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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 3 (1. Novemberheft 1904)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0198

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vom „Dürerbund" und „Heimat-
schutz" möchten die gebildeten Re-
dakteure der kleineren Provinzpresse
einmal aufmerksam machen darauf,
wie viel sie auch auf diesem Ge-
biete schaden und wie viel sie hier
nützen könnten, und wir möchten
sie freundlich um ihre Mitarbeit,
zum mindesten aber um Vorsicht bei
der Aufnahme solcher Einsendungen
bitten.

K Ueber Tote nur Gutes —
auch, wenn fie noch leben nnd Ju-
biläen feiern? Die Frage liegt nicht
ganz einfach. Gewiß, ein alter Herr
Schriftsteller oder Maler hat An-
spruch darauf, daß man zu feinem
Jubelfeste als Gabe nicht eine Nech-
nung bringe mit lauter Fragezeichen
beim „Hat" und ernsten Vorhalten
beim „Soll". Anderfeits: die ge-
feierten Leute haben vielleicht „ihre
Zeit" gehabt, haben vielleicht im
Mittelpunkte der Mode gestanden,
haben währenddem vielleicht verfla-
chend, verfüßlichend und verweich-
lichend gewirkt, es hat der Arbeit
von Jahrzehnten bedurft, um ihren
Einflnß zugunsten der Ernsten und
Starken zu brechen, die hinter ihnen
im Schatten standen. Nun aber mei-
nen ihre Freunde: „bei Jubiläen
sind wir vor Widerspruch sicher",
und fie verkünden noch einmal in
weitem Chore Katzengold als echtes.

Soll, wer's besser zu wissen glaubt,
es ruhig wieder als echtes verkaufen
lassen? Müssen wir vielleicht Tau-
fende schädigen lassen, um eine Per-
son ja nicht zu verletzen, die zudem
von früher her über die Meinung der
strengeren Kritik gar nicht im Zweifel
ist? Dürfen wir überhaupt fchwei-
gen, wenn jetzt selbst in angesehenen
Blättern z. B. auf Julius Wolff
und Paul Thumann Preisgesänge
erfchallen?

Hier liegt ein Konflikt der Pflich-
ten vor, zugegeben, aber jeder wird
selbst entscheiden müssen, welche nach
seinem Gewissen die stärkere Pflicht
ist und wo höhere Jnteressen auf
dem Spiele stehen.

G Das nächste Kunstwartheft wird
der „Literarische Ratgeber
für jyOS" fein. Gerade jetzt er-
fcheinen tagtäglich neue Bücher, die,
wenn irgend möglich, wenigstens mit
einer Vorprüfung noch gesichtet wer-
den müssen. Zudem fordert schon
Satz und Druck des „Ratgebers"
mehr als die doppelte technische Ar-
beit und mehr als die doppelte Zeit,
als Satz und Druck eines andern
Kunstwartheftes. Wir mächen aus
diesen beiden Gründen unsre Leser
schon heute darauf aufmerksam, daß
der „Ratgeber" keinesfalls vor
drei Wochen erfcheinen kann.

Ansere kilcler unä s^olen

„Max Klinger als Bildhauer" — die neue Radierung Emil Orliks,
die wir unserm Hefte vorsetzen dürfen, ist wieder eines der kleinen Künstler-
bildnisse, von denen wir gelegentlich „Brahmsens am Klavier" in unserm
^rsten Oktoberhefte sprachen. Auch dieses ist ganz und gar intim, ist
ein Zeugnis wirklich oder scheinbar unbeobachteten Ergreifens des bezeich-
uenden Augenblicks, und gibt deshalb so sehr viel mehr als eines, das im
^vnntagsrocke repräsentiert. Jeder Muskel, jeder Nerv gespannt, das Auge
schier erstarrt vor Jnteresse: „gelingt's jetzt?" Der Künstler ganz nur Werk-

s. Novemberheft
 
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