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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 1
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Encke, Fritz: Über den Wert der Anpflanzungen auf Schulhöfen
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Tagesgeschichte
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Personalnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0024

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16

DIE GARTENKUNST.

XV, 1

den pflanzlichen Inhalt des Schulhofes kennen zu lernen
und selbst Beobachtungen daran zu machen; wenn er
die Aussaat ihm geeignet erscheinender einjähriger Ge-
wächse selbst bewirkt oder veranlaßt und ihre Pflege
mit den Schülern mindestens beobachtet wenn nicht
selbst betreibt, ist es möglich, der Bepflanzung des
Schulhofes neben ihrer ästhetischen und allgemein ethi-
schen Bedeutung auch einen praktischen Nutzen für
den Unterricht abzugewinnen.

Aber gehen denn die biologischen und morpho-
logischen Beobachtungen, auf welche ich hingewiesen
habe, nicht über den Unterrichtsplan der Volksschule
hinaus? — Sei es! Wenn der Lehrer den Schülern ge-
wissermaßen als Anschauungsunterricht die gerade an
den Pflanzen so leicht zu beobachtenden Einrichtungen
und Lebensäußerungen zeigt, hält er ihnen eine gern
aufgenommene, eindringliche Predigt über die Größe
der Schöpfung und die Weisheit des Schöpfers.

Tagesgeschichte.

Die Gartenbauwoche in Wien,

welche von der k. k. Gartenbaugesellschaft (in den 2 letzten
Tagen im Verein mit der Österr. Obstbau- und Pomologen-
Gesellschaft) veranstaltet wurde, nahm vom 9.—14. Dezember
1911 einen überaus befriedigenden Verlauf. Es hat sich dabei
um etwas ganz anderes gehandelt, als bei der Deutschen
Gartenbauwoche in Bonn. Die österreichische Veranstaltung
bestand im wesentlichen aus Lehrvorträgen für Gärtner. Man
wollte allen Gärtnern Österreichs Gelegenheit geben, sich
einen Überblick über das Wissenswerte auf allen Einzelgebieten
ihres Berufes zu verschaffen, indem man von bedeutenden
Fachleuten Vorträge über die wichtigsten Gebiete der Gärtnerei
halten ließ. Diese Vorträge fanden an den Vormittagen statt,
während die Nachmittage zumeist Ausflügen gewidmet waren.

Wenn man bedenkt, wie zersplittert der Gartenbau in
Österreich ist, und wie sehr es bis jetzt an einer Stelle gefehlt
hat, von welcher wirksame Anregung zur Hebung und Förde-
rung des Berufes ausgingen, so muß die ernste Teilnahme
von fast 200 Fachleuten an dieser Gartenbauwoche überraschen.
Der etwas kleine Saal war stets zum Erdrücken voll und alle
Teilnehmer folgten mit grösster Hingabe den zumeist recht
guten und wertvollen Darbietungen der Vortragenden. Es
sprachen unter anderen Hofrat Professor von Wettstein über
„Blumenzucht an der Adria“, Hofgartendirektor Umlauft über
„Blumenzwiebelzucht“, Professor von Tschermak über „Men-
delismus“, Professor Molisch über „Moderne Treibverfahren“,
Hofgärtner Wolff über „Neue Kulturverfahren“, Regierungsrat
Lauche über „Handelsverträge“ u. a. m. Besonders seien her-
vorgehoben die Vorträge des Schöpfers und Leiters der ganzen
Veranstaltung, Generalsekretär Dr. Schechner über „Gesetz-
gebung im Gartenbau“. Alles in allem bekamen die Hörer
einen vollen Einblick in den heutigen Stand der wichtigsten
Gebiete ihres Berufes, zum Teil unterstützt durch gute Licht-
bilder, welche besonders bei dem Vortrage von K. Foerster
über „Stauden“ hervorragend schön waren. Es ist unmöglich,
auf Einzelheiten näher einzugehen. Es genüge, wenn wir her-
vorheben, daß Österreichs Gartenbau seinen Platz an der Sonne
zu suchen beginnt. Er wird im Auslande vielfach unterschätzt,
wozu wohl die leider auch jetzt noch vorhandenen nationalen
und anderen Gegensätze in der Gärtnerschaft beitragen. Man
kann nur wünschen, daß diese Gartenbauwoche der Beginn
einer langen Zeit zielbewußten und verständnisvollen Hand- in-
Handgehens aller österreichischen Gärtner sein möge. Wie
wenig aber gewisse Wiener Gartenkreise die Bedeutung die-

ser Veranstaltung zu Würdigen wußten, bewies das Fernbleiben
der Stadtgartenverwaltung. Sie beteiligte sich allein dadurch,
daß sie den Teilnehmern der Gartenbauwoche bei einer Besich-
tigung des neuen „Türkenschanzparkes“ an die Hand ging. Da
diese Anlage nur als ein „Gegenbeispiel“ anzusehen ist, so
schnitt die Gartenkunst auf der Veranstaltung sehr wenig gut
ab, weil auch der Vortragende über Gartengestaltung sein
Thema nicht recht eindrucksvoll zu behandeln wußte. Vielleicht
erwacht auch im Laufe der nächsten Zeit die Wiener Stadtgarten-
verwaltung aus ihrem Schlafe und beginnt einzusehen, daß ge-
sunde Pflanzen, grüner Rasen und treffliche Wege allein noch
keine Anlagen darstellen, wie wir sie heute von einer Stadt
fordern müssen, die eine Million jährlich dafür opfern kann.

In Deutschland kann man das gesunde Aufstreben des
österreichischen Gartenbaues nur mit Freude begrüßen. Viel-
leicht kommt bald die Zeit, wo die deutsche Gartenbaugesellschaft
und die anderen Gartenbaugesellschaften im Reiche von den
Wienern lernen können, welche Aufgaben eine Gartenbau-Ge-
gesellschaft zu lösen hat. Camillo Schneider, Wien.

Die Königl. Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in
Geisenheim a. Rh. hat im Ausbau ihres Lehrplanes eine weitere
etatsmäßige Lehrerstelle zum Unterricht in der Gartengestal-
tung und den damit im Zusammenhang stehenden Fächern
eingerichtet, wohl in der Erkenntnis, daß dies Fach auf der
sonst so mustergültig ausgebauten Anstalt bisher etwas stief-
mütterlich behandelt wurde. Diese Lehrstelle wurde Herrn
städtischen Garteninspektor Glogau in Hannover übertragen.
Herr Glogau, den Mitgliedern unserer Gesellschaft wohl in der
Erinnerung aus seiner Tätigkeit als Schriftführer der „D. G. f. G.“
ist wohl bekannt durch seine ausgesprochene Rednergabe und
seine schriftstellerische Tätigkeit. Beide Eigenschaften werden
Herrn Glogau in seinem neuen Amte wohl zu statten kommen.

Wir glauben, daß die Königl. Lehranstalt in der Berufung
des Herrn Glogau auf den neu eingerichteten Lehrposten eine
glückliche und gute Wahl getroffen hat, zumal uns persönlich
bekannt ist, daß Herr Glogau eine ausgesprochene Neigung
und Befähigung gerade für diesen Beruf hat.

Wir wünschen der Lehrtätigkeit des Herrn Glogau, auf
diesem zur Heranbildung unseres Nachwuchses so außerordent-
lich wichtigen Posten, einen vollen Erfolg. Möge Herr Glogau
eine rechte Befriedigung in Ausübung seines neuen Amtes finden
und mögen vor allem die Zöglinge der Anstalt unter seiner
Leitung tüchtige Leistungen auf dem Gebiete der Garten-
gestaltung vor sich bringen.

Berichtigung. Der Artikel „Rothenburg o. d. T.“ in Heft
Nr. 24, Jahrg. 1912, stammt von Herrn Gartenarchitekt Berz,
in Firma Berz & Schwede in Stuttgart.

Personalnachrichten.

Dillis, Leonhard, Inspektor des Botanischen Gartens in
München, wurde zum Oberinspektor befördert.

Glogau, Arthur, städtischer Garteninspektor in Hannover,
wurde als Lehrer für Gartenkunst an die Kgl. Lehranstalt für
Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim berufen.

Haupt, Kgl. Gartenbaudirektor in Brieg, bekannt durch
seine bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiete der Treiberei
und des Gewächshausbau’s starb am 7. Dezember 1912 in Brieg
im Alter von 73 Jahren.

Hohlfelder, Peter, Garteningenieur in München, wurde zum
etatsmäßigen Inspektor des neuen botanischen Gartens in
München ernannt.

Professor Dr. Ritter Otto von Falke, Direktor der Samm-
lungen des Kgl. Kunstgewerbe-Museums zu Berlin und

Dr. Peter Jessen, Direktor der Bibliothek des Kgl. Kunst-
gewerbe-Museums zu Berlin sind zu Geheimen Regierungs-
räten ernannt worden.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoeraann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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