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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

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Heft 6 (Märzheft 1932)
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Umschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0470

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^66 Millionen Dollar erhöht, wahrend
durch Hortung in der gleichen Periode
wahrscheinlich mehr als -4oo Millkonen
aus dem Verkehr verschwanden. Auch die
Gesamtmenge der Bankdepo>iten hat sich
um etwa 60/0 verringert.

Die volle Bedeutung der Hor-
rungsgefahr läßt sich aber erst er-
messen, wenn man die potenzierte
Wirkung durch die Bedeutung der
Umlaufs- bzw. Umsatzgeschwin-
digkeit überlegt. Denn nicht die abso-
lute Geldmenge, sondern die Häufigkeit,
mit der diese Menge m Aktion tritt, ist
entscheidend. Ein Blick aus die Verkehrs-
gleichung deS GeldeS bringt es am deut-
lichsten zum Ausdruck. Jst 6 die Menge
baren Geldes und U dessen Umlaufsge-
schwindigkeit, (R das Buchgeld und k?
dessen Umlaufsgeschwindigkeit, U die
Menge der Warenumsätze (das Handels-
volumen) und endlich ? der Durch-
schnittspreis, so ist also der Preis gleich
dem Verhältnis von dem Gesamtgeldan-
gebot multipliziert mit der Umlaufsge-
schwindigkeit zu dem Handelsvolumen.
^n der Formel ausgedrückt:

^ 6 - U -f- O' - U'

U

Man wird sich in der kommenden Zeit
viel mehr als bisher mit diesen Ham -
stergeldern befassen müssen. Denn
diese Gelder, deren Entzug derzeit so sehr
schädigend wirkt, stellen umgekehrt ganz
bedeutende Kraftreserven dar.
Nimmt man die in Deutschland geham-
sterten Gelder mit rund 1 Milliarde an
und überlegt man auf Grund der Er-
kenntnisse der VerkehrSgleichung die po-
tenzierte volkswirtschaftliche Wirkung,
also die Umsatzhäufigkeit, die nach vorsich-
tigen Schätzungen das Orei- bis Vier-
fache des Nominalbetrages ausmachen
kann, so kann diese gehamsterte Milliarde
bei einem Umlauf von rund 4,7 Milliar-
den Reichsbanknoten vielleicht sogar eine
entscheidende Bedeutung erlangen. Alle
Uberlegungen hinsichtlich WährungSrefor-
men, Krcditausweitung, Arbeitsbeschaf-
fung könnten dadurch in den Hintergrund
treten, und wenn auch dadurch allein
sicherlich nicht die Aufschwungsperiode
auSgelöst werden kann, so könnte das
Wirksamwerden dieser H a m st e r-
gelder die „I n i t i a l z ü n d u n g"
werden. Aber wir betonen nochmals, daß
das Herauslocken der Horte nicht durch

schöne Versprechungen und Prämien zu
erreichen ist, daß aber auch umgekehrt
keine Zwangsmaßnahmen, seien es
Außerkurssetzungen, Abstempelungen, Ab-
wertungen, dieses Ziel herbeiführen kön-
nen. Auch mechanische Mittel, und seien
sie auch technisch vollendeter als daS pri-
mitive Klebegeld, die aber nur das Noten-
geld erfassen können und daS an Bedeu-
tung so überragende Buchgeld außer acht
lassen müssen, führen nicht zum Erfolg.
Das Aktivieren dieser Reserve an Hor-
tung kann vielmehr nur durch die Wie-
d e r h e r st e l l u n g des Vertrauens
in die Wirtschaft erfolgen, und zwar von
der außen- und innenpolitischen Seite her.
Mit zunehmender Beruhigung erfolgt der
Einsatz automatisch. Briccius

Besrnnung auf den Staat

arl Schmitt unternimmt in seiner
Abhandlung über den Begrisf des Po-
litischen (die bisher im Heidelberger Ar-
chiv für Sozialwissenschaft und Sozial-
politik vergraben war und kürzlich als
Broschüre bei Duncker L Humblot er-
schien) eine formale Bestimmung öes
Begrisfs des Politischen. Er geht dabei
nicht vom Staate aus, sondern fängt
gleich damit an, daß der Begriff des
Staateö seinerseits schon den Begrisf des
Politischen voraussetze. DaS ist für daS
Verständnis des ganzen Buches wichtig.
Oer Staat wird nicht als gegeben und
bekannt zur Grundlage gemacht, um
daran analytisch zu einem abstrakten Be-
griff des Politischen zu kommen. Mit
einer solchen Bezugnahme auf den Staat
und daS Staatliche komme man, sagt
Schmitt, nur so lange aus, als der Staat
und die staatlichen Emrichtungen als et-
waS SelbstverständlicheS und Festes vor-
ausgesetzt werden könnten. Das ist aber
nur da der Fall, wo der Staat die Ge-
sellschaft nl'cht als Gegenspieler anerkannt,
sondern als stabile und unterscheidbare
Macht über der Gesellschaft steht. Wenn
dagegen der Staat und die Gesellschaft
sich gegenseitig durchdringen und vermi-
schen, so daß die bisher neutralen, ge-
sellschaftlichen Gebiete der Religion, Vil-
dung, Kultur, Wirtschaft aufhoren, nicht-
staatlich und nichtpolitisch zu sein, „wie
das in einem demokratisch organisierten
Gemeinwesen notwendigerweise eintritt",
so verliert der Staat seine festen Kontu-
ren und wird selber zu unbestimmt, um

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