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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

DOI issue:
Heft 9 (Juniheft 1932)
DOI article:
Brock-Sulzer, Elisabeth: Übersetzungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0675

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D est un tiou cle vercluro, ou ctiLute uu6 rivwre
Leeroeliaut l'olleuieut sux lierli68 6e8 tiai1Iou8
D srAeut...

Es i'st ein grünes Loch. Es singt ei'n Quell.

Er hängt wie toll ans Gras die Silber n u d e l n
Des WasserS. (Reim zu: sprudeln!)

Dar uiillier^ 8ur 1e8 eliciuip8 cle Drsuee
Oü cloruieut les uiorts cl avaut-liier,

Louruo^er, u'est-ee pas? 1'liiver,

?our gue eliscsue pssssut repeuse.

Diel tausend über Frankreichs Auen!

Kreist, wo die Toten liegen, die
Von gestern sind, mit kaltem Knie,
blnd wer vorbeikommt, soll sie schauen!

Dies sind nur einige Beispiele, öie sich reichlich vermehren ließen, für eine Llbeo-
sctzungskunst, die im Jahre igzi in Deutschland prämiiert wird. Hingegen gibt
es in der Wolfensteinschen Übersetzung Fehler, die sich anders als die oben ange-
führten erklären lassen. Das berühmteste und auch für Rimbaud aufschlußreichste
Gedicht ist „Das trunkene Schiff", dessen große Linie bei Wolfenstein im Vergleich
;u andern Übersetzungen gut ausschwingt, ohne daß aber das Einzelne sich auf der-
selben Höhe zu halten vermöchte. Der Dichter spricht in diesem Werk den ganzen
Schrecken seiner notwendigen Entwurzelung aus, Rausch und Verzweiflung deS der
Ferne für immer Derfallenen.

^loi gui treuililciis, seutsut ^eiuclre a ciuguLute lieues
De rut cl68 Leliöniots 6t c>68 Naelstrouis öpais,

Dilour eteruel cles iuiruobilites bleues,

6e reZrette l'Durope sux sueieus psrspets.

Das übersetzt Wolfenstein:

s)ch, der des Jltaelstroms malmendes Gleiten
Nahe, auf fünfzig Meilen, vernahm, im 21ll
Och fürchte Europas alten Festungswall.

Schweifender, Landstreicher durch die llnendlichkeiten:

Wo bleibt das inmitten all öes grenzenlosen Schweifens doppelt aufrührende Heim-
weh dieses von seinem eigenen Genius mißbrauchten Kindes? Wo die Dov-
bereitung auf die Strophe —- eine der schönsten, die je gesungen worden sind:

8i fe üösire uue eau cl'Durope, e'ost 1a llaclie
IVoire 6t kroicl^, oü vors 1e crepuscule erubauuie
Du eulaut acoroupi, pleiu cle tristesse, laclie
Du bateau lröle couiuie uu papillou 6e uiai.

Muß ich ans Wasser Europas denken,

Jst es ein Tümpel, ein schwarzes frostiges Ding,

Wo im Abendduft traurig ein Kind hockt, zu schwenken
Sein Schiffchen wie einen Maischmetterling.

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