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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

DOI issue:
Heft 11 (1. Märzheft 1905)
DOI article:
Kalkschmidt, Eugen: Aus der Geschichte des Zerrbilds
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0792

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katur, Thomas Wright, mitgeteilt hat, erscheinen die grotesken Köpfe
z. B. einer Atelierszene als närrischer Selbstzweck, auch die über-
mäßigen Köpfe auf Wirtshausbildern aus Pompeji dienen keiner be-
fonderen satirischen Absicht, waren wohl zur Aufheiterung der Gäste
als humoristische Situationswitze so nnverhältnismäßig an die Wand
gemalt. Dann waren die komischen Masken der Mimen im Alter-
tum samt und sonders Karikaturen, und die ernsten nach heutigem
Empfinden wohl auch zum Teil. Der breit ausgerissene Mund, die

Abb. Lsonore Daumier: Der Richter Silvestre

kühn verlängerte Nase wanderten aus dem Bühnenbilde in die komische
Gemme, sicherlich aber häusig mit direkt satirischem Porträtbezug aus
öffentlich bekannte Persönlichkeiten, namentlich bei den Römern. Ueber-
liesert ist dann eine Bronzeplastik des Kaisers Caligula, die schon sehr
viel Formenwitz zeigt: der ganze aufgeschwemmte Körper ist einzig
in den Höhenmaßen verkürzt, in de^ Breite dagegen natürlich ge-
blieben und wirkt nun völlig unbehilflich nnd lächerlich. Jn Bild-
werken des Mittelalters, besonders in denen der romanischen Zeit, sind
Mißverhältnisse des Hauptes zum Rumpfe eigentlich die Regel, aber

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