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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 2 (2. Oktoberheft 1904)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0126

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Zttge-

rneineres

Vult (öffnet die Hand und besieht das Geld): Mutter! — Du liebe,
gute Mutter! Mutterchen, du bist so gut! Aber — (legt das Geld auf den
Tisch) von diesem Gelde kann ich nun niemals mehr etwas uehmen! —
Lebt wohl! »

von Bergen (in furchtbarem Zorn): Vult . . . Gott soll dich . . .

Ella (eilt auf ihn zu): Vater, um meine Seligkeit! Fluch ihm
nicht, flnch ihm nicht!

Vult (an der Tür): Das dank ich dir, Ella! (Ab. Ella eilt ihm nach.)

Emma von Bergen (entsetzt, verzweifelt, weinend): Der Vult . . .
Der Vult . . . Unser Vult!

von Bergen (tonlos): Mein Junge! (Leidenschaftlich.) Mein lieber,
geliebter Junge!

A Geniale Begabung

Dic Stärke einer künstlerischen Be-
gabung bemißt sich nicht nach der
größeren oder geringeren Schnellig-
keit und Mühelosigkeit des Hervor-
bringens, sondern nach den höheren
oder geringeren Ansprüchen, bei deren
Erfüllung der Künstler sich beruhigt.
Bedeutendes schnell und mühelos
schaffen zu können, ist für den Künst-
ler gewiß sehr erfreulich, für das
Werk selbst aber belanglos.

-i-

Geniale Begabungen haben von
Kindheit an zu viel mit sich selber
und ihrer Entwickelung zu tun, als
daß sie alle die kleinen Praktiken
erwerben und betätigen könnten, von
welchen der momentane Erfolg bei
der Menge abhängt. Sollen sie schon
bei den Zeitgenossen gebührende
Anerkennung finden, so branchen
sie daher einen nach beiden Seiten
verständnisvollen und geschickten
Manager. Alle schon bei Lebzeiten
erfolgreichen Größen erfreuten sich
eines oder mehrerer solcher Vermitt-
ler, und wo immer ein Genie zu-
nächst „verkannt" blieb, fehlte ihm
eben lediglich der Manager.

-i-

Neuerdings pflegt man von der
genialen Begabnng zu behaupten,
daß sie dnrch Unerhörtheit erschrecke

und deshalb zunächst den heftigsten
Widerstand der Allgemeinheit ersahre.
Beides mag vielleicht für die „Ge-
nialischen" gelten, für die Genialen
aber gilt es nicht. Das Merkmal
des wahrhaft Großen ist nicht Uner-
hörtheit, sondern Selbstverständlich-
keit, für die jeweilige Zeit in all-
gemeingültiger, nmfassender, erschöp-
fender und doch einfacher Weise zum
Ausdruck gebracht. Solche Naturen
erregen durchaus keinen sofortigen
Widerspruch, vielmehr bleiben sie in
der Regel lange Zeit ganz unbeachtet,
weil sie die Kleinen gar nicht reizen,
die immer nach neuen Sensatiönchen
gieren und den Gemeinplatz nicht
von der Allgemeingültigkeit unter-
scheiden können.

Lsanns von Gumpxenberg

G Der Kaiser, die Kultur
und die Kunst (München, Georg
Müller, 2 Mk.)

Vermutlich ein Herr Studiosns,
oder doch einer, dem die hohen
Schulen noch nicht fernab liegen —
dieser „Unverantwortliche" mit seinen
„Betrachtungen über die Zukunft des
deutschen Volkes". Der seurige und
liebenswerte Ueberschwang der Ju-
gend rumort in etwas bunten Ka-
piteln mit einem nicht gewöhnlichen
Fluß der Rede wider die gebrechliche
deutsche Welt für eine sieghafte neue.

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Runstwart XVIII, Heft 2
 
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