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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 3
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Staehle, Karl: Der beamtete Gartenkünstler in Mittelstädten und die Ausbildungsfrage
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Tagesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0047

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XV, 3

DIE GARTENKUNST.

39

nein, das genügt nicht, es soll „verschönt“ werden.
Solchem Ansinnen wird ein Gartenkünstler nicht ent-
sprechen können. Seine Aufgabe ist es, den Bürgern
die Augen zu öffnen für die Schönheit ihrer Heimat.

Das Bestreben mittlerer Städte mitunter den Groß-
städten es gleichtun zu wollen, erfordert eines Garten-
künstlers ganzes Geschick den rechten Weg für die
ihm zugestellten Aufgaben zu zeigen. Er wird es nicht
für angemessen finden, wenn an einer Stelle sich Prunk
entfaltet und an anderer Stelle überall der Mangel
künstlerischer Durchbildung zu sehen ist.

Weit mehr noch als in Großstädten kann in Mittel-
städten das Zusammenarbeiten der künstlerischen Kräfte
der Stadtverwaltung zu einem ersprießlichen Resultat
führen, da jeder persönliche Fühlung mit dem andern
hat und der so trockene Aktenweg vermieden werden
kann. Man sieht sich ja beinahe täglich auf der Straße,
bei sonstigen Anlässen. Es kann sich hier ein durchaus
herzliches, kameradschaftliches Arbeiten ergeben, einer
läßt den andern an seinen Ideen teilnehmen, einer schätzt
im andern einen Förderer zum gemeinsamen Ziel, der
Stadt ihr kunstvolles, eigenartiges Gepräge zu geben. Ist
der Gartenbeamte Nichtkünstler, dann scheidet er aus
solchem Verkehr aus und wird entweder nur aus-
führendes Organ eines zielbewußten anderen Verwal-
tungsbeamten oder gar — besteht er auf seinen Ressort-
rechten — ein Hemmnis für den künstlerischen Städte-
bau. Ja, ich möchte noch weiter gehen. Das gesunde
Urteil eines künstlerischen Gartenbeamten kann auch
in künstlerischen Fragen, die ganz allgemeiner Natur
sind, ein gern gehörtes werden. Sind doch die Grund-
sätze seiner gartenkünstlerischen Anschauung ähnlich
denen verwandter Künste, der Architektur, der Plastik,
er besitzt Sinn für Schönheit und darf so sich wohl
auch die Kritik an außerberuflichen städtischen oder
privaten Kunstinteressen erlauben.

Bei solchen Fähigkeiten wird der Gartenbeamte
einer Mittelstadt eine geachtete Stellung sich erringen,
er wird, was noch mehr bedeutet, eine innere Be-
friedigung verspüren und nur ungern sein Arbeitsfeld
verlassen, weil er sich verwachsen fühlt .mit dem, Was
seine Hand an Keimen gelegt hat und was hoffnungs-
freudig unter seiner Obhut zu sprießen begonnen hat.

Ich möchte wünschen, daß meine Zeilen von der
Notwendigkeit einer ebenso tüchtigen praktischen wie
künstlerischen Ausbildung des Nachwuchses der Garten-
künstler überzeugt haben, damit .die allenthalben auf-
kommenden gartenkünstlerischen Aufgaben der Mittel-
städte die rechten Gartenbeamten finden mögen.

Tagesgeschichte.

Versammlung von Mitgliedern des Deutschen Pomologen-
Vereins und von Vertretern des Deutschen Obstbaues in Berlin

am Dienstag, den t8. Februar, nachmittags, 3 Uhr, im Bankett-
saal des Weinhauses Rheingold, Berlin W. 9, Potsdamerstraße 3.
Verhandlungsgegenstände : 1. Diesjährige Mindestpreise für
Beerenobst, Sauerkirschen, Mirabellen und Reineclauden. Re-

ferent: Herr Obstplantagenbesitzer C. W. Mietzsch in Nieder-
sedlitz. 2. Beteiligung der Obstverkaufs-Vermittelungsstellen
an der Aufgabe, die Mindestpreise überall und noch erfolgreicher
als im Jahre 1912 inne zu halten und auch an anderen Auf.
gaben für den sicheren und lohnenden Obstabsatz zu sorgen-
Referent: Herr Freiherr von Solemacher-Antweiler, Vor-
sitzender des Verbandes der Obst- und Gartenbauvereine im
Bezirke der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz.
3. Die Durchführung von Obstbaum - Düngungsversuchen. Re-
ferent: Herr Kgl. Garteninspektor K. Huber, Direktor der
Obstbaulehranstalt in Oberzwehren bei Cassel.

Internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg. Zu

unserer Notiz über die in Petersburg zur Dreihundertjahrfeier
des Hauses Romanow geplante Internationale Gartenbau-Aus-
stellung schreibt uns die Ständige Ausstellungskommission für
die Deutsche Industrie, daß die von der Kaiserlich Russischen
Gartenbau-Gesellschaft projektierte Veranstaltung nicht 1913,
sondern erst im Mai 1914 stattfinden wird. Zu diesem Termin
wird auch das gegenwärtig im Bau begriffene ständige Aus-
stellungsgebäude fertig sein, das von der Gesellschaft im
Taurischen Garten aufgeführt wird. Die Ausstellung wird
voraussichtlich recht bedeutenden Umfang erhalten, auch für
die deutsche Industrie dürfte sich eine rege Beteiligung ein-
schlägiger Kreise wohl empfehlen. Die Ausstellungsdruck-
sachen können an der Geschäftsstelle der ständigen Ausstellungs-
kommission (Berlin NW, Roonstrasse x) eingesehen werden.

Die Begräbnisdeputation in Dortmund veranstaltet in der
Zeit von Mitte Mai bis Oktober d. Jrs. auf dem Ostenfriedhofe
eine Ausstellung moderner Grabmäler. Die Beteiligung ist
bis jetzt eine rege, da auch der hiesige Architektenverein
tätig mitwirkt. Zur Erweiterung der Ausstellung ist aber er-
wünscht, daß auch auswärtige Firmen sich an der Ausstellung
beteiligen. Ein großes Absatzgebiet guter moderner Arbeiten
ist reichlich vorhanden, da die Ausstellung ihrer zentralen
Lage wegen viel aus der Umgebung besucht werden wird.
Nähere Auskunft wird bereitwilligst erteilt.

Das Ergebnis des Preisausschreibens zur Erlangung von
Entwürfen für einen Zentralfriedhof der Stadt Erfurt war folgen-
des: Das Preisgericht tagte am 19. und 20. Januar d. Jrs.
und hat unter 50 rechtzeitig eingegangenen Arbeiten folgende
Preise zur Verteilung gebracht: Je 35O0 M.: 1. der Arbeit
mit dem Kennwort „Mors janua vitae“, Verfasser Professor
Paul Meißner in Darmstadt; 2. der Arbeit mit dem Kenn-
zeichen „Wappen der Stadt Erfurt“, Verfasser Gartenarchitekt
Wilh. Hennings, Hannover, Mitarbeiter Richard Pfennig, Han-
nover. Je 2000 M.: 1. der Arbeit mit dem Kennwort „Auf
freiem Felde“, Verfasser Gartenarchitekt J. P. Großmann, Dres-
den und Architekt Hans Sandig, Dresden; 2. der Arbeit mit
dem Kennwort „Domachse“, Verfasser Gartenarchitekt Lilien-
fein, Sutttgart, Stadtbaumeister A. Roepert, Pforzheim und
Architekt Müller, Pforzheim. Die Arbeit mit dem Kennzeichen
,,R. J. P.“, Verfasser Architekt W. Meyer, Dresden wurde vom
Preisgericht zum Ankauf empfohlen. Die eingegangenen Ent-
würfe sind in der Zeit vom 28. Januar bis einschl. 8. Februar
d. Jrs. in den Stunden von 10 bis 1 Uhr im Rathaus-Festsaal
öffentlich ausgestellt.

Der Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für einen
Rosenpark mit Rosarium in Berlin-Britz hatte folgendes Er-
gebnis. Erster Preis (2000 M.): Herr Harry Maaß, Garten-
inspektor in Lübeck; zweiter Preis (1000 M.): Herren Körner
& Brodersen, Inh. Gustav Körner, Berlin-Steglitz und Herr
-Architekt C, Wendt-Berlin; dritter Preis: Herr Gartenarchitekt
J. Kumpan im Hause Jacob Ochs in Hamburg; angekauft wurde
mit 300 M. die Arbeit der Herren Herrn. Foeth, Gartenarchitekt
in Cöln und Architekten Peter Recht und Paul Bachmann. Ein
ausführlicher Bericht wird hierüber in Kürze folgen.

Reichsverband für den Deutschen Gartenbau. Am 11. Januar
wurde in einer zahlreich besuchten Versammlung in Frank-
 
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