sie. ,Möchtet Ihr ihn nicht vielleicht in unserem KohlengaLL suchen?^ Ein
richtiger Zank wurde daraus. 2lber nachher haben sie sich wieder versöhnt.
Ich nehme an, er hat sich doch ertränkt. Meinen Sie nicht auch, Kap'tän?"
„Ich meine gar nichts." „Aber Sie bezweifeln es auch nicht, wie, Kap'tän?"
„Nein, durchaus nicht."
Dann verließ ich ihn plötzlich. Ich hatte das Gefühl, daß ich einen fchlech-
ten Eindrnck hervorrief; mit meinem Ebenbild in der Kajüte war es doch
sehr fchwierig, an Deck zu sein. Aber nnten war es beinahe ebenso fchlimm.
Es war überhaupt eine entnervende Situation. Immerhin, wenn ich bei ihm
war, fühlte ich mich doch weniger entzweigerissen. 2luf dem ganzen Schiff
war niemand, den ich ins Vertrauen zu ziehen gewagt hätte. Da die Mann-
fchaft von seiner Gefchichte gehört hatte, wäre es unmöglich gewesen, ihn für
jemand anders auszugeben, und mehr denn je mnßte man jetzt in Angfl
vor einer zufälligen Entdeckung leben...
Da der Steward gerade den Mittagstifch deckte, als ich hinunterging,
konnten wir uns nur mit den Augen unterhalten.
Ich hatte nicht die Muße, die guten und fchlechten Seiten der Angelegenheit
abznwägen — — Schritte in der Messe, ein kräftiges Klopfen an der
Tür. „Es ifi genügend Wind, nm abzusegeln, Kap'tän." Hier rief mich
etwas, das eine neue Forderung an meine Gedanken und selbft an meine
Gefühle ftellte.
„Nnfen Sie die Leute heraus", befahl ich durch die Tür. „Ich werde gleich
an Deck sein."
Ich ging also hinaus, nm die Bekanntfchaft meines Schiffes zu machen.
Ehe ich die Kajüte verließ, trafen sich unsere Augen — die Augen der
einzigen beiden Fremden an Bord. Ich zeigte auf den zurückliegenden Teil
der Kajüte, wo der kleine Feldftuhl für ihn bereitftand, und legte den
Finger auf den Mmnd. Er machte eine Gefte, die ein wenig unverftändlich,
ein wenig geheimnisvoll und von einem fchwachen Lächeln begleitet war,
das etwas Bedauern auszudrücken fchien.
Es ist nicht der Augenblick, um die Empfindungen eines Mannes zu er-
örtern, der znm erstenmal fühlt, wie auf seinen alleinigen Befehl sich ein
Schiff unter seinen Füßen in Bewegung seHt. In meinem Fall waren
meine Gefühle gemifcht. Ich war nicht ganz allein mit meinem Kommando,
denn jener Fremde war ja in meiner Kajüte. Oder vielmehr ich war nicht
voll und ganz bei meinem Schiff. Ein Teil von mir war abwesend. Die sonft
nur geiftige Empfindung, an zwei Orten zugleich zu sein, wurde physifch,
als ob die Atmosphäre der Heimlichkeit mir bis ins Innerfte gedrungen
wäre. Wir waren noch keine Stunde unterwegs, als ich den Erften Steuer-
mann, der neben mir ftand, bitten mußte, eine Kompaßpeilung der Pagode
zu nehmen, und ich ertappte mich dabei, wie ich mich zu seinem Ohr
hinaufreckte, um ihm diesen Befehl zuzuflüftern. Ich sage, ich ertappte
mich dabei, aber dieses mir entfchlüpfte Geflüfter hatte genügt, um den
Mann zu erfchrecken. Ich kann es nicht anders befchreiben: er fcheute. Von
diesem Augenblick ab trug er ein ernftes, präokkupiertes Wesen zur Schau,
als ob er im BesiH irgendeiner verblüffenden Kunde sei. Einige Zeit daranf
ging ich mit so leisen Schritten von der Reling fort, um den Kompaß
richtiger Zank wurde daraus. 2lber nachher haben sie sich wieder versöhnt.
Ich nehme an, er hat sich doch ertränkt. Meinen Sie nicht auch, Kap'tän?"
„Ich meine gar nichts." „Aber Sie bezweifeln es auch nicht, wie, Kap'tän?"
„Nein, durchaus nicht."
Dann verließ ich ihn plötzlich. Ich hatte das Gefühl, daß ich einen fchlech-
ten Eindrnck hervorrief; mit meinem Ebenbild in der Kajüte war es doch
sehr fchwierig, an Deck zu sein. Aber nnten war es beinahe ebenso fchlimm.
Es war überhaupt eine entnervende Situation. Immerhin, wenn ich bei ihm
war, fühlte ich mich doch weniger entzweigerissen. 2luf dem ganzen Schiff
war niemand, den ich ins Vertrauen zu ziehen gewagt hätte. Da die Mann-
fchaft von seiner Gefchichte gehört hatte, wäre es unmöglich gewesen, ihn für
jemand anders auszugeben, und mehr denn je mnßte man jetzt in Angfl
vor einer zufälligen Entdeckung leben...
Da der Steward gerade den Mittagstifch deckte, als ich hinunterging,
konnten wir uns nur mit den Augen unterhalten.
Ich hatte nicht die Muße, die guten und fchlechten Seiten der Angelegenheit
abznwägen — — Schritte in der Messe, ein kräftiges Klopfen an der
Tür. „Es ifi genügend Wind, nm abzusegeln, Kap'tän." Hier rief mich
etwas, das eine neue Forderung an meine Gedanken und selbft an meine
Gefühle ftellte.
„Nnfen Sie die Leute heraus", befahl ich durch die Tür. „Ich werde gleich
an Deck sein."
Ich ging also hinaus, nm die Bekanntfchaft meines Schiffes zu machen.
Ehe ich die Kajüte verließ, trafen sich unsere Augen — die Augen der
einzigen beiden Fremden an Bord. Ich zeigte auf den zurückliegenden Teil
der Kajüte, wo der kleine Feldftuhl für ihn bereitftand, und legte den
Finger auf den Mmnd. Er machte eine Gefte, die ein wenig unverftändlich,
ein wenig geheimnisvoll und von einem fchwachen Lächeln begleitet war,
das etwas Bedauern auszudrücken fchien.
Es ist nicht der Augenblick, um die Empfindungen eines Mannes zu er-
örtern, der znm erstenmal fühlt, wie auf seinen alleinigen Befehl sich ein
Schiff unter seinen Füßen in Bewegung seHt. In meinem Fall waren
meine Gefühle gemifcht. Ich war nicht ganz allein mit meinem Kommando,
denn jener Fremde war ja in meiner Kajüte. Oder vielmehr ich war nicht
voll und ganz bei meinem Schiff. Ein Teil von mir war abwesend. Die sonft
nur geiftige Empfindung, an zwei Orten zugleich zu sein, wurde physifch,
als ob die Atmosphäre der Heimlichkeit mir bis ins Innerfte gedrungen
wäre. Wir waren noch keine Stunde unterwegs, als ich den Erften Steuer-
mann, der neben mir ftand, bitten mußte, eine Kompaßpeilung der Pagode
zu nehmen, und ich ertappte mich dabei, wie ich mich zu seinem Ohr
hinaufreckte, um ihm diesen Befehl zuzuflüftern. Ich sage, ich ertappte
mich dabei, aber dieses mir entfchlüpfte Geflüfter hatte genügt, um den
Mann zu erfchrecken. Ich kann es nicht anders befchreiben: er fcheute. Von
diesem Augenblick ab trug er ein ernftes, präokkupiertes Wesen zur Schau,
als ob er im BesiH irgendeiner verblüffenden Kunde sei. Einige Zeit daranf
ging ich mit so leisen Schritten von der Reling fort, um den Kompaß