Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pauli, Johannes; Bolte, Johannes [Hrsg.]
Schimpf und Ernst (1. Theil): Die älteste Ausgabe von 1522 — Berlin: Herbert Stubenrauch Verlagsbuchhandlung, 1924

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57346#0355
Lizenz:

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schimpf und Ernst c. 548—550 315
ir, und die Sunckfraw Hel die gröst Kröd mit dem Kindlin, das nieman sagen
noch schreiben kan. Sa nun die Zeit was, da verschwand das Kindlin wieder.
Sa kam die Aunckfrau in ein semlich Kantasy und meint, es wer ir Kindlin,
und liest in der gantzen Stat hin und her schreien und fragen, ob niemans ir
Kind gesehen het. Also treib sie das drei Tag. Zlederman wüßt wol, das sie
für ein Dunckfrau gieng und nie kein Kind gehebt Hel, und meinten, sie wer
von Sinnen kumen.
Und an dem dritten Tag, dieweil der Priester predigt, da liest sie in die
Kirchen und stünd für die Cantzel und fragt den Priester, ob er nil iren Sun
het gesehen. Er sprach: ^Sa, ich weiß, wa er ist. Hab Auw! ^>an die predig
ußkumpt, so wil ich dir dein Sun zögen.' Sa nun die predig uß was, da gieng
der frum Priester über den Altar, und da er das Sacrament zögt und das
Sacrament uffhüö, da fieng die Aunckfrau an zü schreien und sprach: ^Sa ist
mein Sun, das ist mein Kind.' Sa die Meß ußkam, da hort sie der Priester
Beicht, wan sie was wider sinnig worden. Und beichtet, wie sie unser liebe
Krawen gebetten het, das sie erfaren möcht, und wie sie sie ir Bit gewert het.
Also gab ir der Priester das heilig Sacrament. Und nit lang darnach starb sie
und für in die ewige Selikeit.
I^XXXII. Von unser lieben Kranen unverfleckten Empfenck//
niß, genant Conceptionis Marie.
Von Ernst das 550.
wie ein Wolf einen dötet.
ü parys und in dem gantzen Land daselösten ist ein Ge//
mein gewesen, wie in einer Stat, die heißt Brine, in dem Bistumö Le^
movicensis, da ist ein Leßmeister gewesen eins Ordens, der was dem
Arttckel so feind, das kein predig was, die er thet, er schmecht Mariam,
die Müler Gotes, wie sie in Erbsünd empfangen wer. Uff ein groß Kest
het er vil darvon gesagt und meint, er het es gar wol ußgericht. Got der Her
wolt im das prediggelt geben. Und da man in der Vesper was und der gantz
Convent da was und vil Kolcks in der Kirchen, da kam ein V?olff zü der Stat
hinvn, und er thet niemans nichtz, und thet im auch niemans nichtz, und gieng
durch die Kirchen hinuff bis in denChor und gieng drümal In demChor herumb
und besah einen nach dem andern, und da er zü dem drittenmal herumvgieng.
 
Annotationen