Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

DOI Heft:
Heft 11 (1. Märzheft 1905)
DOI Artikel:
Kalkschmidt, Eugen: Aus der Geschichte des Zerrbilds
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0803

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
taucheu in der Karikatur in immer neuen Formen auf, weil sie sehr
dauernde, nur leise oder gar nicht sich wandelnde, allgemein verbreitete
Erfahrungen und Anschauungen der Völker übereinander bündig aus-
drücken, sie g.us eine Formel gebracht haben, die doch mehr ist und
bedeutet als eine bloße Formel. Außerdem treten je nach den Be-
dürfnissen der Zeit eine Menge schnellgeschassener und kurzlebiger Typen
ans Licht; die Müller und Schulze, die Wühlhuber und Henlmeyer,
die „Birne" Ludwig Philipp, Robert Macaire und Herr Bonhomme,
Maler Pinsel und der Deufel Bitru. Besonders die deutsche Karikatur
des Vormärz ist reich an schnurrigen Philistertypen, Kaspar Braun



Abb. 20 Raspar Braun

hat ihnen in den „Fliegenden Blättern" so manches dauerhafte Denk-
mal gesetzt (Abb. 20). Diese Gestalten sind geistiges Eigentum der
Zeichner, meist ganz persönliche Schöpfungen, und verschwinden, wenn
sie ihren Zweck erfüllt haben. Die große Menge der sogenannten
Standestypen, wie z. B. des Professors, des Leutnants, des Büro-
kraten, des Priesters und Bauern ist zu mannigfaltig und wandelbar,
als daß sie jenen stehenden Typen zuzuzählen wäre. Dagegen ge-
hören die Gestalten hierher, in denen sich die Karikatur selber Sinn-
bilder gesetzt hat: der Schalk der „Fliegenden", das Schnapsgesicht des
„Kladderadatsches", die Dogge des „Simplizissimus" und ähnliche.

y Atärzhest t905 7^3
 
Annotationen