Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

DOI issue:
Heft 4 (2. Novemberheft 1904)
DOI article:
Avenarius, Ferdinand: Literarischer Ratgeber des Kunstwart für 1905, [14]: Volkswirtschaftslehre
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0361

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
schaft" (7. Aufl. 1903) und dem entsprechenden Teil des Conradschen Grund--
risses („Finanzwissenschaft", 3. Aufl. 1903), endlich die geschmackvolle und fesselnde
Darstellung in Cohns „Finanzwissenschast" 11839).

Wenn wir nun von den einzelnen Zweigen der modernen Volkswirtschaft
und ihrer Geschichte — über die alle auch das schon mehrfach erwähnte zwei-
bändige „Wörterbuch der Volkswirtschaft" reiche Belehrung enthült — uns
zur Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung im ganzen wenden,
so bleibt die wieder in neuer Auflage vorliegcnde „Entstehung der Volkswirt-
schast" von Bücher <1904) noch immer das klassische Buch, das in die weitesten
Kreiie schon das Verständnis für den geschichtlichen Werdegang unserer Volkswirt-
schaft getragen hat. so sehr es auch namentlich in bezug aus die wirtschaftlichen
Verbältnisse des Altertums — hauptsächlich von Eduard Mey er, „Die wirt-
schaftliche Entwicklung des Altertums" <1896) — angefochten worden ist. Diese
Frage der „Wirtschaftsüufen" behandelt auch in neuer Weise dis Einleitung zu
Sombarts „Kapitalismus" und eine besonders lehrreiche Abhandlung von
Below, „Ueber Theorieen der wirtschaftlichen Entwicklung derVölker" <in der
Historischen Zeitschrist, neue Folge, Band 15). Auch das schon erwähnte Buch
von Hildebrand, „Recht und Sitte" gehört hierher, sowie das des früh-
verstorbenen Schurtz, „Urgeschichte der Kultur" und sein letztes Wer? „Alters-
klassen und Männerbünde", endlich Grosses grundlegendes Buch „Die Formen
der Familie und die Formen der Wirtschaft" <1896).

Die Lehre von den Wirtschaftsstusen bildet heute in der Regel ein Kapitel
der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre und wird daher auch in den
meisten Grundrissen und Lehrbüchern der Nationalökonomie behandelt. Am
aussührlichsten in Schmollers jetzt vollendet vorliegendem „Grundriß der
allgemeinen Volkswirt'chastslehre" (1901—1904), dessen Stärke überhaupt mehr
die unioersalhistorischen Perspektiven als die begrifflrchen Distinktionen sind,
und in dem die Wirtschastsgeichichte zu einer Kulturgeschichte ausgeweitet ist.
i)>eben ihm ist demjenigen, der sich nun einen systematische!- Ueberblick über die ganze
Wissenschaft oerschaffen rvill. vor allem noch Cohns „Nationalökonomie" (1885)
zu nennen, die sich selbst als ein Lesebuch für Geschüstsleute, Studierende und
Beamte bezeichnet, ferner Conrads Grundriß Teil 1 „Nationalökonomie"
<4. Aufl. 1902); wenn er auch härtere Nüsse zu knacken bereit ist, der erste Band
von Philippooichs Grundriß „Allgemeine Volkswirtschaftslehre" <5. Aufl.
1904). Eme populäre und kurze Darstellung geben Karl Jentsch, „Grund-
begriffe und Grundsätze der Volkswirtschaft" (1895) und besondcrs knapp
und doch inhallsreich Fuchs' „Volkswirtschastsleyre" (Sammlung Göschen).

Die hier das Schlußkapitel bildende Bevö Ikerungsfrage rvird eben-
falls in anti-Malthusischem Sinne eingehend behandelt in Frank Fetters
„Versuch einer Bevölkerungslehre" <1894) und neuerdings auch in Oppen-
heimers „Bevölkerungsgesetz des Malthus und der neueren Nationalökonomie".
Er faßt klar und schars zusammen, was gegen jene verhängnisvolle Beoölst rungs-
lehre vorgebracht werden kann, die im Grunde jede soziale Weiterentwicklung
mit dem Stempel des Utopischen versieht, weil „die Bevölkerung nun einmal
die Tendenz habe, sich stärker zu vermehren als die Nahrungsmittel".

Wer endlich die Geschichte unserer Wissenschaft selbst kennen lernen will,
ohne sich in das schwerkalibrige Werk von Roscher, „Geschichte der National-
ökonomik in Deutschland" zu vertiefen, dem stehen neben der Darstellung dieser
Geschichte in den genannten Lehrbüchern und Grundrissen (besonders bei
Conrad) Eisenharts „Geschichte der Nationalökonomie" und Jngrams
„Geschichte der Volkswirt chastslehre" (1890) zur Verfügung, sowie jetzt auch
Damaschkes gemeinoerständliche „Geschichte der Nationalökonomie" (1905);
serner Adlers „Geschichte des Sozialismus und Kommunismus", Mehrings
„Geschichte dcr deutschen Sozialdemokratie" und Bernstein „Geschichte und
Theorie des Sozialismus", dann Friedländer, „Die vier Hauptrichiungen
der modernen sozialen Bewegung" (Marxismus, Anarchismus, Eugen Dühring
und Henry George) und Oppenheimer, „Das Grundgesetz der Marxschen
Gessllschaitslehre"; endlich zwei neue Sammlungen, die Gelegenheit geben, die
älteren Autoren selvst sämtlich in deutscher Sprache zu lesen: Adler, „Klassiker
des Sozialismus und der Sozialpolitik" und die „Sammlung sozialwissen-
schaftlicher Meister", herausgegeben von Waentig. Zn der ersteren sind bis
jetzt erschienen: Thomas Spence, „Das Gemeineigentum am Boden" und

2. Novemberhest 1AOH 323
 
Annotationen