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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 12 (2. Märzheft 1905)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0926

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<D „Vollendet das ewige
Werk!"

Ein neues großes Warenhans
wird eröffnet. Was ist zeitgernäß,
fragt der Erfindungsreiche, der's diri-
giert, und er antwortet sich: Die
Kunst! Alfo entbietet er einen be-
reitwilligen Sängerchor für das
„Weihelied" des Hauses nach der
Melodie „Die Himmelrühme n".
Die Sängerin mit ihrem Sange „An
das neue Haus" ergeht sich dann,
wie Schmock in der Zeitung sest-
stellt: „auf der melodischen Grund-
lage des Händelschen Largos". Den
Gipfel aber erklimmt der Bariton,
der in zwei Welten berühmte. Er
läßt erschallen den Gruß Wodans
an Walhall: „Vollendet das
ewige Werk". „Eine dnrch ihre
Kühnheit direkt verblüffende Anwen-
dnng der Wagnerfchen Dichtnng auf
die Situation des Momentes" — ruft
Schmock, von Hummer und Heidsieck

selig, in sein ff. renommiertes Blatt.
„Welch Schauspiel!" — mit ihm
überfliegen wir im Geist den „viel-
hundertköpfigen Kreis geladener Gäste
aus den Kreisen der Gefellfchaft"
in Frack und Festtoilette — die sich
alles das ruhig gefallen lassen.

So geschehen (übrigens fchon im
vorigen Herbst) bei der Eröffnung
des Warenhauses von Gebr. Barafch
in Breslau. Ja, der Sinn für echte
Kunst nimmt ersreulich zu!

<K Einbanddecken zum Kunst-
wart

werden jetzt entsprechend der ver-
befserten Ausstattung diefes Jahr-
gangs gleichfalls in neuer besserer
Ausführung hergestellt. Sie werden
es, fie find alfo leider noch nicht
fertig. Wir bitten unsre Lefer des-
halb, mit dem Bestellen fich noch
ein wenig gedulden zu wollen, so-
bald die neuen Einbanddecken fertig
sind, zeigt sie der Verlag an.

Anssi's VUcisr unä s^olsn

„Christus in der Einsamkeit", das große Bild von Georg Müller-
Breslau, das die diesem Heft vorgesetzte Gravüre wiedergibt, ist so
im besten Sinne einfach in Jdee wie Gestaltung, daß es unmittelbar selber
spricht. Es ist nichts weniger als ein Tendenzwerk, und wir machen es nicht
dazu, indem wir's vor unsern Leiter über den neuen Dombau setzen. Doch
schien es uns gut, daß vor solchen Erörterungen die Saiten einmal auf-
tönen, die in diesem Bilde klingen.

Etwas davon hallt wohl auch noch um die kleine Kirche von Broacker an
der Flensburger Föhrde, die den Holsteiner Arthur Jllies in Melling-
stedt zu seinem schönen Steindruck angeregt hat. Unsre Wiedergabe erreicht
die Feinheiten dieses Steindruckes leider nicht, trotzdem läßt auch sie, in
richtiger Entfernung betrachtet, die eigentümliche Mufik wenigstens ahnen,
die sich auf dem Originale aus Formenruhe und Farbenduft zu großer
Stimmung zufammenwebt.

Das Bildnis Theodor Fontanes zeigt nns den, dem dis Losen
Blätter dieses Heftes gehören, in den Jahren feiner erfolgreichsten lite-
rarischen Arbeit. Sein Maler ist der vor kurzem erst verstorbene Karl
Breitbach, und auch für seine Knnst mag das Bild zeugen. Es ist

2. Ulärzheft sstOö

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