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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 15
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Heick, G.: Der Feldahorn
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Holland-Cunz, Otto: Die blühende Natur!
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0228

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220

DIE GARTENKUNST

XV, 15

Färbung der Blät-
ter, so seltsam
mir das auch
schien. Aber dann
erfahre ich beim
genauen Hinse-
hen, daß die Flü-
gel der Samen so
gefärbt sind und
zwar noch leuch-
tender, als sie in
der Ferne wir-
ken. Denn auch
die Blätter sind
rötlichbraun. Die
Flügel aber so
wunderbar. Wo
die Nüßchen, die
Samen sitzen,
herrscht noch et-
was sommer-

häufig. Auch die-
ser Feldahorn,
der, so viel ich
weiß, keine bo-
tanische Sonder-
bezeichnung hat,
ist eine Garten-
zier, denn gerade
die borkige Rin-
de, diese so ei-
gentümlich ge-
stalteten Zweige
und Aste wirken
recht malerisch.
Und so meine
ich, dürfte ich den
Feldahorn der Be-
achtung der Gar-
tenfreunde wohl
empfehlen.

liches Grün, dann
schwimmt ein
wenig Rot dazwischen, das verdichtet sich, bis an beiden
Enden ein reines Karmin die Herrschaft hat. Diese,
bei der herbstlichen Blattfärbung so seltene Tönung,
nimmt im Laufe der Herbsttage immer mehr zu, und
ist dann statt grün ein mattes gelb als Gegenfarbe
dazu gekommen. Abgeschnittene Zweige, deren Blätter,
die sich mit an der Farbenschönheit beteiligen, auch
wenn sie im Wasser stehen bald welk werden, behalten
die Samenfrüchte noch lange in der so eigenartigen
Färbung frisch.

Nun denke man eine solche Farbenzier im Garten,
im Park. Wie wird da das herbstliche Gartenbild,
wenn mit dem Feldahorn andere herbstbunte Laub-
hölzer aufleuchten, tiefe Eindrücke machen, wird bei
diesen Farben das Fehlen
der farbenfrohen Blumen
kaum merklich werden.

Aber gar zu bald versinkt
diese Freude in das Grau
später Herbsttage. Und
das doch auch nur für den,
der aus solchen späten
Ruhetagen nichts Gutes
und Schönes zu schöpfen
weiß.

Noch eine andere
schöne Eigentümlichkeit
weist der Feldahorn auf.

Es ist die Abart mit der
borkigen Rinde. Sie ist
nicht überall zu finden.

Ich habe sie in dem einen
Walde vergeblich gesucht,
in einem anderen dagegen
begegnete sie mir sehr

Corydalis solida. Aufnahme von O. Holland-Cunz, Godesberg.

Anemone nemorosa.

Aufnahme von O. Holland-Cunz, Godesberg.

Die blühende Natur!

Nun sind sie wieder da die herrlichen Tage, an
die wir im langen Winter so gerne dachten. Frühlings
Blütenbilder sind es, vorbildliche Naturszenerien, die
in ihrer Einfachheit und Geselligkeit jedes Menschen-
herz erfreuen müssen. Welch ein idealer Werkstoff
für unsere großen Volksgärten und für unsere Wald-
friedhöfe ! Und doch wie herzlich wenig sieht man
dergleichen. — Auf den Bildern ist es ja zu erkennen,
wie eine Art immer die ganze Fläche bedeckt, es ist
ein allmähliches Übergehen von einem zum andern
Motiv. Jedes Bild hat sein eigenes Ich, sein Indivi-
dualleben und das Nebeneinanderstellen ähnlicher

Bilder läßt sich beliebig
verlängern.

Noch ist das grüne
Laubdach nicht geschlos-
sen; noch kann die ur-
ewige, schaffende Sonne
ihre Strahlen bis auf den
Waldboden ungehindert
senden, da grünt und blüht
bereits das Buschwind-
röschen, Anemone nemo-
rosa, gleich einem Schleier
bedeckt das zarte Blatt-
gründen Waldboden. Tau-
sende Blüten schaukeln
sich im lauen Frühjahrs-
wind und dankbar schauen
sie gen Himmel empor.

Wie in der Mitte des
Bildes ersichtlich, sind be-
reits auch schon die grünen,
 
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