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Die Gartenkunst — 15.1913

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Zur Jahreswende!
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Lensenberg, W.: Der neue Friedhof in Rostock-Damerow
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4

DIE GARTENKUNST.

XV, 1

Eingang des Friedhofs Rostock-Damerow.

Die Straße im Festschmuck stellt dem Garten-
beamten oft große, schwierige Aufgaben, die bisher
durchaus nicht immer einwandfrei gelöst wurden.

Mancherlei könnte ich noch aufzählen, was be-
sprechenswert ist und manches wird der eine oder andere
wissen, wovon überhaupt noch nicht gesprochen wurde.

Unsere Zeitschrift ist das feste Bindeglied zwischen
den Mitgliedern der Gesellschaft, sie ist Eigentum der
Gesellschaft und jeder Gesellschafter, der sich dazu
berufen fühlt, sollte sich an dem Ausbau derselben be-
teiligen, auf daß sie mehr noch als bisher ein Freund
und Führer sei allen denen, die dem Garten und der
Gartenkunst Interesse entgegenbringen.

Die Schriftleitung.

Der neue Friedhof in Rostock-Damerow.

Von Dr. W. Lesenberg.

Durch die Gestaltung ihres neuen Friedhofs ist
die Stadt Rostock in dieser jetzt so lebhaft von allen
vorausschauenden Städtewesen in Angriff genommenen
Frage den mecklenburgischen Städten mit ihrem Bei-
spiel vorangegangen.

Aus Anlaß der Mecklenburgischen Landesgewerbe-
und Industrie - Ausstellung vorigen Jahres mußte
bereits im Hinblick auf diese Anlage betont werden,
welche Bedeutung das Problem für die nächste Zu-
kunft haben werde und wie bedauerlich es sei, wenn
eine Stadt wie Schwerin in den neuen Teilen ihres
Friedhofs zu dem traurigsten Schematismus gegriffen
habe ■— offenbar ohne überhaupt an eine geschmack-
liche Lösung der Aufgabe zu denken. Dort wird nicht
nur das denkbar günstigste Terrassengelände in wunder-
voller Lage nicht im geringsten ausgenützt, wie auch

die ganzen reizvollen Möglichkeiten durch einfaches
Glattrasieren zu einem Brett vernichtet. Rostock
dagegen erhält in wenig begünstigter Umgebung durch
die Mittel künstlerischen Nachdenkens eine feinsinnige
Schöpfung, angemessen dem feierlich schönen Zwecke.

Die Gestaltung der Ruhestatt unserer Toten
ist letzten Endes eine Frage des Gemüts. Und da
ist es erstaunlich, zu welch’ harten Gefühllosigkeiten
eine Zeit kommen konnte, die immer nur praktisch,
mit dem Geldbeutel in der Hand dachte. Möglichst
große Belegung eines Gräber-„Ackers“, das war die
einzige Frage, und man teilte in kahlen Rechteck-
feldern das Ganze einfach schachbrettförmig auf. Gibt
es einen traurigeren Anblick wie so ein Paradefeld
weißer Steinkreuze und blankpolierter schwarzer Obe-
lisken und Säulenstümpfe?! Man denkt an Jasons
Saat eherner Männer, die aus dem Boden wuchsen, um
sich gegenseitig zu zerfleischen. Ist das eine Stätte
des Friedens für unsere teuren Toten? — Ein Rück-
schlag erfolgte: man nahm auch für diese Anlagen
das Prinzip des „landschaftlichen“ Parkes an mit
Schlängelwegen und malerisch verteiltem Baumschlag.
Der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg bietet das
reifste Beispiel. Doch es ergaben sich da doch recht
große Mängel: die geringe Belegungsmöglichkeit, die
schwere Orientierung und — was künstlerisch am
schwersten ins Gewicht fällt —■ die Verwischung der
eigentlichen Bestimmung als Friedhof! Man wandelt
in einem Parke und ist fast erstaunt, hier und dort
Grabsteine auftauchen zu sehen. Das soll nicht sein.
Der eigentliche Zweck muß sich stets aufs schärfste
ausprägen.

In letzter Zeit nun machte der Friedhof die Wande-
lung unserer Gärten mit. Der architektonische Garten,
 
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