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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 8
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Gienapp, Emil: Von Primeln oder Schlüsselblumen (Primula)
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Müller, J. F.: Rheinuferanlagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0124

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116

DIE .GARTENKUNST.

XV, 8

Frühlingsprimeln am Bachrande. Aufnahme von E. Gienapp, Hamburg.

sener Gesellschaftpflanzung einem farbenreichen Blüten-
teppich gleicht.

Außer den hier angeführten Primelarten sind noch
eine Anzahl anderer Arten oder deren Formen bekannt;
sie sind aber weniger gärtnerisch als botanisch
wertvoll, so daß sie als volksbeliebte Gartenpflanzen
nicht sonderlich in Betracht kommen. Indessen ge-
nügen die hier beschriebenen Arten auch vollkommen,
dem Gartenfreunde seinen Besitz mit Winterhärten
Florblumen farbenprächtig zu schmücken und dem
Landschaftsgärtner wertvolle Mittel zur Bereicherung
der bodenbedeckenden Pflanzenvegetation zur Ver-
fügung zu stellen, um diese abwechselnd und originell
zu gestalten. _

Rheinuferanlagen.

Von J. F. Müller, Proskau.

Die Tatsache, daß der unter künstlerischen Ge-
sichtspunkten angelegte Garten erst
dann recht zur Geltung kommt, wenn
man ihn'in den Gegensatz bringt
zur freien, nicht idealisierten Natur,
wird besonders klar bei dem
Problem der Gestaltung von Ufer-
anlagen. Eine allgemein gültige Lö-
sung desselben kann natürlich nicht
gegeben werden. Denn es'wird eine
Uferanlage in der Großstadt, aus der
das Landschaftsbild oft vollständig
verdrängt ist, eine andere sein, als
in einem der kleinen Rheinstädt-
chen, von deren Ufer aus man meist
ein geschlossenes Landschaftsbild
genießen kann. Ziehen wir ein paar
Beispiele heran. Man wird so den
deutschen Künstlern in Rom nicht

Unrecht geben können, wenn sie
dafür eintraten, daß das letzte Stück
des Tiberufers, das die Ingenieure
der Kaibauten in der Nähe der
Engelsburg ungemauert gelassen
hatten, gewissermaßen als ein Natur-
denkmal erhalten bleiben sollte, als
ein Zeuge des alten und des mittel-
alterlichen Rom. Man wird von
demselben Gesichtspunkte aus ver-
stehen, daß die Elbwiesen in Dres-
den in ihrer Natürlichkeit und Ein-
fachheit den großstädtischen Ufer-
bauten der gegenüberliegenden
Brühlschen Terrasse eine gute Kon-
trastwirkung verschaffen; wird man
also am Flußufer in der Großstadt,
wenn es der Schiffahrtsverhältnisse
wegen angängig ist, gut tun, das
landschaftliche Motiv zu wählen, so
wird das bei den städtischen Sied-
lungen, die ganz und gar von der landschaftlichen
Umgebung beherrscht werden, die völlig im Land-
schaftsbilde aufgehen, nicht der Fall sein dürfen.

Gerade an den Rheinuferanlagen ist in dieser Be-
ziehung nach dem Urteil erfahrener Gartenfachmänner
viel gesündigt worden. Nehmen wir z. B. den Fall,
wie- er sich in Rüdesheim zeigt (Abb. i). Ein idealisiertes
Landschaftsbild mit Gehölzkulissen, Weiher, Felsgruppe,
zeigt sich dem am Ufer entlang gehenden Beschauer
zur Linken, während, er bei einer geringen Drehung
des Kopfes in die weite Rheinlandschaft hineinsieht.
Diese Landschaft stellt sich deshalb nicht einmal in
den schärfsten Gegensatz zur soeben betrachteten
kleinen Landschaft, da sie eine Kulturlandschaft ist,
die Rebhügel, Wiesen, Pappelpflanzungen am Ufer
zeigt. Ich meine, diese Rheinlandschaft fordert dazu
heraus, eine rhythmisch streng gegliederte Uferanlage
zu schaffen. Eine geschnittene Baumallee, wie wir sie
in Eltville (Abb. 2) oder Königswinter sehen, wird

Frühlingsprimeln als Uferpflanzung. Aufnahme von E. Gienapp, Hamburg.
 
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