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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

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Heft 4 (Januar 1932)
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Mechow, Karl Benno von: Sorgenfrei
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Grätzer, Franz: Blick auf das Theater, 2: Theater der Großen Koalition
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https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0289

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Pistole gleich in den Liefen Schnee geworsen, weit fort. IeHk LuL es miv
leid, ich HLLLe es nichL Lun sollen. Ich mußLe sie behalLen, ein Gleichnis...
Die GewißheiL aber raubLe mir im ersien Augenblick den Kopf. IeHL bin ich
wieder ruhig, sehr ruhig.

IrrLe er, dieser Mensch? Er wollLe fliehen, und es gibt keine FluchL? Da
haL er nnn seinen eigenen Selbsimord überleben müssen, bis GoLL ihn
erlösie.

Und ich? Nlchw wer'Ler, wir marschieren. Einmal gehL es vor, einmal
zurück, eben gehL es beispielsweise zurück.

Ich bin nichL allein, die Frau isi osL bei mir, sa, sie von dorL oben. Ihr
schönes GesichL isi heiLer nnd ernsi. Den Ernsi eines Kindes haL sie, sie
lächelL um das, was wir wichLig nehmen, und weinL um eine vom Sturm
gebrochene Buche. Wir versiehen sie nichL ganz. Aber wir leben von ihr,
wir lieben sie auch. Liebe isi nichL nur Wind.

Ia, wir lieben und leben von ihrer Gnade.

Blick auf bas TheaLer. II?

Von Franz GraeHer
TheaLer der Großen KoaliLion

(^n Preußen, dem durch Zahl und Leisiung LheaLerpoliLisch wichtigsien deut-
^)schen Land, besiehL praktisch eine ZusammenarbeiL für das TheaLer, die
vom linken Flügel der SozialdemokraLie bis weiL unter die GefolgschafL des
Hakenkreuzbanners reichL. Die Preußische Landesbühne verdankL EnLsiehung,
EnLwickelung nnd Besiand dem schiedlich-sriedlichen Miteinander der beiden
BesucherorganisaLionen in allen Fragen der PlanwirLschafL, und der
KiLL der Kompromisse haL gehalten, wie lauL auch ofL, und immer wieder, der
StreiL um WelLanschauungen im Kleinkrieg der Verbände nach außen LraL.
Der Verband der DeuLschen Volksbühnenvereine isi zwar längsi nichL mehr
miL der Sammlung der TheaLerbesucher aus den Reihen der Sozialdemo-
kratie und der freien GewerkschafLen kurzerhand gleichzuseHen, aber seine MiL-
gliedschafL isi doch halbwegs geeinigL durch die (zuweilen mißversiändliche)
Losung „FreiheiL der Kunsi", durch kulturelle und soziale Linksgesinnung. llnd
ob auch der Bühnenvolksbund nichL mehr so siark wie in den Tagen seiner
Llnsänge die „chrisilich-deuLsche" Kunsigesinnung betont, so verkeLLeL dennoch
seine Änhänger vornehmlich ein kultureller Wille, der auf religiöse Bin-
dungen und ErhalLmrg von ErbguL gerichtet isi. Wenn somiL auch das Lager
der Volksbühnen keineswegs sireng homogen besiedelL ist, wenn es geschehen
konnte, daß in einer „Freien" Bolksbühne Molnärs „Spiel im Schloß"
siLLenlos gefunden, in einer anderen der ErsaH von Strawinsky und Hinde-
mith durch —Puccini geforderL wnrde: so waltet gleichwohl hier die größere
Möglichkeit zum inneren ZusammenhalL als in der anderen OrganisaLion, in
der zwischen dem demokratischen Zentrumsmann aus Baden und dem Natio-
nalsozialisien aus Lübeck die Einigung nur noch dadurch Lragbar werden
kann, daß der rechLe Flügel des Bühnenvolksbnndes niemals ganz genau

* Oer Aufsatz ist bereitS im letzten Sommec geschrieben und konnte nur aus technischen
Grunden nicht erscheinen.

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