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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 7 (1. Januarheft 1905)
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Unsere Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0579

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Riesengebirge, von dem Radierer Otto Fischer dort aufgenommen. Und
eine von dem Dresdner Kunstphotographen Frohne.

Das Bildchen „zur ästhetischen Kultur" aus Weimar soll
an einem klassischen Beispiele zeigen, was für Ungeheuerlichkeiten durch das
mechanische Anwenden unsrer Bauordnungen zustand kommen können.
Wir sind auf der Veranda des Goethehauses in der Stadt, oort, wo Goethe
so oft mit Karl August und andern zusammensaß, und die Wege im Garten

vor uns find dieselben, die der Große allein oder im Gsspräche mit seinen

Besuchern Tausende von Malen anf- und niedergefchritten ist. Hinten sein
Pavillou — kurz, es ist „geheiligter Boden", den wir vor uns sehn. Und
Gottlob ein Boden, dessen Erhaltung in seiner jetzigen Gestalt vor Bau-
spekulation oder sonstwelcher Zerstörung denn doch gesichert ist. Tut nichts,
die Nebenstraße dort hinten hat „geschlossene Banweise", und geschlofsene
Bauweise verlangt von den Nenbauten Brandmauern. Es fcheint ja wirk-

lich, man konnte um diese Bestimmung nicht herum. Also hat der Miets-

kasten im Hintergrunde links eine riesige Brandmauer nach dem Goethe-
schen Garten zu. Wie das wirkt, das zeigt nnser Bild. — Ach ja, das
Goethehaus in Weimar. Etzhtzi'um etznstzo: Fleischers Bild und Eberleins
Büste sind imnier noch darin. Und das ist schlimmer, als daß sich der
Besucher die Eintrittskarten unter Umständen in einem Friseurladen kaufen
muß, obgleich manche Leute behaupten, als Vortempel zum Goethehause
wirke ein Friseurladen nicht ganz richtig.

Als weitere Beilage endlich geben wir diesem Heste den Cissarzschen
Kunstwart-Kalender sür jyOS mit.

Unsere Notenbeilage bringt als Probe C o r n e l i a n i s ch e r Lyrik
den „Auftrag" aus op. 5, ein Lied, das die Kunst, mit den unschein-
barsten Mitteln zu wirken, in ihrer Bollendung zeigt. Man beachte nur
die sprechenden Abwandlungen, die das Grundmotiv erfährt. Erst, im Vor-
spiel, die kühne, Gehör fordernde Arpeggie. Dann in den beiden Zwischen-
spielen die schmerzliche Harmonisierung, zunächst das herbe persönliche Weh
des Sängers ausdrückend, dann das beinahe komisch wirkende Beileid der
biederen Reisegesellschaft malend (man glaubt ihre von konventioneller
Rührung überzogenen Gesichter zu sehen!) und zuletzt, im Nachspiel, die
schmachtende Versöhnlichkeit des Ausklangs. Dann wie diskret Cornelius
das Erklingen der Saiten oder das Herbeitrippeln der Kinder wiedergegeben
hat! Und die seine, und doch jede Einzelheit charakterisierende Linie der
Gesangsstimme! Ferner geben wir — weil das Heft grad zum Dreikönigstage
zurecht kommt — „Die Könige" aus den Weihnachtsliedern, deren kraftvolle
Deklamation und schöne Wärme des Gefühls im Klavierpart von dem
sinnig als Unterlage gewählten Choral „Wie schön leucht üns der Morgen-
! stern" getragen wird.

Berautwortlich: der Hsrausgeber Ferdinand Avenarius in Dresden-Blascwttz — Mit-
leitende sür Musik: vr. RichardBatkain Prag-Weinberge, für bildende Kunst: Prof. Paul
S chultze-Naumb urg in Saaleck bei Kösen in Thüringen — Sendungen für Len Text an ^
den HerausgeSer; über Musik an vr. Karl Grunsky, Stuttgart, Stitzenburgstr. l - Verlag
von Georg D. W. Callwey, Druck von Kastner L Callwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München
Bestellungen, Anzeigen und Geldsendungen an den Berlag Georg D. W. Callwey rn München

^ 552 " " Runstwart XVIII, 7
 
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