Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pauli, Johannes; Bolte, Johannes [Editor]
Schimpf und Ernst (1. Theil): Die älteste Ausgabe von 1522 — Berlin: Herbert Stubenrauch Verlagsbuchhandlung, 1924

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57346#0362
License:

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
322

Johannes Pauli

mal nach der Mettin an dem Morgen nach feiner Gewonheit bleib er in seinem
Gebet. Sa kam ein schöner Kogel fingen und flog vor im. Er gieng dem Kogel
nach und meint, er wolt in sahen, und er zoch in so lang, das er in in denV?ald
bracht. Sa saß der Kogel uff einem Daum, und der Brüder stünd und hört im
zü. Und Hindennach gedacht er: ^Su müst gon helfen zü prim lüten.'
Sa er an das Kloster kam, da het flch das Kloster verendert, und kant keinen
me, und kant man in auch nit. Ser Apt fragt, wer er wer. Er sprach, er wer
nit me dan ein Stund da gestanden und Hel einem Kogel zügehört fingen. Sie
giengen über die Bücher und funden, das der Apt, von dem er sagt, in drü„
hundert Jaren nit gelebt het. Sie Zeit was er da gestanden, und het in Got
behüt vor Ungewitter und vor Hunger und vor Surst.
L.XXXVI. Ein geistlichen Mepen zü stecken
geistlichen Lüten uff den Meytag.
Von Ernst das 563»
Von rwigsr Sälikeit, wie flr fünf Ntsn Haven wollen.
wige Seligkeit würt zügegleicht einem schönen Baum uff
einem ebnen'Veg. Serselbig Baum stot in derMittin aller fcherpffesten
Sornen, der Baum hat vil hübscher Est, die Est sein vol Brossen und
allerlei Blümen und allerlei Krucht. Uff dem Baum fitzt die allerschönest und
hübschest Junckfrau, geziert zü dem allerbesten. Sie ist lieblich allen Menschen,
die hat bei ir alles, das dem Menschen begirlich ist, Gold, Silber, Edelgestein,
Essen, Trincken, Gesang und alle Seitenspil, die uff Erden sein. Sie Junckfrau
hat ire Augen geworffen uff ein Jüngling, den blicket fle an. Ser erlüstigt flch
in irer Anschawung,wan er ist speciosus forma pre filiis hominum. Sa kumen
vil Menschen, die sie Vegeren zü haben. Einer understot sie zü erwerben mit
grosem Güt und Gaben, und zögen ir vil Guldtn und Kleinetter, aber fle sehe
in nit an, wan alle Schetz sein bet ir. Ein anderer understot fle zü stelen, aber
fle wacht, und er mag nit zü ir kumen. Ser drit understat fle zü rauben mit
Gewalt, aber er hat denX?erckzüg nit und Instrument, als Hacken und Leitern
etc. Ser fierd understat fle zü ersteigen, und er fieng an durch die Sorn zü
schliessen, aber fle stachen in. Sas wolt er nit leiden und gat wider hinder flch
und kan nit zü der Junckfrawen kumen, wan er hat flch selber lieber dan fle
und wil nichtz leiden. Ser leist hat die Junckfrau lieber dan flch selös, und
 
Annotationen