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Pauli, Johannes; Bolte, Johannes [Hrsg.]
Schimpf und Ernst (1. Theil): Die älteste Ausgabe von 1522 — Berlin: Herbert Stubenrauch Verlagsbuchhandlung, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.57346#0340
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Johannes Pauli

I^xxv. Die Sani Zjohans Segen uff ist kumen.
X>on Ernst das 522.
Sem bösen Geist het steh einer ergeben, ward erlößt.
1 If einmal was ein reicher Man zu armen Tagen kumen und
S I verdarb, als manchem geschicht. Sa er sein Stal und Wesen nit me
halten mocht,und schämet sich, andern zü Erbarmen zu kumen, und kam
in ein Widerwertikeit, das er rücht, wer im Gelt geben het, und gieng in ein
Wald und rüfft dem Tüffel. Und da der Tüffel kam, da wurden sie der Sach
eins mit einander, das im der Tüffel 12 Jar lang Geltz gnüg solt geben, und
an dem leisten Tag, wan dy 12 Jar uß weren, so soll er sich an das Ort stellen,
so wolt er Leib und Seel nemen. Und sagt im, wan er Gell wolt haben, so solt
er under dem Holderstuden in seinem Garten graben, da würt er Geltz gnüg
finden. Ser verdorben Man fieng wider an ein herlich Stat zü füren, und es
wundert jederman, dan man wüßt wol, das er verdorben was.
Sa nun die zwölff Jar herumbkamen und der leist Tag was, da bereit er ein
köstlich Nachtmal und lüd seine Kründ darzü. Sa man nun gasi, da sprach der
Her: ^Lieben Geselen und güten Kründ, nun gon heim in euwere Heuser! Ich
gang auch dahin, ich würd kein Mal me mit euch effen.' Sie Kründ sprachen:
^Sas wöl Got nit, wir wöllen noch manchmal bei einander sein/ Und jeder»'
man gieng heim. Nun het der Her ein junge Sochter, die fiel dem Vatter umö
den Hals und sprach, er soll ir sagen, wa er hin wolt, das sie in nit me sehen
solt. Und nach langem Beten sagt es ir der Vatter, wie ob stot. Sie Sochter
sprach: Walter, du weist, das ich mir Sant Johansen Evangelisten zü einem
Patronen und Beschirmer meiner Junckfrauschafft erwölt hab. In des Namen
und Eer thü ein Trunck mit mir!' Ser Vatter thet es und gieng darnach dahin.
Sa er in den Wald kam, da was der Tüffel vor da und sprach: ^Bistu hie,
du Schalck? Ich mag dir an der Selen nichtz thün, du hast ein Trunck gethon,
das dir in der Tüffel gesegen. Aber ich wil dir sunst den Lon geben.' Und nam
in bei dem Har und schleifft in durch alle Hecken und zerzert im sein Angesicht
gar und ließ in darnach halber dot ligen. Sa der Man wider zü im selber kam,
da gieng er wider heim und sagt es jederman, wie es im gangen was.
Und das kam dem Babst pelagium für, und er satzt uff, das man uff Sant
Johans Tag wein solt gesegnen und Sant Johans Segen trincken, und hat
Ablas darzü geben. Es ist noch recht, das man Sant Johans Segen trinckt,
wan güte Zründ von einander scheiden wöllen. Es würt aber auch misibrucht
 
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