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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 2 (2. Oktoberheft 1904)
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Unsere Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0142

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Die Notenbeilage dieses Heftes illustriert die Ausführungen Schjel-
derups über Grieg als Klavierkompouisten und erfolgt mit ganz besouderer
Genehmiguug des Verlages C. F. Peters in Leipzig, wo alle Touwerke des
nordischen Meisters erschieuen sind.

Das diesem Hefte vorangesetzte Blatt nach einem Bilde von Charles
Vetter bitten wir die Leser, ja nicht ganz aus der Nähe, sondern aus
einem ziemlich beträchtlichen Abstande anzusehen, dann erst wird's ihnen
lebendig werden. Dann aber auch so, daß Rauch und Dampf zu qualmen,
die Pfeifen zu schrillen und die elektrischen Lampen zu strahlen scheinen
über diesem Durcheinanderwogen von Dunkel, Halbdunkel und Helle. Und
wie der Ranm sich dann vor- und zurückschiebt und bis in die Ferne ver-
tieft, beinahe, als blickten wir durch ein Stereoskop! Ja freilich, auch das
Leben der Neuzeit kann malerisch sein, aber gerade d a am meisten, wo
sie ihre Kräfte im ernsten Dienste des Zweckes ohne Verschleierung und
ohne Prnnk zeigt.

Vom Bahnhof in die Alpen! Nur fünfzehn Meilen Ranmes vielleicht hin-
aus und nur ein Paar Stunden bergan! Und doch, was ist das für eine andere
Welt, in die nns Ernst Kreidolf mit seinem Aquarelle führt! Und wie an-
ders war das Künstlerauge „eingestellt", das sie gesehen hat! Ein Spuk von
Baumleichen! Man braucht übrigens nicht in die Alpen zu kommen, um
das zu sehen, nm das zu erleben — jeder kennt's, der anch nur den
Riesengebirgskamm entlang gewandert ist. War's ihm mitunter nicht fast
unmöglich, das gebleichte Krüppelholz dort nicht gespenstisch belebt zu sehen?
Zumal in der Dämmerung kann man das Grnseln lernen dabei. Der Maler
hat uns trotzdem ins tote Holz nicht überall Gesichter und Glieder ge-
zeichnet, er ist ganz „realistisch" bei der Wirklichkeit geblieben. Und gerade
hier tat er sehr wohl daran. Wo die Naturlaune selber schon ein solches
Gaukelspiel aufführt, wür' uns ein Mehr von Menschenhand sehr möglicher-
weise als ein Zuviel, als eine Aufdringlichkeit erschienen, die uns gängeln
wolle. S o sieht der Beschauer alles, wie unmittelbar vor der Verwandlung.
Aufmerksam möcht' ich noch anf den Himmel machen. Geistert's uicht auch
in dem? Und doch, wie ist auch dieser Höhenlufthimmel wahr!

Zurück aus den Bergen. Ueber die Hügel hin in die Ebene und gleich
weiter bis in die stille, große, schier unendliche Ebene des Tieflands! Auf
Robert Sterls Steindruck ist kein „dramatisches" Leben geschildert, das
aus dem Geheimen heraus aufwühlerisch nach Bewegung strebt, aber voll
seelischer Stimmung ist auch dieses Bild. Fröstelregen, fallendes Laub, müd
einschlafendes Herbstlichtschimmern, Novemberwetter. Wir denken an Lenau.
Auch technisch, rein als Zeichnung ist das Blatt vortrefflich.

Zu den vier kleinen Bildern über Lanchstädt wolle man Schultze-
Naumburgs „Heimatschu^"-Aufsatz nachlesen.

Verantwortlich: der Herausgeber Ferdinand Avenarius tn Dresden-Blasewitz — Mit-
leitende für Musik: vr. RichardBatkain Prag-Weinberge, für bildende Kunst: Prof. Paul
S chultze-Na umb urg in Saaleek bei Kösen in Thüringen - Sendungen für den Text an
den Herausgeber; über Musik an vr. Batka — Verlag von Georg D. W. Callwey,
Druck von Kastner L Callwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — Bestellungen
Anzeigen und Geldsendungen an den Verlag Georg D. W. Callwey in München

s20 Runstwart XVIII, ^eft 2
 
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