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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 18
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Staehle, Karl: Reiseerinnerungen an den Sommer 1913
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Heicke, Karl: Die Breslauer Gartenbau-Ausstellung zur Jahrhundertfeier, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0281

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XV, 18

DIE GARTENKUNST.

273

Vieh. Diese Form des Waldes ist
sicher auch für den Stadtparkwald
anzuwenden und daß ihr die Schön-
heit nicht mangelt, das zeigte sich
mir so recht, wie ich in der Nähe
der vielbesuchten Externsteine durch
solch einen Hutewald schritt (Bild 5).

Wer Stadtwälder auszugestalten
berufen ist, der mache seine Studien
im Teutoburger Wald. Die Schön-
heit des Waldes wird sich ihm dort
wunderbar erschließen.

Die Breslauer Gartenbau-
Ausstellung zur Jahr-
hundertfeier.

Von Heicke, Frankfurt a. M.

3. Neuzeitliche Sondergärten.

Die Gepflogenheit des letzten
Jahrzehnts, Pflanzen auf Ausstel-
lungen nicht lediglich als Betriebs-
erz'eugnisse der Gärtnereien zurSchau
zu stellen, sondern sie gleichzeitig in ihren Verwendungs-
möglichkeiten, insbesondere als Material in der Hand des
Gartengestalters zu zeigen, hat in technischer und künst-
lerischer Beziehung der Breslauer Ausstellung neben
der architektonischen Gesamtanordnung das Gepräge
verliehen. Sondergärten, wo man hinblickte', und
überall der Pflanzenzüchter sich der Idee des Garten-
gestalters unterordnend! Nicht zu seinem Schaden,
denn die Erzeugnisse unserer Baumschulen, Rosen- und

Ausstellung Breslau: Ansicht aus dem engl. Staudengarten von Paul Platt, Breslau.

haft erinnert. Der Schönheitswald, wie er uns von
Herrn Schneider in vielen Lichtbildern gezeigt- wurde,
hier fand ich ihn auch in einer Urwüchsigkeit und
einem vollendeten malerischen Aufbau, wie ich ihn
so vollkommen noch nirgends in natura sah. Einen
schwachen Begriff nur kann das hier vorgeführte Bild
geben (Bild 4). Wenn man vom vielgerühmten deutschen
Walde das Ideal suchen wollte, hier war es. Der
Waldboden ist überdeckt von Adlerfarn und Moosen.

An trockenen Stellen stehen Wach-
holderbüsche, die von der nahen
Heide auch in den Wald sich begeben
haben. Gewaltige Eichen in freier
Ausdehnung, eine jede ein stolzer
Vertreter ihrer Art, überschatten
das Unterholz. Kiefern- und Fich-
tenbestände sind eingestreut und
geben dem Blick in die Tiefe des
Waldes jene düstere und ernste Stim-
mung, die uns auf Böcklins Bild
„Das Schweigen im Walde“ so mäch-
tig ergreift.

Wo aber ein Sonnenstrahl das
Schwarzgrün des Nadelgezweiges
durchbricht, da entsteht ein smarag-
dener Farbenfleck über üppige Moos-
polster gebreitet oder der Stamm
eines Waldriesen erhellt, als stünde
dort eine menschliche Figur.

Der Hutewald, wie er auch in
Breslau erwähnt wurde, ist im Lip-
pischen häufig zu treffen. Unter viel-
hundertjährigen Eichen weidet das Ausstellung Breslau: Ansicht aus][dem engl. Staudengarten von Paul Hätt, Breslau.
 
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