Charolais: Wißt es,
und doch — und doch — warum?
Präsident: Wär' euch zu raten
gewesen, hätt' ich's nicht getan, doch so —
so mußt' ich helsen!
Charolais (überqnellend): Ja! geholfen habt ihr!
Wo alles schon verloren schien! Und so
geholfen! Lohn' euch's Gott! Jhr seht, ich hab'
nicht andre Worte als der Bettler, der
ench's auf der Straße nachruft, und wie er (er sinkt anf die Knie)
kann ich nur knie'n, nach euren Händen haschen,
sie küssen, weinen — Herr, nichts andres kann ich —
ich bin so arm!
Präsident (über ihn gebeugt): Jhr Armer! Armer!
Charolais: Oh!
Jhr wißt nicht, was ihr jetzt an mir getan!
Zn Ende schien mir's! ans! am Boden lag ich
gebnnden! Um mich engte sich die Nacht,
es kauerte auf mir, hielt meinen Atem
mit Fäusten nieder — Not und Schmerz und Ekel
erwürgten mich — ihr rieft mich wach und habt mich
hinauf ans Licht gerissen — und ich lebe,
ich atme frei, kann wieder hoffen, denn
wenn dies gefchah, so darf an Glück ich glauben,
darf glauben, daß noch andre Tage, frohe
vielleicht für mich noch kommen, — nicht wahr, darf?
Präsident (legt die Hand auf den Kopf Charolais', der vor ihm auf den
Knieen liegt, beruhigend): Sie werden kommen, ja! gewiß!
Charolais: Wie schlecht
von mir, daß ich an mich nur denke! Laßt
von euch mich wissen, sprecht von euch! Jhr seid
allein? Denn Kinder hättet ihr wohl nicht
um eines Fremden willen so verkürzt!
Nehmt mich zu euch! Doch nicht als Sohn! Noch einmal,
wenn meinen Vater man begräbt, laßt mich
sein Sohn sein, Charolais mich heißen — dann leg'
ich alles ab; bin nichts; hab' keinen Namen;
nur euer Schuldner heiß' ich, bin ich dann,
solang ihr lebt!
Präsident: Steht auf.
Charolais (zu Romont, der eintritt): Romont! er war's! —
(Aufgelöst in Dankbarkeit, fast stammelnd vor Erregung):
Nehmt mich zu euch, gebt euern Stab weg, mein Arm
soll stützen euch; bald lanfcht mein Schritt dem euern
sein Maß ab; werft mir eine Decke hin
ans Fußend' eures Betts; am Boden laßt
mich schlafen! O, mein Schlaf ist leicht! Kaum rührt
ihr euch, bin ich schon wach, und wenn euch dürstet,
reich' ich den Becher euch, stütz' euer Haupt;
und liegt ihr schlaflos lange Stunden wach
2. Oanuarheft (905 569
und doch — und doch — warum?
Präsident: Wär' euch zu raten
gewesen, hätt' ich's nicht getan, doch so —
so mußt' ich helsen!
Charolais (überqnellend): Ja! geholfen habt ihr!
Wo alles schon verloren schien! Und so
geholfen! Lohn' euch's Gott! Jhr seht, ich hab'
nicht andre Worte als der Bettler, der
ench's auf der Straße nachruft, und wie er (er sinkt anf die Knie)
kann ich nur knie'n, nach euren Händen haschen,
sie küssen, weinen — Herr, nichts andres kann ich —
ich bin so arm!
Präsident (über ihn gebeugt): Jhr Armer! Armer!
Charolais: Oh!
Jhr wißt nicht, was ihr jetzt an mir getan!
Zn Ende schien mir's! ans! am Boden lag ich
gebnnden! Um mich engte sich die Nacht,
es kauerte auf mir, hielt meinen Atem
mit Fäusten nieder — Not und Schmerz und Ekel
erwürgten mich — ihr rieft mich wach und habt mich
hinauf ans Licht gerissen — und ich lebe,
ich atme frei, kann wieder hoffen, denn
wenn dies gefchah, so darf an Glück ich glauben,
darf glauben, daß noch andre Tage, frohe
vielleicht für mich noch kommen, — nicht wahr, darf?
Präsident (legt die Hand auf den Kopf Charolais', der vor ihm auf den
Knieen liegt, beruhigend): Sie werden kommen, ja! gewiß!
Charolais: Wie schlecht
von mir, daß ich an mich nur denke! Laßt
von euch mich wissen, sprecht von euch! Jhr seid
allein? Denn Kinder hättet ihr wohl nicht
um eines Fremden willen so verkürzt!
Nehmt mich zu euch! Doch nicht als Sohn! Noch einmal,
wenn meinen Vater man begräbt, laßt mich
sein Sohn sein, Charolais mich heißen — dann leg'
ich alles ab; bin nichts; hab' keinen Namen;
nur euer Schuldner heiß' ich, bin ich dann,
solang ihr lebt!
Präsident: Steht auf.
Charolais (zu Romont, der eintritt): Romont! er war's! —
(Aufgelöst in Dankbarkeit, fast stammelnd vor Erregung):
Nehmt mich zu euch, gebt euern Stab weg, mein Arm
soll stützen euch; bald lanfcht mein Schritt dem euern
sein Maß ab; werft mir eine Decke hin
ans Fußend' eures Betts; am Boden laßt
mich schlafen! O, mein Schlaf ist leicht! Kaum rührt
ihr euch, bin ich schon wach, und wenn euch dürstet,
reich' ich den Becher euch, stütz' euer Haupt;
und liegt ihr schlaflos lange Stunden wach
2. Oanuarheft (905 569