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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

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Heft 1 (Oktoberheft 1931)
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Briccius, W. A.: Die öffentliche Verschuldung und ihre Konsolidierung
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Umschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0089

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zurück, scharf formulierte Grundsätze aufzustellen. So sollen den Gemeinden nuc
Kassenkredite im Ausmaß von Z M. auf den Kopf der Bevölkerung ohne beson-
dere Genehmigung erlaubt sein. Dagegen soll jede nicht genehmigte Kreditaufnahme
über Z M. auf den Kopf der Bevölkerung hinauS ein nichtiges RechtSgeschäft dar-
stellen, fo daß also auch kurzfristige Kredite genehmigungspflichtig sind. Des wei-
teren soll der Gemeindevorstand, der diese Borschrift übertritt, schadenersatzpflichtig
und strafbar sein.

Der Borschlag wird stark umstritten werden, da die Eingriffe sehr schwerer Natur
sind. Wenn auch eine Reihe von Modifikationen sich als nötig erweisen wird, so
wird man Silverberg doch in seiner grundsätzlichen Auffassung zustimmen können,
daß es die Hauptsache ist, daß eine derartig große und durchgreifende Bereinigung
und Konsolidierung der ^gnlandsverschuldung der öffentlichen Hand eine sicher von
^gnland und Ausland begrüßte und gebilligte Tat bekundet, seine Finanzen in
Drdnung zu bringen und für die Zukunft sie auch an allen Stellen in Drdnung
zu halten. Briccius

Umschau

Das Heilige Land

i.

^s ist, heute wie seit Jahrhunderten,
^das Unglück des Heiligen Landes, daß
es für drei Religionen ein heiliges ist,
und so toben noch immer um die heiligen
Stätten Kampf und Haß, Unfrieden und
Herrschsucht. Aber es ist ein Neues hin-
zugetreten: der Kampf ist durch das Mo-
ment des NationalismuS komplizierter
und nicht edler geworden. Es stehen nicht
mehr nur Mohammedaner, Christ und
Iude im feindlichen Dreieck, sondern die-
ser Gegensatz wird überschattet durch den
Gegensatz Arabertum und Judentum.
Beides zwar noch Gegensätze des Glau-
bens, aber doch von der neuen und mäch-
tigeren Welle des Nationalismus, des
BolkstumS, der Kulturnation getragen
und bis zur Erbitterung gesteigert durch
den Kampf um das kleine, trockene, wüste
Ländchen, das vom Mittelmeer bis zum
^ordan reicht und heute Palästinamanöat
heißt. Zwar floß noch vor kurzem Blut
um die uralten Steine der Klagemauer,
aber nimmt man alles in allem, dann
wird dort nicht mehr um den Glauben
der Bäter, um den echten Ring der Re-
ligionen gekämpft, sondern auch dort ist
der Kampf der Religionen zu einem
Kampf der Nationalismen, Wirtschaften,
Kulturen säkularisiert, wenn auch noch in
den Tiefen die düsteren Feuer messiani-
scher und muselmanischer Hosfmmgen
glimmen und brennen. Die Politik, Na-
tionalpolitik und Weltpolitik, ist in Ie-

6^s

rusalem eingezogen, und in ihrem Ge-
folge befindet sich auch schon die ganze
Problematik sozialer und zivilisatorischer
Fragen, die den Weg deS weißen Man-
nes über die ganze Erde begleiten. Als
1916 die Türken gingen, kamen die Eng-
länder und in ihrem Schutze die Zuden.
Die Araber aber waren noch da und fin-
gen gerade an, wach zu werden, national
und kulturell wieder zu sich selbst zu kom-
men. blnd über dem Heiligen Land schnei-
den sich seither zu allem Ünglück die un-
sichtbaren Kraftlinien des englischen Jm-
perialismuS, die Wege zu Luft, zu Was-
ser, zu Lande, nach Osten und Westen,
Süden und Norden.

Was trieb und treibt die Juden nach dem
Lande ihrer Bäter zurück? Jst die Zeit
erfüllt, der Messias nahe? Hat die Zer-
streuung ihr Ende gefunden? Soll und
kann der Tempel Salomonis neu und
prächtiger erstehen? Gibt es Zeichen und
Propheten, steht nachts wieder die Feuer-
säule am Himmel, die die Judenheit zum
Heiligen Land zurückweist? Mag sein, daß
in den Ghettos des Ostens solche Zei-
chen gespürt werden, daß die Tausende
von armen und elenden Ostjuden neben
der Not das Feuer des Glaubens, der
Hoffnung, der Sehnsucht spüren, die Ber-
heißungen erfüllt zu sehen. Die treiben-
den und ausführenden Kräfte, organisiert
im Zionismus und in der Weltvertretung
der Judenheit, der tra-

gen andere Züge. Es sind moderne, aus
 
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