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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 7 (1. Januarheft 1905)
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Batka, Richard: Peter Cornelius
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Dresdner, Albert: Von neueren Meistern
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0524

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licherweise häufiger veranstaltet werden, gelangen die meisten zur rechten
Geltung, am besten freilich, wenn man sie selber singt oder sich vor--
musiziert.

Aber nicht nur die Tonwerke Cornelius' sind jetzt billiger und
darum zugänglicher geworden, sondern auch seine gesammelten Auf-
sätze und Briefe erscheinen jetzt bei Breitkopf und Härtel, um das Bild
einer feinen und eigenartigen, wahrhaft herzgewinnenden Künstler-
persönlichkeit zu vollenden. Nein, dieser Mann war kein Trabant und
Nachtreter. Schon die Offenheit, mit der er Liszt und Wagner gegen-
über, ungeachtet der innigsten persönlichen Sympathien und tiefer Dank-
barkeitsverpslichtung die Freiheit seines Urteils wahrt, mag das be-
zeugen. Und ganz eigen malen sich die Ziele und Schöpfungen dieser
Großen in seinem Kopse, nirgends redet er „wie's Brauch der Schul",
sondern weiß die künstlerischen Eindrücke auf seine Weise sestzuhalten
oder weiterzugeben. Die Liebenswürdigkeit, womit er zu bewundern
und zu erklären weiß — eigentlich polemische Aufsätze hat er nicht
geschrieben — ist vollends unnachahmlich, so daß die jetzt neu erschlos-
senen Quellen, ganz abgesehen von ihrer großen zeitgeschichtlichen Be-
deutung, auch als wirkliche, schriftstellerisch wertvolle Bereicherungen
der Musikliteratur bezeichnet werden müssen. Während ringsumher
über diese Gegenstände nur die fanatischen Schreie der für oder wider
entbrannten Parteileidenschaft hörbar waren, vermochte Cornelius
warm, aber gelassen davon zu reden und vieles wirklich Hörenswerte
und die Sachlage Erhellende zu sagen.

Was Cornelius als Künstler angebahnt hat, sollte Hugo Wolf
erfüllen. Bei allem Unterschiede des Temperaments — der eine war
heftig, intuitiv, der andere still und betrachtsam — waren sie wesens-
verwandt als Lyriker von Dichters Gnaden. Beide schöpften ihre Musik
nach innigem Erfühlen aus dem Dichterwort, beide waren große
Meister in der musikalischen Behandlung des Verses, beide nicht eben
populäre Naturen, sondern aristokratische Jndividualisten, beide aus-
gezeichnet durch feinen, aber drastischen Humor, beide zuletzt in völliger
Verkennuna ihres künstlerischen Schwerpunktes verzehrt von der Sehn-
sucht nach der lebendigen Szene, nach der Oper. Daß dabei Wolf der
genialere, der saftigere Musiker war, stürzt diesen Vergleich nicht um
und soll uns auch die Liebe zu seinem Vorlüufer nicht schmülern. Sie
verhalten sich etwa wie Rückert und Mörike zu einander. Und ohne
Zweisel wird eine Vertiefung des gegenwärtigen Wolf-Kultus zuletzt
auch der Pslege der intimen Kleinkunst eines Peter Cornelius noch zu
Gute kommen. Richard Batka

Von neueren jVleislern*

(lll i l l e t und der Bauer)

An seinen Bauern zeigt Millet eine Arbeit, die sich in jedem
Augenblicke selbst erklärt. Jmmer sind ihr Ursprung, ihr Sinn, ihr
Zweck vollkommen deutlich. Und ihr Sinn, so zeigt der Künstler, ist

* Aus Albert Dresdners „Weg der Kunst" (Jena, Diederichs), über
welches Buch rvir die Selbstanzeige im vorigen Hefle zu vergleichen bitten.
Wir behalten uns vor, vielleicht noch einige Stellen aus Dresdners Buch ab-
zudrucken.

(. Ianuarheft (905 477
 
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