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Pauli, Johannes; Bolte, Johannes [Hrsg.]
Schimpf und Ernst (1. Theil): Die älteste Ausgabe von 1522 — Berlin: Herbert Stubenrauch Verlagsbuchhandlung, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.57346#0319
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Schimpf und Ernst c. 476—480

279

L.XII. Von Widerwertikeit.
Von Schimpff das 479»
Ser nit ein Helvltng het.
s was ein armer Tagloner, der aß, wa er es fand^ und es
was ein reiche Krau in einem Sorff, die legt in zu Nacht an ein Bet
umb ein Heller, den müst er ir alwegen bar geben, oder sie legt in nit.
Es begab sich uff ein Nacht, das der arm Knecht den Heller nit het, da wolt
in die Krawe nit Anlassen, und er müst die Nacht under einem Kleischbanck
schlaffen. In derselben Nacht fieng der Krawen Huß an zü brennen, und ver§
bran Lüt und Güt, und was dar?n was. Es ist zü glauben, das der arm Alan
fast trurig was, das er den Heller nit het und nit an dem Bet lag, aber dar^
nach danckt er Got, das er in het behüt vor dem Keüer, wan wer er in dem
Huß gewesen, so wer er auch verbrent.
Sarumb sollen wir glauben, das es Got unß alles in dem Besten thüt, was
er unß Leiden züfügt.
Von Schimpff das 480.
—Einer verlor ein Aug, bleib lebendig.
s was ein Man, der het gar ein gedullige Krawen, und
dem Maü oder ir geschähe, so sprach sie alwegen, Got thet es umb
des Besten willen. Es fügt sich uff einmal, das der Man in dem Wald
was, und ein Neiß schlüg im ein Aug uß, da was er betriebe. Sie Krau tröst
in und sprach: ^Got hat es im Besten gethon.'
Sarnach fügt es sich, das er in die Tartar? zoh, und es kam darzü, das er
der Nechst bei dem Nünig was, und was das ir Glaub, wie einer stürb, also
wür der für Got bracht, und was das ir Gewonheit, das man den Liebsten, den
der Lünig het, mit im vergrüb, das er nit allein für Got kem. Sa der Künig
gestarb, da wolten sie disen mit einem Aug mit im vergraben. Sa sprach er:
^Lieben Herren, es wer unserem Künig ein Schänd, wan er also soll dort hin
Lumen mit einem Siener, der nur ein Aug het. Ir haben doch wol Lüt mit
zweien Augen.' Also ret er sich ab. Sa erkant er erst, das sein Krau war het
gesagt, wan het er das ander Aug nit verloren, so het er müsen lebendig ver//
graben werden. Sas was aber im Besten geschehen mit dem Aug.
 
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