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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

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Heft 1 (Oktoberheft 1931)
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Ullmann, Hermann: Krisenpsychose und Wirklichkeit
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Rupé, Hans: Hans Burgkmair: 1473-1531
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https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0028

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WeiLe und Fülle der „neuen Wirklichkelt" schon die Krast des Lebens in
uns das Wesenkliche wählen werde — zu nener Gesialtung, neuer Form und
neuer AuLoriLäL.

Hans Burgkmair

1473—1531

Von Hans Rupe

^ ngesähr gleichalLrig miL Lllbrecht Dnrer, um zwei Jahre später geboren
"^^und um drei Iahre später gestorben, LeilL der Augsburger mit dem Nürn-
berger Meister Lebensraum und Schicksalsgemeinschaft einer bedeutungsvollen
ZeiLwende. Ähnlich in ihrem Bildungsgange, mit srüh geweckLen Sinnen
und srüh gespornLer Begabung, lernen beide als Iünglinge schon WelL und
Menschen kennen, ersahren in der gleichen Gegend am Oberrhein, im Elsaß,
ihre künstlerische Ausbildnng, Burgkmair sogar in dieser Beziehung vor
Dürer begünstigt durch den nnmiLLelbaren Schuleinfluß Martin Schon-
ganers selbst; mit jungen staunenden Augen sehen beide noch als Gesellen
das gelobte Land Italien, die prächtige FremdheiL Venedigs, genießen und
entzünden sich, um, heimgekehrL in ihre VaLerstadL, als junge Meister den
MiLbürgern und MiLlebenden einen Begrisf und Abglanz ihrer großen
epochalen Ersahrung zu geben. 2lls Dreißigjährige schon berühmL und über
die Grenzen ihrer VaLerstädLe gegriesen, miL den ersten Humanisten und
geistigen Beratern des Kaisers Marimilian besreundeL und von ihnen ge-
sörderL, enLsalLen beide ihre Begabung in die BreiLe einer doppelLen Pro-
duktion, als Maler und Graphiker; beide drängL die Sehnsucht wiederum
nach Italien, um ihren Begriss von Knnst und Dasein neu zu festigen und
zu erproben. Nach ihrer Rückkehr zieht sie der Kaiser in seine Dienste, dem
s i e vor allen mit einem Stab von MiLarbeiLern zur Berherrlichung seines
Namens ein Holzschnittwerk errichten, das die blasse Ideologie der Bor-
schrist ins Sinn- und ZeiLbildliche verwandelt.

Nach längerer EnthaltsamkeiL von der Malerei wenden sich beide wieder
dem Gemäldewerke zu. Doch während Dürer im leHLen IahrzehnL seines
Lebens in erstannlicher LlkLiviLäL neue bildnerische Probleme sieht und zn
lösen LrachLeL, ja mit der Todesreise sein Lebensziel erst erringt, scheint die
GestalLungskrasL Burgkmairs im leHLen Dezennium nachzulassen, rückschauend
vergangenen WerLm zu dienen und den Tod schließlich als Erlösung zu
sinden.

NichL aus den Bergleich kommL es an bei diesem Überblick, sondern aus das
toriium eorporationis, wie beide ihr änßerlich ähnliches künstlerisches Schick-
sal, die Erkenntnis, warum und in welchem Sinne die italienische Kunst ihnen
vorbildlich werden mußte, ersaßten und durchdrangen. Für den einen, Dürer,
bedeutete es AuseinanderseHung, Kamps um den ewigen WerL der reinen
Form, RealisaLion, Gleichnng der NealiLäL und des logischen, LheoreLischen
Prinzips, ethische Forderung und geistige Erhöhung; sür den anderen, Burgk-
mair, weniger Klärnng als Ergänzung und Bereichernng des eigenen Wesens,
das er sicherlich als repräsentativ empsand.

Ein Lieses WorL von Iean Paul vergleichL das innere Wesen eines Men-
schen von TalenL einer AristokraLie oder Monarchie, so wie das genialische eine

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