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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 22
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Staehle, Karl: Der grüne Kranz um die Stadt der tausendjährigen Rose
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Beitz, Georg: Zum Wettbewerb Hauptfriedhof Stuttgart-Canstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0344

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336

DIE GARTENKUNST.

XV, 22

Abb. 18. Hildesheim: Lupinen und Chrysantemum maximum am Seniorengraben.

mühle. Wieder ein Plätzchen, wie es eben nur Hildes-
heim haben kann.

Dort, wo der grüne Schmuck um Althildesheim in
die freie Landschaft sich hinausschiebt, im breiten Tal
der Innerste mit seinen saftigen Wiesen in der soge-
nannten „großen Venedig“ ist ein Blumengärtchen ge-
borgen auf drei Seiten von altem Baumwuchs, einge-
bettet. Würziger Duft kommt vom Wasser und den
Wiesen, auf denen große Herden von Vieh weiden, das
Lärmen einer emsig arbeitenden Stadt ist verklungen,
Feiertagsstimmung liegt über dem von Farbenjauchzern
erfüllten Fleckchen Erde. Die langverschmähten Som-
merblumen sind hier zu ihrem Recht
gekommen: Calendula, Tagetes, Gail-
lardia, Strohblumen, blaue Astern. Nie
sind die Freunde der farbigen Pho-
tographie hier mehr in Aufregung ge-
raten, als zu der Zeit, da im Sommer-
sönnenglanz die „große Venedig“ in
Farben erglühte (Bild’ 21).

Nur durch eine von alten, schiefen
Häusern bebaute Gasse getrennt setzt
sich der Wall mit Graben im Kalen-
bergergraben weiter fort und schließt
damit den Ring, um die Altstadt
(Bild 22). Zwischen den Linden dieses
Wallteiles wird der Dom mit seinen
grünen Dächern und seiner. Gold-
kuppel sichtbar. Jeder Schritt führt
zu neuen köstlichen Bildern auf die
Altstadt. In der Tiefe zur anderen
Seite das spiegelklare - Wasser des
Wallgrabens, der die stattliche Länge
von 700 Meter hat. Noch harrt hier
eine große Aufgabe, diesem Graben

durch reichere Umpflanzung eine ähn-
lichen Reiz zu verleihen wie es am
Seniorengraben in den letzten Jahren
erfolgte. Es liegt in der Art der
Hildesheimer Verhältnisse, daß nur
langsam Stück um Stück des grünen
Kranzes durchgearbeitet wird, aber
immer so, daß dann wirklich etwas
Beachtenswertes herauskommt. Und
das ist letzthin die Hauptsache.

Es ist ganz unmöglich, die Fülle
dessen, was Hildesheim mit seinem
Pflanzenschmuck bietet, im Rahmen
eines Aufsatzes aufzuführen. Solch
eine Stadt will erlebt und nicht be-
schrieben sein. Unauslöschlich ver-
bleiben dem Besucher die Erinne-
rungen an Plildesheim, weil kaum eine
andere Stadt im deutschen Lande die-
sen Reichtum an lieblichen Bildern
besitzt, die sich in der Vereinigung
der alten Architektur mit dem Pflan-
zenschmuck gebildet hat, so unge-
künstelt und doch so charaktervoll.
Kleinkunst in ganz gediegener, allerfeinster Beschaffen-
heit. Von den Plätzen bei den alten Kirchen, den Garten-
höfen, den bürgerlichen behäbigen Gärten mit den soreiz-
vollen Gartenpforten und Gartenhäuschen soll ein ander
Mal noch berichtet werden. Sie verdienen eine besondere
Abhandlung.

Zum Wettbewerb Hauptfriedhof Stuttgart-Cannstatt.

Von Beitz, Cöln-Meerheirn.

„Wer will bauen an der Straßen, muß die Leute reden
lassen.“ Das Sprichwort hat einen zwiespältigen Sinn. Wenn
es auch vornehmlich bedeuten soll, daß man sich in seinem

Abb. 17. Hildesheini: Banknische am Seniorengraben.
 
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