DOI Heft:
Heft 9 (Juniheft 1932)
DOI Artikel:Einstein, Alfred: Situation der Oper
DOI Artikel:Nabl, Franz: Gedichte
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0633
wreder dao Zertlose mrd GüLtige, dao heute zu uns spricht wie vor fünfzig,
hundert und hundertfünfzig Iahren. llnd umgekehrt: dao Problem der
Oper der Gegenwart befteht darin, im „Zeikgemäßen" so viel Ewigkeits-
werte, das heißt Musik, echte Musik zu investieren wie möglich. Dann
braucht uns um die Zukunft und den Fortbestand der Oper mrch heute nicht
bange zu sein.
Gedichte
Von Franz Nabl
Der Fährmann
Der Strom, der deines Lebenö letzte Grenze netzt,
ist breit und reißend. Seine ungedämmte Flut
zerteilt dein Arm niemals, trotz llbung, Kraft und Mut.
Du mußt deö FährmannS harren, der dich übersetzt.
Doch sollst du ihn nicht rufen. Ungehört verhallt
dein Schrei vom Strand. Erwarte schweigend deinen Tag,
an dem der vorbestimmte, sichere Ruderschlag
auch ohne dein „Holüber" dir erschallt.
DieWasseramsel
Die Wasseramsel ist des Winters Seele.
Weiß wie sein Schnee auf Baum und Felsen funkelt,
so leuchten schimmernd rein ihr Brust und Kehle.
Auf Hals und Kopf und auf den Flügeln dunkelt
ihr das Gefieder aber, wie der Nebel,
aus dessen Grau doch weiße Sterne florken.
Und wahrend, von des Frosteö hartem Kn^>el
erstickt, am Ufer alle Laute stocken,
beginnt sie mit geheimen Flötentönen,
als lockte sie ein Lenz zu Liebeswerben,
des Winters kalte Mordlust zu versöhnen,
und singt den Sieg des Lebenö übers Sterben.
Das gute Wort
Wenn sich ein gutes Wort zum Mund dir drangt,
geh nicht vorüber, ohne es zu sprechen.
Ein Aug, das heut noch fragend an dir hängt,
bedenk es wohl, kann über Nacht schon brechen.
Dein gutes Wort ist wie ein linder Hauch,
der leise weht aus sonnenhellem Süden,
es tröstet nicht allein den Wegesmüden,
es tröstet und beglückt dich selber auch.
Dersäumst du es, dieS gute Wort zu sagen,
dann wächst es an zur ungeheuren Last,
und lebenslange mußt du daran tragen, ,
daß du es einmal nicht gesprochen hast.
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hundert und hundertfünfzig Iahren. llnd umgekehrt: dao Problem der
Oper der Gegenwart befteht darin, im „Zeikgemäßen" so viel Ewigkeits-
werte, das heißt Musik, echte Musik zu investieren wie möglich. Dann
braucht uns um die Zukunft und den Fortbestand der Oper mrch heute nicht
bange zu sein.
Gedichte
Von Franz Nabl
Der Fährmann
Der Strom, der deines Lebenö letzte Grenze netzt,
ist breit und reißend. Seine ungedämmte Flut
zerteilt dein Arm niemals, trotz llbung, Kraft und Mut.
Du mußt deö FährmannS harren, der dich übersetzt.
Doch sollst du ihn nicht rufen. Ungehört verhallt
dein Schrei vom Strand. Erwarte schweigend deinen Tag,
an dem der vorbestimmte, sichere Ruderschlag
auch ohne dein „Holüber" dir erschallt.
DieWasseramsel
Die Wasseramsel ist des Winters Seele.
Weiß wie sein Schnee auf Baum und Felsen funkelt,
so leuchten schimmernd rein ihr Brust und Kehle.
Auf Hals und Kopf und auf den Flügeln dunkelt
ihr das Gefieder aber, wie der Nebel,
aus dessen Grau doch weiße Sterne florken.
Und wahrend, von des Frosteö hartem Kn^>el
erstickt, am Ufer alle Laute stocken,
beginnt sie mit geheimen Flötentönen,
als lockte sie ein Lenz zu Liebeswerben,
des Winters kalte Mordlust zu versöhnen,
und singt den Sieg des Lebenö übers Sterben.
Das gute Wort
Wenn sich ein gutes Wort zum Mund dir drangt,
geh nicht vorüber, ohne es zu sprechen.
Ein Aug, das heut noch fragend an dir hängt,
bedenk es wohl, kann über Nacht schon brechen.
Dein gutes Wort ist wie ein linder Hauch,
der leise weht aus sonnenhellem Süden,
es tröstet nicht allein den Wegesmüden,
es tröstet und beglückt dich selber auch.
Dersäumst du es, dieS gute Wort zu sagen,
dann wächst es an zur ungeheuren Last,
und lebenslange mußt du daran tragen, ,
daß du es einmal nicht gesprochen hast.
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