Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

DOI Heft:
Heft 3 (Dezemberheft 1931)
DOI Artikel:
Rinn, Hermann: Noch ein paar Ratschläge
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0242

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Eckeharts, Seuses, Taulers, des Frankfurters, Sebastian Francks, die mit Angelus
SilesiuS mächtig zu Ende geht.

Jch möchte bei dieser Gelegenheit ein Wort einlegen sur die prachtvolle Volköans-
gabe der „I^ogoncla anrea" im Verlag Diederichs, die nebenher für jeden Freund
mittelalterlicher Kunst und Kultur gradezu unentbehrlich ist, ferner für „D as alte
deutsche Weihnachtslied" Karl Buddes, eine Sammlung von einigen i^o
Stücken bis zu Arndt, die lange nicht genug verbreitet ist (Hauseat. Verlagsanst.).
Der bedeutendste persische Mystiker Dschelal-Ed-Din-Rumi (1207—127g)
ist deni Deutschen fast unbekannt, obschon er als Dichter der Weltliteratur angehört.
Sein Werk, das „MeSnewi", ist vollständig noch in keine europäische Sprache über-
setzt worden; am meistsn habcn sich die Engländer darum bemüht. Die Rosensche
Übertragung von einigen izoo Vorsen (vor dem Kriege neu bei Georg Müller ge-
druckt) scheint verschollen. Nun hat Hegner den Mut, weitere 1000 Verse (enthal-
tend zwei wundervolle selbständige Teile des Riesenwerks) in einem ausgezeichnet
gedruckten Blockbuch vorzulegen. Über die Übersetzung steht mir kein Urteil zu.
TroH aller Bedenken schcint mir in Fällen fast unüberwindbarer Schwierigkeit der
Übersetzuug wie hier doch eine Prosafassung gerechtfertigt, wie sie auch Kilian Kirch-
hoff bei seiner Übertragung der Hymnen Symeons, des Neuen Theologen,
„Licht vom Licht" (ebenfalls bei Hegner) gewählt hat. Die Hymnen dieses byzanti-
nischen Mönches (gtsg—1022) gehören zu den gewaltigsten Zeugnissen johanneischen
Christentums, östlicher Frömmigkeit und des Christentums überhaupt.

Ein paar Hinweise schließlich auf billige Reihen! Jch nenne die zweibändige, von
Messer zusammengestellte Ausgabe NietzscheS (wogegen freilich zu fragen wäre:
was soll Nietzsche als Volksautor?), die zweibändige GesamtauSgabe von Theodor
St 0 rm, mit einer Einleitung von Thomas Mann (alles bei Knaur). Reclam läßt
in seinen sehr preiswerten Klassikern auf Fontane einen sechsbändigen Heine
folgen; zu den unzähligen HeineauSgaben also eine neue, sehr annehmbare übrigens,
die nur insofern zu denken gibt, als es nicht nur Prominente gibt, die Heine für
unsern größten Lyriker halten, sondern als die Deutschen sich an >diesem Autor,
dessen Qualitäten keine volkstümlichen sind, ostenbar nicht ersättigen können. Aus
der „Schatzkammer" von Hesse und Becker die „Christuslegenden" und ausgewählte
„Novellen" von Selma Lagerlöf (2,6g M.); ich möchte aber die Gesamtausgabe
des Werks der größten lebenden Dichterin im Verlag Langen nicht vergessen wissen.
Zm Jnsel-Verlag 2,Zo M.-AuSgaben von Leonhard FranrS „Räuberbande",
Ricarda Huchs „Großem Krieg" (gekürzt) und T i m m e r m a n s' „Pallieter",
der osfenbar zum Liebling des deutschen Publikums geworden ist. Zn der Jnsel-
bücherei ein neues Bändchen von TimmermanS, „Sankt NikolauS in Not",
„Ein altes deutsches Weihnachtsspiel", bearbeitet von Mar Mell und das wunder-
schöns 2lpostelspiel desselben Dichters, von Car 0 ssa „Dr. Bürger". Bei Zsolnay
„Meisternovellen" von Galsworthy (2,8^ M.). (fm Transmare-Verlag dsr
unsterbliche „Babbit" von Sinclair L e w i S. Ebenda „Gedämpftes Saitenspiel"
und „Unter Herbststernen", bei Langen eine entzückende Geschenkausgabe eincr der
schönsten LiebeSgeschichten „Viktoria" (alles von Hamsun).

Zum Schluß endlich „Die alte deutsche Stadt" (Deutscher Kunstverlag) von August
Grisebach und Dehi 0 s „Geschichte der deutschen Kunst" Band III (Walther
de Gruyter), beides Werke, die mir besonders am Herzen liegen. Grisebach hat es
gelockt, „jenen landschaftlichen Sondercharakteren nachzugehen, die innerhalb der
deutschen Sprachgrenzen im Aufbau der Städte sich darstellen und die im Dielfälti-
gen der Gegensätze, Ilnterfchiede und vcrwandtschaftlichen Beziehungen verschiedenen
Grades das Wesen deS Heiligen römischen Neicheü deutscher Nation bedeutsam ver-
körpern". Die Absicht ist gelungen, nach Art und Kunst der Darstellung, nach 2lus-
wahl der Bilder, nach der besonnenen Beschränkung auf das Wesentliche und dis

201
 
Annotationen