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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 12 (2. Märzheft 1905)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0925

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Der hatte gar nichts gegen das
Sparen, im Gegenteil, er war eif-
rig dafür, nur war diefer Ober-
baurat auch ein Künstler, nnd fo
wußte er, w o und wie sich fparen
ließ. Man vergleiche im Anhange
unsres heutigen Heftes das „Teuer
und billig" überschriebene Blatt. Auf
der ersten Seite sind die Ent-
würfe zu fehen, auf der zweiten
die Ansführungen zweier Zwei-
familienhänfer für Waldhüter. Welche
find fchöner? Zweckmäßiger find in
jeder Beziehung die Ausfüh-
rungen; fie umschließen außer-
dem ganz wefentlich mehr Raum.
Und trotzdem waren die Entwürfe
auf der ersten Seite mit f6000
und 27500 Mk. veranschlagt, während
die auf der zweiten Seite für
f0500 und f8000 Mk. ausgeführt
worden find. Die weit fchöneren,
geräumigeren und zweckmäßigeren
stellten sich alfo um ein Drittel
billiger, als die fchlechteren.

^ Zur ästhetifchen Kultur

Aus Kasfel wird gemeldet: „Der
Kommunallandtag beschloß, als Hoch-
zeitsgabe für den Kronprinzen einen
goldenen Humpen, die Nachbildung
der Ziegenhainer Kanne, zu wid-
men." Also: eine Holzkanne aus
Gold. Was die leitenden Köpfe der
Provinzen fich alles abgemartert
haben, um bei den Gefchenken für
den Kronprinzen „originell" zn fein,
das wird eine lustige Schau geben,
aber die Jmitation einer hölzernen
Kanne aus dem edelsten Metall wird
hoffentlich doch zu dem Aller-
Allerliebstesten dabei gehören.

Die Laufenburger Strom-
schnellen

siud vielleicht doch noch zu retten!
Das letzte Wort wenigstens über
ihren Untergang scheint nach den
neuesten Erkundigungen noch nicht
gesprochen, die Konzession an das
Elektrizitätswerk noch nicht end-

gültig erteilt zu sein. Nun heißt es,
die Hände rühren! „Dürerbund" und
„Heimatschutz" haben sofort einen ge-
meinschaftlichen Aufruf an alle er-
lassen, denen die Sache am Herzen
liegt, und wem von uns läge sie
nicht am Herzen! Der Dürerbund
wird noch auf anderen Wegen mit
aller Kraft sein Teil versuchen, um
die vom Standpunkte der Allgemein-
heit gesehen geradezu wahnsinnige
Zerstörung zu verhindern. Wollen
wir „amerikanischer" handeln als
die Amerikaner, die ihre Niagara-
fälle setzt mit ungeheuren Opfern an
Geld als ein Stück Nationalpark er-
halten? Sollten wir nicht besser den
Skandinaviern folgen, welche die
schönsten ihrer Wasserwunder als
unantastbare „Naturreservationen"
wahren?

<D Eine Faschingsnummer
geben bekanntlich in jedem Jahr
die „Münchner Neuesten Nachrich-
ten" heraus, andre Zeitungen haben
einen ähnlichen Versuch gemacht, so
viel wir wissen, hat ihn aber keine
wiederholt. Uns schien es so wün-
schenswert, daß sie's täten, wir
glauben, unser öffentliches Leben
brauchte, daß die Ereignisse we-
nigstens an einem Tage im Jahr
einmal lustig gezeigt würden. Wie
man's machen kann, dafür ist die Fa-
schingsnnmmer der Münchner „Neue-
sten" geradezu mustergültig, nicht
so sehr nach der Anordnung (denn
die müßte sich ja natürlich über-
all anders herausbilden) als wegen
ihres Geistes, der erstens wirklich
Geist und zweitens wirklich Humor
ist. Ebenso gut freilich wird man's
nicht so bald irgendwo anders
machen können: von dem, was an
frischen Einfällen und im besten
Sinne künstlerischer Gestaltung in
dem einzigen diesjährigen Fast-
nachtsblatte der „Neuesten" steckt,
könnte manches Ditzblatt ein Jahr
lang zehren. A

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Runstwart XVIII, 12
 
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