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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 1 (1. Oktoberheft 1904)
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Batka, Richard: Musikalische Stilmeierei
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Schultze-Naumburg, Paul: Heimatschutz, [1]: die Laufenburger Stromschnellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0034

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sind ihm bereits gefolgt und geben dem ursprünglich rein orchestralen
Begrifsc der Symphonie einen weiteren Jnhalt. Auch diese Mnsiker
hat man mit dem Vorwnrfe der Stillosigkeit abtun zu dürfen geglaubt
ohne tieferes Verständnis für ihre Ziele und ihre Eigenart, während
andere allzueifrig in der gemifchten Symphonie bereits die kommende
Form prophezeiten, nicht achtend, daß Meister wie Bruckner und Richard
Stranß an dem einheitlich stilisierten, absolut musikalischen Schaffen
festhielten. Es darf eben jeder nach seiner Fasson selig werden.

Jch fasse zusammen. Jn der modernen Musik macht ein Be-
streben sich geltend, das in den bildenden Künsten bereits zum Dnrch-
brnche gelangt ist: die Schranken zwischen den einzelnen historischen
Stilarten zu beseitigen und die reichen und mannigfaltigen Ausdrucks-
mittel, welche die großen Meister der Vergangenheit geschaffen haben,
nnabhüngig von der geschichtlichen Ueberlieferung, nur wie es die
Sache verlangt, zu verwenden. Diesen Bestrebungen gebühren unsere
Sympathieen, solange sie nicht in Willkür ausartsn, sondern in den
behandelten Stoffen begründet sind. Wir wollen die Unstilisiertheit
keineswegs als das alleinseligmachende Heilmittel anpreisen und nicht
vergessen, daß nur ein reifer, geläuterter Geschmack in erspriehlicher
Weise freier formen kann. Aber wir wollen mit allem Nachdrucke
betonen, welcher Vorteil unseren von der dogmatischen Stilmeierei
verschüchterten Künstlern durch die gewonnene Freiheit erwüchse, durch
die erneuten Möglichkeiten, die sich aus einem seinsinnig gepflegten
musikalischen Sachstil ergäben. Richard Batka

^einialsckutL

t. Die Laufenburger Stromschnellen

Unter dem Gesichtspunkte des Heimatschutzes möchte ich
unsern Lesern von jetzt ab von Zeit zu Zeit Bilder vorführen, um
ihre Aufmerksamkeit anf Fälle zu lenken, die unsern Bund Heimat-
schutz, den Bruderverband des Dürerbundes, und diesen selbst, be-
sonders rege beschästigen. Es sind Fälle, die uns nicht nur als Ein-
zelfälle ungewöhnlich wichtig, sondern anch für unsre ästhetische Kultur
oder Unkultur überhaupt ungewöhnlich bezeichnend erscheinen.

Heute zur Einleitnng wähle ich ein Kapitel, das insofern diese
unsre Arbeit nur einleiten kann, als es ein schon abgeschlossenes
Kapitel ist. Es standelt von den Laufenburger Stromschnellen des
Rheins, die der Strom aus seinem oberen Laufe zwischen Constanz
und Basel bildet und die der Erzeugung von so und so viel Tausen-
den von Pferdekrästen elektrischer Energie geopfert werden sollen.
Eines der schönsten und eigenartigsten Naturwunder, die unsere Heimat
überhaupt besitzt, zu verkaufen und der Zerstörung zu überantworten,
das ist beschlossene Sache. Es erübrigte sich also eigentlich, sich damit
aufzuhalten, statt sofort zur Arbeit an Ausgaben zu gehen, bei denen
es noch etwas zu retten gilt. Aber ich möchte doch dies vortress-
liche Schulbeispiel nicht vorübergehen lassen, ohne zu versuchen, Diesem
und Jenem die Augen darüber zu öffnen, wohin wir eigentlich
steuern. Und des weiteren möchte ich eine Schönheit, die in wenigen

l. Gktobc-rhest t9
 
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