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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

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Heft 4 (Januar 1932)
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Mechow, Karl Benno von: Sorgenfrei
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https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0288

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I wo, nrcht ern Wörtchen spraeh rch laut aus. So sprach es nur in mrr, ganz
sirll. So lag rch auf den Knren vor chr, sr'e sah es nichL. Ker'ner scch es.

Im Anfang? Wer weiß. — Liebe isi so und so, Liebe isi auch Hopp Hopp
und Heißajuchhei, Liebe isi zugleich Feuer uud zugleich Wind. Ei, ich sagLe
schon zu mir: Welch selLene Herrlichker'L, sieh, ihr NeichLum vergehL und
niemand haL ihn gesehen! — Ei, ich war fchon bereiL, ich redete mir fchon
dies nnd jenes ein, zum Beispiel: Diese Frau isi ja miL ihrem Manne
nichL glücklich!

Im Llnfang war das so, späLer lernLe ich dann sehen, ich lernLe so ein biß-
chen was aus meinen Tagen. Ich scch mehr als ein liebliches GesichL, als
kleine zärLliche Hände, als einen knabenfchlanken Gang. Ich sah, wie sie
lebLe, von Lief innen herauf. Sie fchöpfLe miL ihren Händen, ihre kleinen
Hände waren nichk nur zum Schmeicheln da, sie fchöpfLen und siellLen Herr-
lichkeiLen an den Tag. Ihr Menfchen, br'LLe, greifL zu!

Ia, und da war der Mann, und er griff zu! Wer weiß, wäre er nichL
dagewesen, immer zum Zugreifen geneigL, immer hilfsbedürfLig und dankbar
für jede Helle, — wer weiß, der NeichLum in dieser Frau wäre frühzeiLig
verblühL oder gar nie zur EnLfalLung gekommen! Ein armer Schlucker,
dieser Ramm, er lebLe aus eines anderen Menfchen KrafL. Und die Kraft,
weil immer wieder angelockt, siieg wie ein ewig sich erneuerndes Wunder
aus der Tiefe...

So isi es zuweilen, miL dem alten Bartels und seiner SergeanLenfrau isi
es auch nicht anders. Und ich lernte davon ein wenig kennen und ich kam
mir auf die Spur. Holla, sagte ich zu mir, isi Liebe denn nur Heißajuchhei?
Bisi du ein windiger Franzos, bisi du ein Männchen oder ein Mann? Da
zerblies ich mir meinen Dunsi. Da biß ich die Zähne aufeinander, zerbissen
habe ich mir die Zähne. Und das war guL.

Oder wie, häLLe ich doch einmal ein WorL sprechen, ihm Laut geben sollen?
MmßLe ich zu Ramm sagen: Sie haben Pech unter den Sohlen und eine
fchlechte, voreilige Lebensangsi in den Augen, Ramm, verzweifeln Sie nie!
Rkiemals verzweifeln, laufen und reiten, ein jeder auf seine Weise, Lanzen!
NichL aus der Reihe LreLen, ehe denn die Mnsik fchweigk! Was weiß ihr
Hirnchen von Anfang und Ende...

MiL dem großen Frieden isis wieder mal vorbei; wir erreichen jetzL die Ge-
gend von Walk und erhalten ofL Feuer aus den Häusern und Wäldern. —

Ramm isi LoL.

Unsere BorhuL riLL unbehelligL durch ein großes Dorf; als die Wagen
nachkamen, fiel ein Feuerüberfall aus den Häusern. Miemand wurde verleHk,
nur Ramm isi LoL. Sie nahmeu ihn nn'L und begruben ihn heute abend.
Ich war auf PaLrouille, ich habe ihn nichL mehr gesehen. —

Groß und dunkel isi die WelL. Ramm, auf dich werfe ich keinen Stein.
Ich Lrage keine Steine miL mir, sie auf andere Menfchen zu werfen. Men-
fchen, was sind sie! — Gott, daß Du Deine Menfchen so laufen läßt!

Der KuLfcher, neben dem Ramm durch die Länder fuhr, kam zu mir und
berichtete. Er gab mir einen Zettel und eine kleine Pisiole. Ich habe die
 
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