DOI Heft:
Heft 10 (2. Februarheft 1905)
DOI Artikel:Lose Blätter
DOI Artikel:Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0749
Mlge-
rrieineres
Die Augen verglimmen, nun sind sie versunken,
Aufschreck' ich xlötzlich, noch wundertrunken —
Ein tiefes Seufzen
Lntsteigt der Brust.
Man sagt: die Toten reden nicht
Man sagt:
Die Toten reden nicht! Ich aber war
Im Land der Toten, wo das Grauen haust
Und Red' und Antwort tauschte ich mit ihnen,
Und alle ihre Schauder fühlte ich
Und ihre Reue und die Träume alle,
Die nie ersüllten, und den Durst nach Glück,
Der noch im Grab nicht schläft, den ungestillten;
Die Freude dünkte mich der Lebenden
Seltsam und schauerlich, sowie ein Lächeln,
Das stehen blieb auf einer Leiche Antlitz. —
Nun steig' ich langsam auf den schwarzen Stufen
Lmpor, und langsam wird es Licht um mich.
Doch mit dem wehen Lächeln steig ich auf
Deß, der da weiß. Und manchmal bebt mir noch
Das Herz in tiefem Grauen,
N)ie einem, der, nach ungeheuerer
Gefahr, tiefatmend stillsteht. Doch die Stimmen,
Die abgrunddumpfen, verhallen mehr und mehr.
Schau nicht zurückl Dein N)eg geht himmelanl
Bergsee
Goldfroher Tag, der über dem Tale ruht,
Und träumend atmet über dem stillen See,
Aus dessen Spiegel, tiefkühl umschauert,
Der überhangenden Birken Grün blickt.
Goldfroher Tag! So wie ein Iauchzen geht's,
Lin tiefverhaltenes, über Berg und NDald.
Beschneit von Blüten, spring' ich empor und juble,
Des Tages Stimme ich, der Schönheit Stimme!
s^! Die Bewegung für Gorki
hat in den letzten Tagen so viel
von sich reden gemacht, daß auch
wir wenigstens mit ein paar Worten
Stellung zu ihr nehmen müssen.
Nichts leichter, als solch eine Be-
wegung zu machen: welcher anstän-
692
dige Mensch ist nicht Gorkis Freund
und wer überlegt lange, wenn ein
ausgeregter Zeitungsaufruf ihn zum
„Eintreten" „für" diesen Mann be-
schwört? Wer denkt in solchen Fällen
nicht: die Herren, die so in alle
Welt rufen, werden sich ihrer Ver-
Runstwart XVIII, sO
rrieineres
Die Augen verglimmen, nun sind sie versunken,
Aufschreck' ich xlötzlich, noch wundertrunken —
Ein tiefes Seufzen
Lntsteigt der Brust.
Man sagt: die Toten reden nicht
Man sagt:
Die Toten reden nicht! Ich aber war
Im Land der Toten, wo das Grauen haust
Und Red' und Antwort tauschte ich mit ihnen,
Und alle ihre Schauder fühlte ich
Und ihre Reue und die Träume alle,
Die nie ersüllten, und den Durst nach Glück,
Der noch im Grab nicht schläft, den ungestillten;
Die Freude dünkte mich der Lebenden
Seltsam und schauerlich, sowie ein Lächeln,
Das stehen blieb auf einer Leiche Antlitz. —
Nun steig' ich langsam auf den schwarzen Stufen
Lmpor, und langsam wird es Licht um mich.
Doch mit dem wehen Lächeln steig ich auf
Deß, der da weiß. Und manchmal bebt mir noch
Das Herz in tiefem Grauen,
N)ie einem, der, nach ungeheuerer
Gefahr, tiefatmend stillsteht. Doch die Stimmen,
Die abgrunddumpfen, verhallen mehr und mehr.
Schau nicht zurückl Dein N)eg geht himmelanl
Bergsee
Goldfroher Tag, der über dem Tale ruht,
Und träumend atmet über dem stillen See,
Aus dessen Spiegel, tiefkühl umschauert,
Der überhangenden Birken Grün blickt.
Goldfroher Tag! So wie ein Iauchzen geht's,
Lin tiefverhaltenes, über Berg und NDald.
Beschneit von Blüten, spring' ich empor und juble,
Des Tages Stimme ich, der Schönheit Stimme!
s^! Die Bewegung für Gorki
hat in den letzten Tagen so viel
von sich reden gemacht, daß auch
wir wenigstens mit ein paar Worten
Stellung zu ihr nehmen müssen.
Nichts leichter, als solch eine Be-
wegung zu machen: welcher anstän-
692
dige Mensch ist nicht Gorkis Freund
und wer überlegt lange, wenn ein
ausgeregter Zeitungsaufruf ihn zum
„Eintreten" „für" diesen Mann be-
schwört? Wer denkt in solchen Fällen
nicht: die Herren, die so in alle
Welt rufen, werden sich ihrer Ver-
Runstwart XVIII, sO