegen aus früheren Jahren eine Reihe klassischer Werke
vor, die nie übergangen werden dürfen. Es seien davon hier nur hervor-
gehoben: Schweinfurth „Jm Herzen von Afrika", Gustav Nachtigal
„Sahara und Sudan", Gerhard Nohlfs „Reise durch Marokko", „Von
Tripolis nach Alexandrien", „Quer durch Afrika" usw. Den ganzen Erdteil
behandelt Friedrich Hahn in seinem nunmehr in zweiter Auflage
erschienenen Werke „Afrika". Eine zusammenfassende Behandlung aller deut-
schen Kolonieen gibt Kurt Hassert in dem Buche „DieDeutschenKolonieen",

2. Novemberheft sstO^ 29?
 
Annotationen