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Die Gartenkunst — 15.1913

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Nr. 6
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Rasch, Edgar: Das Teppichbeet
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Bildungsfragen - Standesfragen
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Hoemann, Reinhold: Schneerosen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28103#0094

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DIE GARTENKUNST.

XV, 6

in der Verwendung von Zierformen, um die Sache erst
im stillen bis zu einer genießbaren Reife zu entwickeln.
Den Garten als Ganzes haben wir ja unterdessen auch
wieder zu etwas Genießbarem gemacht. Um die Ent-
wickelung des Teppichbeetes hat sich aber niemand
gekümmert. Also wundern wir uns nicht, wenn der
alte Kitsch abgelehnt wird.

Nachdem sich die Bauformen ausgebildet haben,
arbeitet man heute wieder reicher. Ja es entstehen
architektonische Prunkstücke, welche dem herrlichsten
Barock weit überlegen sind.

Haben wir zu solchen Bauten streng regelmäßige
Parterres im Garten mit Blumen zu behandeln, so steht
der Verwendung des Teppichmotivs nichts im Wege.

Eins ist aber sicher, der Musteralbumstil hat da nichts
mehr zu suchen. Wenn wir hier nach Vorbildern suchen,
könnten wir wohl von alten Barockgärten lernen.

Vor allem ist auch in solchen Anlagen erst der Baum-
bestand, die Gartenarchitektur und der Rasen festzulegen.

Bei den Blumen soll auf harmonische Verteilung
im ganzen Garten vorerst Rücksicht genommen werden.
Es wirkt herzlich geschmacklos, wenn das Teppichbeet
den ganzen Blumenschmuck repräsentiert. Das Teppich-
motiv muß auch in die Gesamtplanung des betreffenden
Gartenteiles organisch eingewebt werden, wie wir es
noch in manchem schönen alten Hofgarten finden, wo
es sich über die ganze Fläche spinnt und der Rasen
förmlich ein Teil desselben ist.

Nur wer feinen architektonischen Formensinn hat,
wird sich an so einen Entwurf wagen können, welcher
sich ähnlich entwickelt, wie' eine kostbare Zimmer-
decke. Steigert sich der „Teppich“ in der Mitte oder
sonstwo zu reichen Gebilden, welche sich aus dem
übrigen Muster herausentwickeln, so kommt
da sicher etwas anderes heraus, als die protzigen
nichtssagenden üblichen Tortenbeete.

Vielleicht nimmt sich Wilhelm Kreis bei seinen
Gartenkunstschülern an der Düsseldorfer Kunstgewerbe-
schule der Sache auch etwas an? Wie wäre es,
hochverehrter Herr Professor?

Die Elemente bleiben die alten, die sich seit Jahr-
hunderten bewährt haben und wirklich gutes Neues wird
sich stets gut mit dem Vorhandenen verweben lassen.
Farbige Blattgewächse, Blumen in stillen, schönen, un-
aufdringlichen Farben, Buchsbaum, Efeu, Kübelpflanzen,
Rasen und rasenbildende Pflanzen, zierliche Wegstreifen
aus farbigem Steingrieß, Stein- und farbigen Marmor-
platten, Einfassungen aus gebranntem Ton, Terrakotten
in mancherlei Farben, welche mit den gewählten
Farbenakkorden schön zusammenklingen; Vasen und
Plastiken, Springbrunnen undWasserbecken mit farbigem
Grund und Einfassungen und so vieles, vieles andere
wird ein schönes Material der Teppichanlage abgeben.

Auch im regelmäßigen Garten wird das scheußliche
plumpe Teppichbeet verschwinden und einer feinsinnigen
großzügigen Teppichanlage Platz machen müssen.

Edgar Rasch, Stuttgart.

Bildungsfragen — Standesfragen.

Mit größtem Interesse habe ich in Nr. 3 der Gartenkunst
die Ausführungen der Herren Rasch- Stuttgart und S t a e h 1 e -
Hildesheim gelesen; sind es doch endlich einmal Worte, die
uns daran erinnern, daß wir Gärtner in erster Linie Praktiker
sind, und daß „der Künstler" in zweiter Linie kommt! Man
könnte fast glauben, daß heute nur noch ein raffinierter Zeichner,
der bestechende Perspektiven zeichnen und malen kann, genügt,
um einen wirklich schönen Garten zu schaffen. Denn fast aus-
schließlich in diesem Sinne lauten die Stellenangebote der
letzten Zeit. Was nützt mir ein schöner Garten auf dem
Papier, wenn er in Wirklichkeit so sehr versagt? Ich habe
des öfteren Gelegenheit, Gärten zu sehen, die von hervor-
ragenden Zeichenkünstlern angelegt, bezw. entworfen waren,
die diesen zum Teil gehörten, die aber vollständig versagten.
Es fehlt diesen Gärten eben das, was den schönen Garten
macht, und dies ist die gärtnerische Praxis und das Gefühl,
das Sichhineinversenkenkönnen in das Leben der Blumen
und Sträucher und Bäumen; und wer dies nicht kann, dem
nützen alle Zeichenkünste nichts und dem nützt auch nichts
die „Abschlußprüfung einer höheren Gartenbauschule“ und der
„staatlich diplomierte Gartenmeister“. Wie oft wird über die
Titelsucht ein absprechendes Urteil gefällt, nicht zum wenigsten
in Fachkreisen, und man schafft sogar noch neue Titel. Man
will unsern Stand heben und schafft einen solch fürchterlichen
Titel, trotzdem man weiß, daß so viel Wert auf einen „schönen“
Titel gelegt wird. „Gartenmeister“ bedeutet für das große
Publikum doch nicht mehr als „Straßenmeister“, und dieser
ist nichts weiter als „Arbeiter“, und dieser ist nicht gesell-
schaftsfähig.

Sehr beachtenswert ist der Vorschlag des Herrn Rasch,
jungen Gärtnern Gelegenheit zu geben, sich auf einem guten
Privatbureau die nötige Kenntnis und Bildung zu holen, und ganz
vereinzelt ist dies auch schon der Fall. Was wird aber aus
diesen „privaten“ Fachgenossen, wenn die Abschlußprüfung
und der staatlich diplomierte Gartenmeister sie nicht deckt?
Wäre es nicht viel richtiger, in Stellenangeboten vorzuschreiben,
die Bewerber haben den Nachweis zu bringen, daß sie da
und dort wirklich schöne Gärten ausgeführt haben, als nur
einfach den staatlich diplomierten Gartenmeister und schöne
Bilder als allein seligmachend hinzustellen? Und Hand aufs
Herz! Wer von unseren älteren Fachgenossen, die die Führung
übernommen haben, und die Hervorragendes leisten, könnte
diesen Forderungen genügen? Ich glaube nicht zuviel zu sagen,
wenn ich behaupte, kaum die Hälfte.

Nicht zuletzt kommt der Kostenpunkt der jetzt so sehr
verlangten Ausbildung auf den Gartenbauschulen, daran an-
schließend auf der Kunstgewerbe- bezw. Hochschule in Frage.
Welche Stadtverwaltung zahlt ihren Gartenbeamten ein Gehalt,
das zu den aufgewendeten Kosten der Ausbildung im Ver-
hältnis steht, und gibt ihnen die Stellung auch nach außen hin,
die sie auf Grund der Ausbildung beanspruchen können, und
die einem Beamten des Bauamts mit gleichem Bildungsgang
ohne weiteres eingeräumt wird? Und was soll man dazu
sagen, wenn von einem Beamten der Gartenverwaltung, der
die „Abschlußprüfung auf einer höheren Gartenbauschule“ be-
standen und der den „Kgl. geprüften Obergärtner“ besitzt,
verlangt wird, daß er auch noch das Examen eines Stadt-
sekretärs ablegen muß, um in eine höhere Gehaltsklasse zu
kommen ? Da wären wir ja bald beim Militäranwärter ange-
langt! Und dies geschieht gleichzeitig mit den allseitigen Be-
strebungen zur Hebung unseres Standes anno 1912.

Kiehl, Saaleck.

Schneerosen.

Seit einer Reihe von Jahren ist es zur Mode geworden,
junge Fichtenbäumchen (Picea excelsa) zur Bepflanzung
der Balkonkästen während der Dauer der Wintermonate
zu verwenden. In der Tat schmücken die grünen Bäum-
chen ja die sonst leeren Kästen, aber mir persönlich hat
 
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