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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

DOI Heft:
Heft 7 (Aprilheft 1932)
DOI Artikel:
Briccius, W. A.: Internationale politische Verschuldung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0527

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lichkeiten der Lösungen machen und will man den großen Schwierigkeiten der Durch-
führung einigermaßen gerecht werden, so muß man sich wenigstens die Mühe nehmen,
die komplizierte Verflochtenheit der weltwirtschaftlichen Verschuldung erkennen zu
wollen. Es bleibt uns dabei der Weg einer Analyse des gegebenen Tatsachenbestan-
des nicht erspart, und man mag uns den Vorwurf einer pedantischen Ordnungs-
liebe machen, wenn wir versuchen, das trostlose Durcheinander der gegenseitigen
Verschuldung der einzelnen Staaten durch Systematisieren zu entwirren.

Die „Politische Verschuldung der Welt"* läßt sich in zwei große Schuldsysteme
zerlegen, in die interalliierten Kriegsschulden und in die Repara -
tionöverpflichtungen Deutschlands. Dazu treten noch kleinere Schuld-
verpflichtungen, wie die Reparationszahlungen Ungarns und Bulgariens, die Befrei-
ungsschuld der Tschechoslowakei, die ZahlungSverpflichtungen Deutschlands anßer-
halb deö AoungplanS. Die alliierten Mächte haben außerdem an zahlreiche Länder
im Zusammenhang mit dem Weltkrieg Kredite gewährt, die als Lebensmittelliefe-
rungen, als Notstandshilfen, zum Wiederaufbau und zu anderen, meist politischen
Zwecken Verwendung fanden.

Bei diesen letzteren Krediten ist zu beachten, daß eS sich um Schulden handelt, die
unter Ausschaltung des freien Kapitalmarktes von Regierung zn Regierung begrün-
det wurden und die auch später nicht in marktgängige Schnldverschreibungen ver-
wandelt wurden.

Um sich nun eine Vorstellung von der Höhe der Verschuldung zu machen und um
insbesondere eine Vergleichsbasis zwischen den internationalen Kriegsschulden und
den deutschen ReparationSzahlungen zu finden, muß man die Schuldbeträge als soge-
nannte „Barwerte" für einen bestimmten Stichtag ermitteln (im folgenden für den
Zi. Dezember igZi). Der „Barwert" stellt also diejenige Kapitalsumme dar, die er-
forderlich wäre, um bei einem jährlichen Zinssatz von Z°/o die in den Verträgen
festgesetzten Jahreszahlungen ohne Amortisation und Zinsen für die Vertragsdauer
zu sichern. D. h. der Barwert entspricht dem Betrag, der vom Schuldner zu zahlen
wäre, wenn die Gesamtschuld in einer Summe abgelöst werden sollte.

Der Kapitalwert der interalliierten Kriegsschulden beträgt nach
Vorstehendem etwa Zch6 Milliarden RM. Darin stecken 17 Mrd. RM., die das
ehemalige Rußland an Schulden aufgenommen hat und deren Rückzahlung noch
nicht geregelt ist. Vom Rest entfallen rund ZZ Mrd. RM. auf Schulden der-
jenigen Mächte, an die Deutschland Reparationen zu zahlen hat und die man ge-
Wochenbericht des Znsiituts für Konjunkturforschung. Zahrg., Br. lä u.

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