DOI Heft:
Heft 12 (Septemberheft 1932)
DOI Artikel:Bauer, Clemens: Kapitalistische Wirtschaftsordnung?
DOI Artikel:Linfert, Carl: Französische Kunst in London, [2]: aus Anlaß der großen Ausstellung in der Königlichen Akademie
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0891
der Marktverflechtung ihrer Mitglieder, indem sie die Aufgabe der Marktbeob-
achtung und der entsprechenden Orientierung der Genossen an den Marktdaten er-
füllen. Ahnlich ist die Funktion der Handwerkergenossenfchaften mit der Aufgabe
gemeinsamen Rohstoffeinkaufes usw. Dazu kommt der innere Arifbau der Genos-
senfchaften: sie sind tatsächlich völlig als kapitaliftifche blnternehmungen organisiert
und als solche völlig in die kapitaliftifche Wirtfchaft eingegliedert. Auch die Kon-
sumgenossenfchaften, gerade in ihrer entfcheidenden Fortentwicklung mit dem Über-
gang zur Eigenproduktion für die Versorgung der Genossen, vermögen nicht nicht-
kapitaliftifch zu wirtfchaften. Das genossenfchaftliche Element befchränkt sich auf
einen nichtkapitaliftifchen Modus der Gewinnverteilung unter den Genossen, die
Genossenfchaft selbft aber arbeitet als kapitaliftifches Unternehmen, und von einer
Überwindung des Syftems von dieser Seite ift keine Rede.
Ergebnis
Für eine endgültige Charakterisierung der heutigen Wirtfchaft ift zunächft zu fragen:
inwieweit decken sich Gesamtwirtfchaft und kapitaliftische Wirtfchaft? Sieht man
vom Element des HauöhalteS ab, so ift im ganzen feftzuftellen, daß die Tendenz
zur Verflechtung aller Wirtfchafter und Schichten in den MarktwirtfchaftSzusam-
menhang äußerft ftark geworden ift. Handwerk und Bauernwirtfchaft sind in
ihren wesentlichen Elementen bereits einbezogen oder ftark im Prozeß der Einbe-
ziehung begriffen, und wirklich wichtige Gruppen, die völlig außerhalb des Gesamt-
vorganges ftünden, gibt es nicht mehr. Auch da, wo augenfcheinlich durch beftimmte
Einrichtllngen und Maßnahmen Gruppen von Wirtfchaftsvorgängen nnd Gruppen
von Wirtfchaftern isoliert werden, ift von einem tatsächlichen Verlassen der kapi-
taliftifchen Marktwirtfchaft und einer endgültigen AuSgliederung keine Rede. Wohl
aber bedeutet das ganze Syftem „außermarktwirtfchaftlicher" Bildungen und
„innermarktwirtfchaftlicher" Verbände- und Gruppenformationen einen völligen
blmbau der funktionalen Verknüpfung der Gruppen nnd Teilprozesse der Wirtschaft,
also einen faft völligen Umbau der marktwirtfchaftlichen Ordnung. Die faktifche
Zuordnung der Teilwirtfchaftsprozesse und der einzelnen Wirtfchaftsfunktionen zu-
einander und die Stellung einzelner Gruppen von Wirtfchaftern innerhalb der Ge-
samtordnung ift damit weitgehend verfchoben, sie regelt sich nicht mehr von selbft,
sondern unterliegt weitgehenden Bindungen und Befchränkungen. Die Marktwirt-
fchaft vollzieht sich unter neuen Bedingungen und in vielfach verändertem Rahmen.
Dagegen bleibt die Unternehmung immer die charakteriftifche marktwirtfchaftliche
Einheir zum Vollzug des WirtfchaftsprozesseS trotz aller Veränderungen in der
Art des AblaufeS. Ob sie innerhalb ftark veränderter materialer Voraussetzungen
für den KapitalismuS als Marktwirtfchaftsordnung weiterhin die Rolle des eigent-
lichen DollzugSorgans deS kapitaliftifchen WirtfchaftSprozesses spielen kann, darin
liegt in letzter Linie das Kriterium für die kapitaliftifche Oualität unserer konkreten
Wirtfchaft, und in dieser Richtung ift auch die augenblickliche Wirtfchaft immerhin
noch als kapitaliftifch anzusprechen. ClemenS Bauer
Französische Kunst in London
AuS Anlaß der großen Ausftellung in der Königlichen Akademie
(Schluß)
Trauer der Natur und der Schönheit
Seitdem, gegen Ende des Mittelalters, die „Natur" grundsätzlich und oft ohne
ftilisierende Siebung in die Kunftgebilde eingelassen wurde, ift der Ausgleich zwifchen
bedrängender Wirklichkeit und erfundener Form immer fchwieriger geworden. Jn
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achtung und der entsprechenden Orientierung der Genossen an den Marktdaten er-
füllen. Ahnlich ist die Funktion der Handwerkergenossenfchaften mit der Aufgabe
gemeinsamen Rohstoffeinkaufes usw. Dazu kommt der innere Arifbau der Genos-
senfchaften: sie sind tatsächlich völlig als kapitaliftifche blnternehmungen organisiert
und als solche völlig in die kapitaliftifche Wirtfchaft eingegliedert. Auch die Kon-
sumgenossenfchaften, gerade in ihrer entfcheidenden Fortentwicklung mit dem Über-
gang zur Eigenproduktion für die Versorgung der Genossen, vermögen nicht nicht-
kapitaliftifch zu wirtfchaften. Das genossenfchaftliche Element befchränkt sich auf
einen nichtkapitaliftifchen Modus der Gewinnverteilung unter den Genossen, die
Genossenfchaft selbft aber arbeitet als kapitaliftifches Unternehmen, und von einer
Überwindung des Syftems von dieser Seite ift keine Rede.
Ergebnis
Für eine endgültige Charakterisierung der heutigen Wirtfchaft ift zunächft zu fragen:
inwieweit decken sich Gesamtwirtfchaft und kapitaliftische Wirtfchaft? Sieht man
vom Element des HauöhalteS ab, so ift im ganzen feftzuftellen, daß die Tendenz
zur Verflechtung aller Wirtfchafter und Schichten in den MarktwirtfchaftSzusam-
menhang äußerft ftark geworden ift. Handwerk und Bauernwirtfchaft sind in
ihren wesentlichen Elementen bereits einbezogen oder ftark im Prozeß der Einbe-
ziehung begriffen, und wirklich wichtige Gruppen, die völlig außerhalb des Gesamt-
vorganges ftünden, gibt es nicht mehr. Auch da, wo augenfcheinlich durch beftimmte
Einrichtllngen und Maßnahmen Gruppen von Wirtfchaftsvorgängen nnd Gruppen
von Wirtfchaftern isoliert werden, ift von einem tatsächlichen Verlassen der kapi-
taliftifchen Marktwirtfchaft und einer endgültigen AuSgliederung keine Rede. Wohl
aber bedeutet das ganze Syftem „außermarktwirtfchaftlicher" Bildungen und
„innermarktwirtfchaftlicher" Verbände- und Gruppenformationen einen völligen
blmbau der funktionalen Verknüpfung der Gruppen nnd Teilprozesse der Wirtschaft,
also einen faft völligen Umbau der marktwirtfchaftlichen Ordnung. Die faktifche
Zuordnung der Teilwirtfchaftsprozesse und der einzelnen Wirtfchaftsfunktionen zu-
einander und die Stellung einzelner Gruppen von Wirtfchaftern innerhalb der Ge-
samtordnung ift damit weitgehend verfchoben, sie regelt sich nicht mehr von selbft,
sondern unterliegt weitgehenden Bindungen und Befchränkungen. Die Marktwirt-
fchaft vollzieht sich unter neuen Bedingungen und in vielfach verändertem Rahmen.
Dagegen bleibt die Unternehmung immer die charakteriftifche marktwirtfchaftliche
Einheir zum Vollzug des WirtfchaftsprozesseS trotz aller Veränderungen in der
Art des AblaufeS. Ob sie innerhalb ftark veränderter materialer Voraussetzungen
für den KapitalismuS als Marktwirtfchaftsordnung weiterhin die Rolle des eigent-
lichen DollzugSorgans deS kapitaliftifchen WirtfchaftSprozesses spielen kann, darin
liegt in letzter Linie das Kriterium für die kapitaliftifche Oualität unserer konkreten
Wirtfchaft, und in dieser Richtung ift auch die augenblickliche Wirtfchaft immerhin
noch als kapitaliftifch anzusprechen. ClemenS Bauer
Französische Kunst in London
AuS Anlaß der großen Ausftellung in der Königlichen Akademie
(Schluß)
Trauer der Natur und der Schönheit
Seitdem, gegen Ende des Mittelalters, die „Natur" grundsätzlich und oft ohne
ftilisierende Siebung in die Kunftgebilde eingelassen wurde, ift der Ausgleich zwifchen
bedrängender Wirklichkeit und erfundener Form immer fchwieriger geworden. Jn
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