Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

DOI Heft:
Heft 8 (2. Januarheft 1905)
DOI Artikel:
Selle, Richard: Sprechsaal: nochmals: eine Fachfrage oder mehr?
DOI Artikel:
Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0602

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
belebung einer volkstümlichen deutschen Baukunst ihr
Scherflein beitragen.

Und wenn folglich die Frage des Baugewerkschulunterrichts in
der Tat mehr als eine Fachfrage ist, so empfindet niemand eine größere
Befriedigung darüber, als diejenigen tun, deren berufliche Tätigkeit
tagtäglich die Antwort darauf von selbst ableitet, die Baugewerk-
schulmänner. RichardSelle

, Alfo wäre alles auf gutem Weg. Von der Verschiebung der
Aufgabe und damit der Brauchbarkeit des bisherigen Baugewerkschul-
planes habe ich selbst in gleichem Sinn wie Herr Baugewerkschuldirektor
Selle gefprochen, und was Herr Westphalen auf der Kölner Tagung
uuter dem Beifalle Vieler geäußert hat, entfpricht ja auch meinen
Wünschen durchaus. Demnach brauchen wir etwaige kleine Meinungs-
verschiedenheiten im einzelnen nicht erst aufzusuchen und breitzutreten
— arbeiten wir, jeder an seinem Platz, für eine Verwirklichung der
guten Absichten. Denn Hauptsache ist, daß es auch hier weiter vor-
würts und daß es in guter Richtung vorwärts geht. Hat unser erster
Aufsatz zu einem größeren Ausmerken der „Oeffentlichkeit" auf die
Baugewerkschulen geführt, so wird das den fortschrittlichen Kräften,
die an ihnen lehrten, ja nur willkommen sein.

Gern stimme ich dem Herrn Einsender darin bei, daß die Bau-
gewerkschule an unserm Bauelend „nicht die einzige", und vielleicht
kann ich ihm sogar dahin solgen, „daß sie nicht einmal die am meisten"
Schuldige ist. Sie ist es vielleicht schon deshalb nicht, weil an Tech-
nischen Hochschulen im großen und ganzen dieselben Uebelstünde herr-
schen, und an diesen bildet man ja die Lehrer sür die Baugewerk-
schulen aus. Auch dort ein Ueberwiegen der Wissenschaft vor der Kunst,
und als Kunst Akademismus und Formalismus. Für die Baugewerk-
schulen dürft' es einer der schwersten Fehler gewesen sein, daß man
zur einzigen Bedingung für die Lehramtskandidaten ein dreijähriges
Studium an einer technischen Hochschule gemacht hat — statt Könner
und Künstler, suchte man Leute, die diese Aeußerlichkeit erfüllten. Dar-
über aber und über noch manches, was aus unsern technischen Hoch-
schulen zutage tritt, ließe sich mehr sagen, als diese Gelegenheit mit
sich bringt, und so bleib' es besser noch aufgespart. A

Zus Veer-k)ofniann8 „Grsfen von Gkarolaig"

Vorbemerkung. Jn Berlin hat das Theaterjahr sonst so

arm an dramatischen Bedeutsamkeiten, zum guten Schlusse doch noch die
Bekanntschaft eines erlesenen Dichters vermittelt. Er heißt Richard Beer-
Hofmann. Seine Dichtung, „Der Graf von Charolais", ein Trauer-
spiel in fünf Akten, ist in der Buchausgabe bei S. Fischer in Berlin er-
schienen. Beer-Hofmann gehört zu der Jungwiener Schule, zu dem Kreise
der Schnitzler und Hofmannsthal — das wird ohne viel weitere Worte
darauf hinweisen, daß seine Stärken nicht in der Energie der Gedanken-
sührung, der Kraft der Komposition und der schlichten, festen Linie seelischer
Entwicklung liegen, und vielleicht mangelt ihm auch jene innige Gemüts-

2. Ianuarheft lZOö
 
Annotationen