Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

DOI Heft:
Heft 8 (Maiheft 1932)
DOI Artikel:
Briccius, W. A.: Arbeitsbeschaffung
DOI Artikel:
Umschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0590

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
um nur erreicht werden entrveder durch Steigerung der Preise, oder durch Senkung
der Unkosten.

Kostensenkung durch Nationalisierung kommt nicht in Betracht, eine abermalige
Lohnsenkung ist innenpolitisch nicht mehr durchzusetzen. Notwendig ist eine Geld -
schöpfung, die mit größter Wahrscheinlichkeit das Stabilbleiben der Warenpreise
garantiert. Diese Zusage der Preiskonstanz auf langere Sicht kann ge-
geben werden, wenn die Geldschöpfung verkoppelt wird mit einer
sofortigen Kostensenkung. Daher muß der Kredit der Notenbank, der dem
Rei'chsfiskus eröffnet wird, mit der Auflage belastet werden, gleichzeitig eine durch -
greifende Senkung kostenbelastender, konjunkturempfindli-
cher Steuern vorzunehmen. Der an sich preistrei'benden Wirkung der Krediter-
weiterung stellen sich zwei kostensenkende Momente als ausgleichende Kräfte entgegen.
Einerseits wirkt die Herabsenkung der Kostensteuern in diesem Sinne, andererseits
sinken durch die verbesserte Ausnützung der Produktionsanlagen die Stückkosten.
Somit erscheint, und damit unterscheidet sich der Vorschlag von allen anderen grund-
sätzlich, die fundamental wichtige Begrenzung der Kreditschöpfungs-
mengeunbedingt gesichert. Der Plan ist fo konstruiert, daß nachhaltige,
den Bedarf an zusätzlichem Kredit drosselnde Tendenzen ausgelöst werden.
Diese Kräfte, die als Kreditbremse wirken, heißen: i. Ersparnis an bisher auf-
zubringenden Mitteln zur Finanzierung des Arbeitslosenelends, und 2. Kompensation
der Steuersatzsenkung durch alsbaldige Vergrößerung des Steuermultiplikators nach
Ankurbelung des WirtschaftSprozesses. Nun greift ein Rad ins andere, aber nicht,
um unö dem WirtfchaftSverfall entgegenzutreiben, sondern um uns zum allmäh-
lichen Aufstieg zu verhelfen. Der Plan ist kein riskierteS Experiment, er fnßt
auf der Erkenntnis, daß die Rentabilität privatwirtschaftlich gewahrt werden und
gesteigert werden muß. Er umgrenzt scharf, knwieweit der Staat in der gegenwärti-
gen Si'tuation durch Kreditschöpfung eingreifen muß, und er erreicht durch die natür-
liche und „autonomifche" Kreditbremse, daß keine ^nflation entsteht.

Wenn nun schon keine dauernde Preissteigerung zu erwarten ist, so kann späterhin
durch allgemeinen Kostenabbau sogar auf eine Kostensenkung gerechnet werden. Der
Sparer hat daher keinen Anlaß mehr zu einem Ansturm auf die Sparkassen, der Spe-
kulant wirö nicht mehr a ls bsisse der Mark spekulieren, das Notenhamstern wird
den scheinbaren Sinn verlieren. Unberechenbare Kräfte vermögen nicht einen ent-
schlossenen Führerwillen zu lähmen. „Zwifchen den Wahngebilden leichtfertiger Wäh-
rungsutopien und dem DogmatismuS einer Geldpolitik, die mit alten Hausmitteln
einer lebensgefährlichen Erkrankung des Wirtfchaftskörpers beikommen will, führt
so noch ein Weg ins Freie." Briccius

Umfchau

Tardieu an der Donau

1.

(ZZD'ährend diese Zeilen gefchrieben wer-
"^^den, liegt Deutschland unter einem
Trommelfeuer von Vorwürfen, daß es
die Londoner Viermächtekonferenz über
TardieuS Donau-Sanierungspläne hat
auffliegen lassen. Als vor einem Jahr
Frankreich die deutfch-österreichifche Zoll-
union zermalmte, lagen wir unter dem

gleichen Trommelfeuer. Lassen wir uns
daher durch keinen Vorwurf und keine
Drohung einfchüchtern und geben wir der
Welt Zeit, sich daran zu gewöhnen, daß
Deutfchland gelernt hat, Nein zu sagen
und dabei zu bleiben.

Die Situation in den südosteuropäifchen
Ländern ist allerdings bis zum Zerreißen
gespannt: die einzelnen Staaten können
nur noch durch strengste Verbote aus Pa-
ris und Genf von der Erklärung von
 
Annotationen