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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

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Heft 3 (Dezemberheft 1931)
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Brock, Erich: Hegel
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Popp, Josef: Die Kunst Karl Knappes
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https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0224

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rind Lüge. Und ob troH Lausendfachen Zurücksinkens der ZwischenzerL dieser
Kairos sich noch Liefer öfsnen, auf sich selber fefilegen, ob sich ihnr noch sein
ganzer Segen wird abringen lassen — das ifi, Läufchen wir uns darüber nichL,
nnsere eigenfie Sache. Alles Sich-zurückwühlen-wollen in TeilidenLiLäLen, alles
Galvanisieren gefiorbener Einzelformen hilfi uns nichL. llnsere ZukunfL hängL
refilos daran, ob wir den Ernfi, Schmerz, die Preisgegebenheit und Angfi des
llregativen so lang nnd Lief eriragen können, bis aus dem Gedanken selbfi das
Nene guillt, bis die Lanze des Achilleus, die uns siech machie, uns wieder heili.
Dann brichi das nene ZeiLalter an.

Nachschrift: Es war ein Zeichen der lebendigen, fast mychischen Tradition der Hegel-
schen Lehre, in welcher seine ersten Schüler lebten, daß sie bei der Herausgabe seiner
Werke recht sorglos verfuhren und Original und AuSlegung aus jener Einheit herauS
genialisch vermischten. Uns ist es natürlich heute um das reine Wort Hegels zu tun,
welches dabei weitgehend verlorenging. Auch die Originalmanuskripte wurden vielfach als
Reliquien verschleudert. Georg Lasson, Pastor in einer Arbeitergemeinde in Berlin-Nord,
der Sohn des einzigen Fortsetzers der reinen Hegelschen llberlieferung durch die tote
Zeit hindurch und ersten Oarstellers der Lehre Eckeharts, hat das ungeheure Werk unter-
nommen, eine neue Gesamtausgabe der Werke mit dem Grundsatz philologischer Treue
herzustellen. Betrests der gedruckten Schriften konnte das nicht allzu schwer sein, obschon
es auch hier genug zu tun gab, desto schwerer betreffs der Dorlesungen, welche einen ganz
wesentlichen Teil besonders der Emzelaussührung der Hegelschen Lehre enthalten. Hegel
war reich genug, um nicht jedes Fetzchen seiner Gedanken der Nachwelt pupillarisch sicher-
zustellen. So erwuchs jetzt die Aufgabe, auf Grund der spärlichen, bruchstückhaften und
oft nur Stichworte bietenden Dorlesungsmanuskripte und der erhaltenen Kollegnachschriften
einen ganz neuen Tert herzustellen, und das mit möglichst wenigen, der unerläßlichsten
Glätte des sprachlichen Ausdrucks dienenden Einfügungen des Herausgebers. Glücklicher-
weise sind die erhaltenen Nachschriften meistens sachlich auf bedeutender Höhe und geben
einen ganz erstaunlichen Begriff von der tiefen und schnellen Auffassungsgabe, welchs in
jener philosophisch so erregten Zeit auch gebildete Laien für schwierige Gedankengänge be-
saßen. Lasson hat die Aufgabe dieser unendlich minutiösen Mosaikarbeit hingebungsvoll
zu glänzendem Gelingen gesührt. Von den Vorlesungen sind bereits erschienen die „Ge-
schichts-Philosophie" und die „Religions-Philosophie", die beide mit ganz neuen Zügen
und in dcn bekannten aufs stärkste bereichert überraschten. Oemnächst soll die „Ästhetik"
folgen, und dann steht nur noch die „Philosophie der Geschichte" aus. — Als sachlicheS
Hilfsmittel für die Dialektik an sich, ohne Rücksicht auf bloße Hegel-Auslegung den heu-
tigen Bedürfnissen gerecht werdend, sei die „Theorie der Dialektik" von Jonas Cohn emp-
fohlen, ein kluges und bedeutendes Buch, das auch für den zu ernstlicher Mitarbeit ge-
willten Laien keine unübersteiglichen Schwierigkeiten bietet. (Wie die neue Hegel-Aus-
gabe im Verlag von Felip Meiner, Leipzig.)

Die KunsL Karl Kna^es

ie plastische Kunst ist durch den Begrisf deS Gesetzmäßigen, Geordneten, Logi-

-*^->schen wesentlich mitbestimmt; auf ihn gründet sich die g e i st i g e Natur des
Schönen, die Fulle der sinnlichen Erscheinung toird durch dieses geistige Prinzip ge-
zügelt und ins Maßvolle gewendet. Trotzdem ist das sinnliche Element der Natuo-
form das herrschende; die Schönheit und Fülle der Natur, vor allem der menschlichen
Gestalt, bilden die Grundlage, aus der alles plastische Tun erwächst.

Wer mit solchen Voraussetzungen an die Kunst des Münchner Bildhauers Knappe
herantritt, ist enttäuscht. Knappe ist in diesem Sinn kein Plastiker, kann man ohne
Nbertreibung sagen; die Dinge, die er zeigt, sind ohne Schönheit, die ästhetische
Kontemplation, wie sie vor der Kunst des SüdenS mühelos sich einstellt und um
derentwillen die Kunst populär und beliebt ist, vermag seine Kunst nicht zu er-
wecken, die geistig-sinnlichen Empfindungen, die man Kunstgenuß nennt, bleiben aus.

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