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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 16
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Barth, Erwin: Die richtige Verwendung von Blumen im Garten: Vortrag, gehalten auf der Haupt-Versammlung der "Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst" in Breslau
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Mertens, Walter: Ein Ausstellungsgarten aus Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0247

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XV, 16

DIE GARTENKUNST.

239

anzulegen sein. Je breiter die Blumenpflanzung ist,
desto wirkungsvoller ist sie und desto leichter kann
man sie unterhalten. Man soll nicht wirr durchein-
ander pflanzen; sowohl in der Höhe, wie auch in der
Farbe muß ein gewisser Rhythmus herrschen. Die Zu-
sammenstellung von Ergänzungsfarben, z. B. Blau und
Orange usw., wirkt dabei immer gut, die feinsten
Farbeneffekte ergibt sie jedoch nicht. Der Geschmack
des einzelnen kann hier zur Geltung kommen.

Die gemischten Rabatten haben den großen Vor-
teil, daß man auf ihnen eine große Anzahl der ver-
schiedensten Stauden, Blumenzwiebeln, Alpenpflanzen
und Sommerblumen vereinigen kann, welche sonst
schwer unterzubringen sind. Sie geben dem Beschauer
Gelegenheit, viele verschiedene Pflanzenarten zu be-
obachten, dienen also zur Belehrung und bieten reiche
Abwechselung.

Drittens können wir die Blumen sowohl im Aufriß,
wie im Grundriß in strenger Form halten. Wir kommen
damit zur gebräuchlichsten Form, zu den Blumenbeeten.

Je einfacher die Form der Beete ist, desto besser
kommen die Blumen zur Geltung. Rechteck, Quadrat,
Kreis und Ellipse sind am zweckmäßigsten. Die ver-
schnörkelten Formen, wie sie noch vor kurzem üblich
waren, sind in der Regel zu verwerfen. Anders ist es
mit den Teppichbeeten, welche mehr durch Blattfarbe,
wie durch die Farbe der Blumen wirken. Ihre Er-
läuterung gehört nicht hierher.

Die Blumenbeete werden meistens einfarbig ge-
halten ; um sie von der Umgebung abzuheben, kann
man sie mit einer hellen Pflanze einfassen. Auch hier sind
mit Vorteil die Ergänzungsfarben gegenüber zu stellen.

Bei genügender Breite wirken diese Beete stets gut;
sie sind aber nicht ohne Langweiligkeit, wenn man, wie in
einigen Städten, nur diese eine Art von Beeten sieht.

Innerhalb der Beete selbst kann Abwechselung
geschaffen werden, indem man die Grundfarbe durch
andere Farben belebt. Oft genügt es, wenn man die
Grundfarbe nur mit einer gleichen in einem helleren
oder dunkleren Ton mischt, z. B. dunkelrot mit hell-
rot oder dunkelblau mit hellblau. Besonders stark
brennende Farben, z. B. das Ziegelrot der Salvien,
werden durch reines Weiß gemildert, das Dunkelblau
der Heliotrop durch weiß belebt.

Eine besonders farbenfreudige und wirklich blumige
Wirkung kann man durch regelmäßige Mischung aller
Farben erzielen; hierbei muß aber mit Überlegung
vorgegangen werden. Nicht zusammenpassende Farben
müssen durch weiß getrennt werden. Gute Zusammen-
stellungen dieser Art haben wir im vorigen Jahre auf
der Studienreise in den alten französischen Gärten,
namentlich in Veaux le vicomte gesehen.

Zum Schluß soll kurz auf die Verwendung von
Blumen in Gefäßen, in Schalen und Kästen einge-
gangen werden.

Man wird sie meistens dort verwenden, wo Blumen-
beete nicht genügend Platz haben oder aus irgend-
welchen Gründen nicht zu halten sind. Sie sind be-

sonders auf Mauern und Treppenrampen angebracht,
um in die Steifheit solcher Anlagen eine malerische
Verwickelung und Farbenwirkung zu bringen. Auch
an breiten, verkehrsreichen Promenaden kann man mit
gutem Erfolge Blumenschalen an Stelle von Blumen-
beeten aufstellen; sie haben letzteren gegenüber den
praktischen Vorteil, daß die Blumen leichter ausge-
wechselt werden können, und daß die Blumen dort nicht
so leicht der Zerstörung durch Hunde zum Opfer fallen.

Wenn wir einen Vergleich des Blumenschmuckes
in deutschen Gärten mit dem anderer Länder, z. B.
England und Frankreich, ziehen, so glaube ich nicht
ohne Recht sagen zu dürfen: Deutschland hat jetzt
die anderen Länder zum Teil überholt. Während noch
vor wenigen Jahren die deutschen Gärtner nach dem
Auslande, besonders nach England gingen, um dort
die Verwendung der Blumen zu erlernen, so können jetzt
schon die Ausländer kommen, um von uns zu lernen.

Mögen die deutschen Gärtner auf dem Gebiete
des Blumenschmuckes in gleicher Weise vorwärts
arbeiten, wie sie es in den letzten Jahren getan haben.

Ein Ausstellungsgarten aus Breslau.

Von Walter Mertens, Zürich.

Unter den vielen Sondergärten der großen Bres-
lauer Ausstellung verdient der von Architekt Paul
Schmitthenner entworfene (Abb. i), von Arthur
Seidel, Breslau bepflanzte Garten der Carlowitzer Eigen-
heim-Baugesellschaft ganz besondere Beachtung. Etwas
abseits vom Hauptweg gelegen, nach außen im Gegen-
satz zu den andern Ausstellungsgärten dicht abge-
schlossen, kann er nach Form und Inhalt mit einem
fein gearbeiteten Schatzkästlein verglichen werden.

Vor Erstellung des Gartens waren auf dem Terrain
mehrere alte Bäume als Vorläufer dichter Baumgruppen
sowie eine Dornhecke vorhanden. Der Architekt hat
nun vorzüglich verstanden, den Garten in den prächtigen
Parkhintergrund einzubetten und die einzelnen Pflanzen
mit seinen Gartenbildern zu verweben.

Schon durch die liebevolle Behandlung des Garten-
einganges (Abb. 2) wird der Besucher angezogen und
gefesselt. In einer von kräftigen Mauerpfeilern ein-
gerahmten Nische ist die kunstvoll geschmiedete Garten-
türe eingefügt. Zu beiden Seiten des Eingangs laden
kleine Steinbänke zur Ruhe ein, die Mauerpfeiler sind
geschmückt mit reizenden Kindergruppen von Bild-
hauer Hilger; das Ganze, überschattet von alten Bäumen,
atmet behaglich-fröhliche Gartenstimmung.

Über einige Stufen gelangt man an farbig diskret
gehaltenen, leis duftenden Resedabeeten entlang zur
geräumigen Terrasse mit Gartenhaus (Abb. 3).

Gut ist von hier die klare Gliederung des Gartens
zu überblicken. Vor uns liegt der zum Lustwandeln ge-
schaffene sonnige Rasengarten, während seitlich mehrere
Stufen zum vertieften Brunnenhof hinunter führen. In
unserem Rücken steht vor schönem Baumhintergrund
 
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